KUNST Die Gemälde des chinesischen Meisters QiuShihua zu betrachtenist schlicht faszinierend,atemberaubend.Erstwenn vorihnen verweilt, der Blickinsie versenkt wird,offenbarensie auf einmal Landschaften,Lichtstimmungen,Atmosphären–und der Betrachter weiß nicht: Hatersie selbst geschaffen oder derMaler? Die Ausstellung im Bochumer Museum unterTageheißt folgerichtig: „scheinbar: nichts.“ Foto: Qiu Shihua, ohne Titel, 1986 ©2018 Situation Kunst Bitte stehen bleiben – es gibt nichts zusehen 54 Aufden ersten Blick wirken Shihuas meistgroßformatigeBilderfastmonochrom weiß,der flüchtige Blickerkennt möglicherweiseein paar Schatten oder hellereStellen,die dasLicht stärkerreflektieren. Schenkt manihnen Zeit,Aufmerksamkeitund Achtsamkeit–dann offenbarensie erstaunlicheWelten. Eins dieser traumschönenWerke in Farbegegossener philosophischerReflektionzeigte dasMuseumunter Tage vonBeginn an in seiner Dauerausstellung „Weltsichten“. Wegendes LeinwandgreifendenWeiß vermutet derBetrachter schnelleineWinterlandschaft. Doch jetzt, wo danebenviele weitere Werkeausgestellt sind,kann mansichvon diesernaheliegendenAssoziation besser lösen. „Scheinbar:nichts“ zeigtetwa50Werke.Die aus den1970er- und80er-Jahren sind noch gegenständlichangelegtenMalereien,die Motive scheinen allerdingsauch hier schon zu verschwimmen,wie voneinem flüchtigenBlick gestreift. Danachhat QiuShihua sich zu den scheinbar leeren Bildräumen entwickelt. ZurEröffnungder Schauist er aus LosAngeles angereist. 78 Jahrealt, klein, vonschmächtiger Statur, mitdünnem, langen Spitzbartsitzt er da, umgebenvon derAurades fernöstlichen Weisen. „Ich fühle mich sehr kleinund nichtgeeignet, meineBilderinsoeinem tollen Museum zu zeigen“, sagt er zurBegrüßung. Offenbar arbeiteternicht nuramVerschwindenseinerMotive, sondern auch am Rückzugdes eigenenEgos. ZurZeitseinesÖlmalerei-Studiumsander Akademievon Xi’anorientierte sich diechinesische Kunstamsozialistischen Realismus nachsowjetischemVorbild.Zur Zeit derKulturrevolution arbeitete Shihua für einKinound gestaltete Plakatmotive. Dersubtile Stil,zudem er gefunden hat, könntesichnicht deutlicher vondiesen Wurzelnunterscheiden.Erhat ihn entwickelt aufder GrundlageseinerBeschäftigungmit europäischer Kunstund derchinesischen Philosophie desDaoismus. EineÜbung in Demut „ImDaodejing, demHauptwerk desDaoismus heißtes: DasDao, dassichmit Worten beschreibenlässt,ist nichtdas wahreDao“, erklärter undzeigt aufeinsseinerweißenBilder: „IndiesemNichtskann manvielleichtetwas dahinter liegendeserkennen. So wieman manchmal glaubt, dass manetwas über dasUniversum verstanden hat. Aber dann istesgleichwieder verschwunden.“ So wird dieBetrachtungvon QuiShihuas Bildern,die oftinlangenProzessen vonmehreren Jahren entstehen, zu einerMeditation. Es ist sinnvoll,wennder Betrachter immer wieder zurücktritt, seinen Standpunkt wechselt, seine Wahrnehmungüberprüft.Letztendlichist das eine ÜbunginDemut,die vielleicht auch bewusstmacht,wie begrenzt dieMöglichkeitder menschlichen Wahrnehmungist.Für kurzeMomentekonstruiert dasGehirnganze Landschaftenaus demschattiertenWeiß: Baumgruppen, Wiesen,Hügel,Seen, in denensichdas Lichtder Sonnespiegelt, dieinfastallen Bildernpräsent zu sein schein.Dochsinddiese Landschaften wirklichda? Sindsie vorgeformt durch eingeübte Sehgewohnheiten? Im Untertitelheißt dieSchau „BildweltenimDialog“, weil sieQui Shihua Tuschenchinesischer Landschaftsmalerei, Gemälde dereuropäischen Moderneund auch Fotografiengegenüberstellt, dieauch mitleeremRaumspielen,Transzendenz-Erfahrungausdrücken–aber niesoradikalLeere wagen. MaxFlorian Kühlem „Scheinbar:nichts“: bis22.4.,Museumunter Tage,Bochum;situation-kunst.de/mut
KUNST H A G E N Im Ateliervon HermannNitsch, Prinzendorfa.d.Zaya, Österreich,2018 Provokationen in Blutrot Er setztBlutund Tierinnereienals Material einund sorgtdamit seit den Sechzigerjahren fürAufsehen: Zum80. Geburtstag desösterreichischen KünstlersHermann Nitsch würdigtdas Osthaus Museum Hagendiesen wichtigenVertreter desWienerAktionismusmit einerWerkschau. Foto:Foto: Tayfun Belgin Hermann Nitsch,1938inWiengeboren,gehörtneben Günter Brus undOtto Mühl zu dembekanntesten Vertreterdes Wiener Aktionismus,einesehr spezielleFormder Aktionskunst,die sich in Österreichausgeprägt hat. Aktionskunst wieHappeningund Performancehat vorallem in denSechziger- undSiebzigerjahrendie Kunstszene dominiert. Kunstwurde zum grenz-und werküberschreitendenEreignis, dasneue Sichtweisen aufdie RollezwischenAkteurund Zuschauereröffnetesowie Fragen zu Distanz undNäheoderFiktionund Realitätverhandelte. Ziel desWienerAktionismus war dieBefreiung vonreligiösen undsexuellenTabus.Erreicht werden sollte dasmit Schamverletzungen,etwadurch denEinsatz vonfrisch geschlachteten Tieren,literweiseBlut,Kot oder Tierinnereien,die insbesondere beiNitschinVerwandtschaft mitder katholischen Liturgie gestellt werden: MenschenwurdenanHolzkreuzegebunden undmit Blut übergossen oder mitTierkadaverneingerieben.Die Reaktionenreichtenvon Faszinationbis hin zu Ekel.Esfolgten Dekaden, in denenNitsch’ Lebenund Schaffen vonGefängnisstrafen, Skandalen undAnfeindungen begleitetwurde.Bereits Ende derSechzigerjahre siedelten er undseine Kollegen einige Zeit nach Deutschlandüber. Dort etablierte sich Nitsch unteranderem mitder Teilnahme an derdocumenta 5im Jahr 1972.Auch in denUSA feierte er Erfolge. Heuteist Nitsch eine internationale Kunstikone –stets in Schwarzgekleidet, mitweißemBartund Hut–undvom StaatÖsterreichanerkannt. Die Schaffungvon sogenanntenSchüttbildern wirdzum Medieneventund sein drastischesOrgienMysterien Theaterpräsentiertspektakuläre Aktionen, diefür Aufsehen sorgen.Das liegtnicht nurander Dauer derAktionen, sondernauch am Material.Sokamen beider zweitägigen„120. Aktion“2004ein frisch geschlachteter Stier, fünf Schweine und600 LiterBlut zum Einsatz. „Blut undGedärm in Prinzendorf“ titeltedie österreichische ZeitungDer Standard damals.UmProvokationsei es Nitsch beiseiner Kunstübrigensnie gegangen, sondernnur um Intensität.Das haterinInterviews oftbetont. Welche Reaktionenseine Kunstauslösen,kann ab Dezember in Hagen überprüft werden.Inder Werkschau im Osthaus Museum gibteszwar keineAktionenlivezusehen,dafür Video-Dokumentationen undFotos.Zudem werden weitereAspekte desSchaffensbeleuchtetmittels Malerei, Grafiken undInstallationen. Stefanie Roenneke Hermann Nitsch. Eine WerkschauinHagen–80JahreNitsch: 2.12.-3.2., Eröffnung1.12. (16Uhr), OsthausMuseum, Hagen; osthausmuseum.de rock n popmuseum ZEIT FÜR EIN COMEBACK Hören, sehen, fühlen: Das rock’n’popmuseum im westfälischen Gronau schafft mit einem neuen Ausstellungskonzept Gänsehaut-Momente wie bei einem Live-Konzert. In der Ausstellung finden alle Altersgruppen ein multimediales Erlebnis aus Sounds, Bildern und Exponaten und können ihre Musikstarshautnah erleben. www.rock-popmuseum.de 23.03.2019 KREFELD KÖNIGPALAST PRÄSENTIEREN ® Ticket-Hotline 069 407662580 (Ortstarif, Mo-Fr 08.30-19.30 Uhr, Sa10-18 Uhr, So 10-15 Uhr) www.deutschland-tattoo.euu facebook.com/DeutschlandTattoo 55
Dezember 2018 auch als ePaper STADT
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April 2017 - coolibri Recklinghausen, Gelsenkirchen, Herne
Carolin Kebekus über lustige Frauen, Rita McBride über Kunst zum Anfassen, der Record Store Day im Überblick
Die Entdeckung der Einfachheit: Mit der achten Ausgabe von RUHRGEBEEF zeigen wir, wie’s mühelos lecker wird! Mit dem Dortmunder Starkoch Phillip Schneider haben wir ein ungewöhnliches und günstiges Produkt gegrillt. Das Herz: einfach in der Zubereitung und eines der besten Steaks am Rind! Wir beantworten die Frage „Rib Eye oder Filet“ ganz simpel mit „Petite oder Hanging Tender“. Und selbst bei der vermeintlich profanen Bratwurst kann das Ergebnis ganz leicht noch viel besser werden. Wir verraten wie! Daneben gibt’s Hirschschnitzel auf Japanisch, Obstbrände aus dem eigenen Garten und Kräuter von den Auen und Wäldern des Ruhrgebiets. Und im Rezeptteil lassen sich Weltmeister und Outdoor-Experten erneut über die Schulter gucken. RUHRGEBEEF No. 8 – leichter kann man es sich nicht machen!
Wer jagt gewinnt: Ganz besonders bei uns im Ruhrgebiet! Wie ein 300 Pfund schwerer Hirsch in feinste US-Cuts vom Ribeye bis zum Tri-Tip zerlegt wird, zeigte uns eine Fleischerei in Essen. Bestes Brot aus Bochum haben wir ebenso ins Visier genommen und ein Dortmunder Star-Koch landet etliche Treffer mit seinen tollen Tomaten-Menüs. Mit der Bruderschaft des guten Geschmacks pirschten wir in Castrop-Rauxel durch die Küche und haben natürlich auch schon die neue Steak-Manufaktur in Gelsenkirchen gesichtet. Nachgeladen wird mit zahlreichen Rezepten zum Nachgrillen und –kochen: von den Spare Ribs über den Rehrücken bis zur waschechten Pott-Roulade. RUHRGEBEEF gibt es in unserem Online-Shop (www.shop.ueberblick.de) und im Buchhandel.
Das neue RUHRGEBEEF Sommer im Revier – Grillgut auf dem Rost. Klar, sind wir wieder losgezogen. Haben mit Tom Heinzle einen der besten und berühmtesten Griller der deutschsprachigen Szene getroffen. Beim Zehn-Gänge-Menü konnten wir viel lernen und wollen das unseren Lesern nicht vorenthalten. Und es geht sogar noch edler. Von Heiko Antoniewicz ließen wir uns erklären, wie man Fleisch und Fisch bestens veredeln kann. Ganz nach dem Motto der sechsten Ausgabe: „Dry it Yourself“. RUHRGEBEEF gibt es in unserem Online-Shop (www.shop.ueberblick.de) und im Buchhandel.
Ommas Lieblingsapfelkuchen, klassische Schwarzwälderkirsch oder vegane Cupcakes? Wir von coolibri wollten wissen, was der Pott backt. Deshalb begaben wir uns auf die Suche nach Back-Rezepten aus den kreativsten Küchen des Ruhrgebiets und haben unsere Leser nach ihren Lieblingsbackwerken gefragt. Aus all den Einsendungen haben wir die 18 besten Rezepte in unserem ersten „Lust auf Backen“-Magazin versammelt.
In unserem Special zur Landtagswahl 2017 in NRW stellen sich Mitglieder der stärksten Parteien aus den größten Städten zwischen Düsseldorf und Hamm vor.
Das Wintersemester 2015/2016 hat gerade begonnen, da wird die Welt, wie wir sie kennen, in ihren Grundfesten erschüttert. Denn am 21. Oktober landet im amerikanischen Hill Valley Marty Mc Fly, der vor exakt 30 Jahren „Zurück in die Zukunft“ gereist ist. Gleichzeitig erlebt ihr Studis gerade eure ganz eigene Reise durch die universitäre Gegenwart. Für euch haben wir das neue Campus-Magazin entwickelt. Als Ratgeber, Handbuch für abendliche Zerstreuung oder als Pausenfüller zwischen den Seminaren.