Events, Trends und Reportagen für die Rhein-Ruhr-Region
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Dezember 2022 - coolibri

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10 | Im Gespräch Markus

10 | Im Gespräch Markus Krebs: „Ganz weg? Das könnte ich nicht.“ Foto: Manuel Dorn „MAN MUSS DAS BESTE DRAUS MACHEN“ In seinem neuen Buch „Da komm ich von wech: Mein Ruhrpott – die geilste Stadt der Welt“ nimmt der Duisburger COMEDIAN MARKUS KREBS die Leser mit auf eine humorvolle Reise durch seine Heimat. Robert Targan hat mit ihm über diese Reise gesprochen. Was hat Dich dazu motiviert, ein Buch über Deine Liebe zum Ruhrgebiet zu schreiben, Markus? Da meine Bühnenkarriere erst spät startete, war es wichtig, sich ein Standing in der Szene zu erarbeiten. Als das geschafft war, erschienen meine ersten zwei Witzebücher. Nun aber wollte ich über meine Heimat, das Ruhrgebiet, schreiben. Vielleicht folgt ja eines Tages auch eine richtige Autobiografie, in der ich über Dinge schreibe, für die man verklagt werden kann (lacht). Nein, nennen wir es lieber „näher ins Detail gehen“. Auch wenn der Pott „die großartigste Region vonne Welt“ ist – kannst Du wiederkehrende Vorurteile nennen? Zum Beispiel dass wir klamottentechnisch ganz weit hinten seien. Dabei eignet sich die Trainingshose hier für sämtliche Anlässe! Geht man darin einkaufen, interessiert es einfach keine Sau, wie man aussieht. Ich glaube, die jüngeren Leute sind da heute etwas modebewusster, aber unsereins stört es nicht. Hauptsache bequem! Du schreibst: „Die Menschen im Ruhrgebiet sind offen, ehrlich und direkt“ – welche Erfahrungen machst du damit fern der Heimat? Wenn ich in Hamburg – nicht auf der Reeperbahn – in eine Kneipe gehe, kann ich meinen Thekennachbarn nicht so ansprechen, wie ich es hier gewohnt bin. Der würde mich direkt anzeigen. Im Pott aber ist das anders. Da kommst du zum ersten Mal in einen Laden und wirst direkt gefragt: „Watt machste so?“ Es ist sofort klar, mit wem man sich hier verstehen kann, und mit wem nicht. Das Buch ist ein nostalgischer Trip durch Deine Heimat. Welche Veränderungen hast Du über die Jahre beobachtet? Es ist grüner geworden, und die Menschen legen mehr Wert darauf, Kultur zu bewahren. Ein gutes Beispiel ist hier in Duisburg der Landschaftspark Nord. Das stillgelegte Hüttenwerk wurde eben nicht abgerissen, sondern in einen Kulturort umgewandelt, sodass dort heute etwa Konzerte stattfinden können. Gleiches gilt für den Duisburger Innenhafen, wo mittlerweile tolle Gastronomie zu finden ist. Eben typisch Ruhrpott: Man muss das Beste draus machen! Ein Buchkapitel heißt: „Mein MSV, mein Verein, meine Liebe – meine Fresse.“ Ohne Fußball geht es im Pott nicht, oder? Nein, das lässt sich nicht auseinanderdividieren. Es existiert ja dieser Begriff der „Metropole Ruhr“, auch soll es mal Überlegungen gegeben haben, das ganze Ruhrgebiet als eine zusammenhängende Stadt zu vereinen. Dann wären wir größer als Los Angeles gewesen! Aber das hätte schon aufgrund der Liebe zum Fußball nicht funktioniert – bei all den vielen rivalisierenden Vereinen, die sich hier tummeln. In Hamburg sind es nur zwei große Klubs, ebenso in München. Aber wenn mein MSV Duisburg noch ein weiteres Mal absteigt, in die Regionalliga, dann findet hier jedes Wochenende ein Derby statt! Könntest Du dem Ruhrgebiet je den Rücken zukehren? Ich lebe heute zwar in Mehrhoog, besitze in Duisburg aber immer noch meine Hartz-4-Wohnung (lacht). Am Niederrhein kann ich in Ruhe arbeiten, schreiben und atmen. Ich wechsle zwischen den beiden Standorten hin und her, denn es existiert ja auch noch meine Kneipe „Zum Hocker“ in Duisburg. Ganz weg? Das könnte ich nicht. Welche Botschaft nehmen die Leserinnen und Leser bestenfalls aus Deinem Buch mit? Ich möchte den Leuten klarmachen, dass es hier nicht mehr so aussieht, wie bei Schimanski in den 1980er-Jahren, als im Duisburger „Tatort“ kein einziger Baum zu sehen war. Im Gegenteil: Schaut Euch den Baldeneysee in Essen an, in Dortmund findet Ihr mehr Natur als gedacht – und selbst Gelsenkirchen hat schöne Ecken! Das Ruhrgebiet besteht nicht nur aus der A40. Wer sich unsere vielen Kulturdenkmäler anschauen möchte, muss jede Menge Zeit mitbringen. Das ist mit einem Kurztrip nach New York nicht zu vergleichen – bei uns gibt es mehr zu sehen, aber hundertprozentig. markuskrebs.com Über das Buch Mit „Da komm ich von wech“ legt Markus Krebs ein persönliches Buch über „die geilste Stadt der Welt“ vor. Neben Schrebergarten-Idylle, einem Grundkurs in Ruhrpottdeutsch sowie einer Würdigung der Farbe Grau in all ihren Facetten, führt Krebs sogar Mutters beste Rezepte auf („Das ist kein Fleisch, das ist Braten“). Immer aber ist es die Herzlichkeit der Menschen im Revier, die der Mann mit der Strickmütze hervorhebt. Erschienen bei HEYNE, 160 Seiten, 12 Euro

Titel | 11 Die Gruppe Gerlings sorgt mit ihrer Hochseilnummer beim bloßen Zuschauen für eine Zitterpartie. MOTORENGEHEUL STATT LEISE RIESELNDEM SCHNEE Zirkus FLIC FLAC kehrt mit Weihnachtsshows nach Dortmund und Duisburg zurück. Max Florian Kühlem hat alles Wissenswerte gesammelt. Foto: Michael Matejka Man kann verschiedene Zirkus-Konzepte am Geruch erkennen: Während beim traditionellen Zirkus schon von weitem der Geruch von Tieren, ihren Hinterlassenschaften oder ihrem Futter in die Nase steigt, riecht der Zirkus Flic Flac bei den spektakulärsten Nummern nach Abgasen. Bei den speziellen X-Mas- Shows in Dortmund und Duisburg gibt es aber auch jede Menge CO2-neutrale Nummern, die das Publikum von den Sitzen reißen werden. Der Zirkus Flic Flac ist ein Kind der Region und feierte seine Premiere 1989 in Oberhausen. Mittlerweile ist er hier auch vollends heimisch geworden und fand im vergangenen Jahr einen festen Standort in Duisburg. Nur zu Weihnachten, da geht das Konzept, mit dem die Bocholter Brüder Benno und Lothar Kastein die Zirkuswelt revolutioniert haben, wie früher auf Tour – mit natürlich beheizten Zelten. Am Dortmunder Standort auf dem Parkplatz E2 der Westfalenhallen geht es bei der 11. X-Mas- Show von Flic Flac wie gewohnt hoch her: „Der Christmassound im schwarz-gelben Zelt besteht aus heulenden Motoren, wummernden Bässen und donnerndem Applaus. Wir haben uns wieder einiges einfallen lassen, um unseren Zuschauern eine spektakuläre, emotionale und auch witzige Show zu präsentieren“, versichert Larissa Kastein, die künstlerische Leiterin und Direktorin. „Wir lassen es so richtig krachen und keinen Effekt aus.“ Zu den größten Adrenalin-Momenten gehören im Zirkuszelt Klassiker, die meistens mit Motorengeheul zu tun haben: In Dortmund sind die „Mad Flying Bikes“ dabei: Vor ziemlich genau zehn Jahren feierten sie Premiere im Flic-Flac- Zelt und sind seitdem nicht mehr wegzudenken. In bis zu zwölf Metern Höhe fliegen die Motocross-Maschinen zum Teil dicht am Publikum vorbei, vollführen die wahnsinnigsten Formationen und setzen zur sicheren Landung an. Aber wie versprochen gibt es auch nicht-motorisierte Höhepunkte: Da geht zum Beispiel Super Silva unter die Decke – mit einem Trapez: Kopfüber in ebenfalls bis zu zwölf Metern Höhe und ohne zusätzliche Sicherungen balanciert sich der versierte Südamerikaner in den einzelnen Schlaufen, um zu einem freischwingenden Trapez zu gelangen. Der aus Afrika stammende Körperathlet Juma sorgt mit seinem Gummikörper für ungläubiges Staunen. Der chinesische Artist Zhang Fan gilt als Wegbereiter der modernen Schlappseil-Kunst. Er braucht nicht mehr als zwei Stangen und ein Seil, das an ihnen hängt, und präsentiert nie dagewesene Tricks. Heute sieht man Variationen seiner Kunst in jedem Park – mit Menschen auf der Slackline. Auch die bekannten Klassiker wie Jonglage, Handstandkunst oder große Körperakrobatik mit den Messoudi Brothers werden im typsichen Flic-Flac-Gewand frech, provokant und mit innovativen Effekten präsentiert. Für hoch emotionale Momente sorgt unter anderem Daniil Biriukov: Er vertritt die noch relative neue artistische Disziplin des Aerial Pole, einer Mischung aus kräftezehrender Stangen-Artistik und energiegeladener Luft-Akrobatik. Die Leichtigkeit, mit der Daniil das Requisit bezwingt, soll nicht über die Leistung hinwegtäuschen: Die in bis zu zehn Metern Höhe frei schwingende Stange erschwert die einzelnen Bewegungsabläufe zusätzlich, birgt aber auch neue bislang ungeahnte Möglichkeiten. Es gibt auch Reckturnen in dieser Show, die unglaubliche 15 verschiedene Artistik-Nummern auf Weltniveau präsentieren kann: Kunststücke am Diabolo gehören genauso dazu wie das Duo Vertigo, das in schwindelerregenden Höhen am Vertikaltuch operiert. Und auch eine Art Clown gehört zum Programm: Housh Ma Housh, der schon auf Bühnen in der ganzen Welt gestanden hat, schafft mit unverkennbarer Mimik und minimalem Wortwitz die Brücke zwischen Pantomine und Theater. Er erschafft Situationen, die mehr sind als Sketch-Comedy. Flic Flac X-Mas-Show:8.12.-8.1.23 Parkplatz E2, Westfallenhallen, Dortmund 16.12.-8.1.23 Am Güterbahnhof Ecke Koloniestraße, Duisburg; flicflac.de

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