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coolibri CAMPUS No 07

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HIPHOP-NETZWERK Each One

HIPHOP-NETZWERK Each One Teach One Foto: Suhwa Lee WeltweitgiltHipHopals eine der wichtigsten Subkulturen.Seit mehrals 30 Jahrendient dieseStrömung gerade Jugendlichen zurIdentifizierungmit bestimmtenWerten, Vorstellungen und Kunstformen. Zeit,dass dieses Thema auch wissenschaftlich relevantwird. In Dortmund hatander TU nundas erste HipHop-Begegnungszentrum seine Heimat gefunden. Tossia Cormansprach mitSinaNitzsche,Kulturwissenschaftlerin und Begründerin desZentrums. DasWichtigstezuerst: SindSie selber HipHop-Fan? Ja,ich habemichinder Vergangenheitmit allen Elementenbeschäftigt, aber ichbin keineklassischePraktikerin.Privattrifft manmichdurchaus beim J. Cole Konzertoderauf einerParty in Dortmund.Als Dozentinund Wissenschaftlerin binich selbst demfünften ElementEducation am meistenverbunden.Der Respektvor unddie Zusammenarbeitmit Künstler*innenist dabeieinewichtigeSäule meiner Arbeit. Waskann das GenreHipHop, dassman es erforschen will? HipHop isteineder wichtigstenJugend-/Sub-/Pop-Kulturen weltweit.HipHopist einÜberbegriff fürganzverschiedene Elemente,wobei MCing, DJing, Graffiti undTanzdie wohl bekanntesten vier sind.Die HipHop-Kulturhat eine enorme Bedeutung fürJugendliche undauch vielejunge Erwachsene hier in derRegion. Siestiftet Identitätund eröffnet Möglichkeitenzur Selbstermächtigung, Partizipationund Teilhabe. Wiekam es zurIdeezum Europäischen HipHop-Studies Netzwerk? DieHipHop-Forschung in Europa istinden letzten Jahrzehntenkräftig gewachsen, aber dieverschiedenen Communities sind teils nurschlecht „HipHop ist derBeatmaker derIntegration.“ miteinanderverbunden. Dievon mir herausgegebene Aufsatzsammlung „Hip-Hip in Europe:CulturalIdentitiesand TransnationalFlows“versammeltezum ersten MalBeiträgeaus verschiedenenlokalen KontextenEuropas. Dabeiist mir aufgefallen,dassForscher*innen in verschiedenen Teilen Europasähnlichspannende Projekte undInitiativen durchführen, aber nichtunbedingt voneinanderwissen. BeimeinenForschungsaufenthalten in denUSA habeich zudemgesehen,dassesdortbereits netzwerkartige Strukturengibt. Das hatmichinspiriert, dasEuropäischeHipHop-StudiesNetzwerkzugründen. Wiekann mansichdas Ganzedennvorstellen? Das Netzwerk setztsichzusammen aus Forscher*innenund Künstler*innen, diesichmit denverschiedenen Facetten der HipHop-KulturinEuropaund ihrentransnationalenund postkolonialen Verflechtungen beschäftigen.Dabei verstehenwir „Europa“ alsinklusive Kategorie im Hinblick aufGeschlecht, Schicht, Ethnizität,race, Sexualität undAlter. Und wiearbeitenSie? Dezentral. Dabeikommunizieren wir onlineund auch beiNetzwerktreffen. 12 Sommersemester2018

HIPHOP-NETZWERK WeitereTreffen in anderenLändern sind bereitsinPlanung.Zielist,dassdas Netzwerk zu einererstenAdressewird, wasFragenrundum HipHop-Forschung und–Praxis angeht. Wiepasst HipHop in einakademisches Umfeld? Wenn es nachden HipHop-Pionieren Afrika Bambaataaund KRS-One geht, istBildung eine Säuleder HipHop-Kulturneben Mcing, DJing, Tanz undGraffiti. Bildungist historisch gesehenein zentralerTeilder Hip- Hop-Kultur, dersichauch in demafroamerikanischen Ausdruck „eachone teachone,“ einemAufrufzur eigenverantwortlichen Wissensaneignung und-vermittlung, widerspiegelt.Wie sehr HipHop in einakademisches Umfeldpasst,hängt auch vomdiesemUmfeldab. Manche Wissenschaftler*innen stehen derKulturnochskeptischgegenüber undsehen unsHipHop-Scholars als Wissenschaftlerinnen zweiterKlasse.AndereKolleg*innensindTeilder sogenanntenHipHop-Generationund kennen dieoben genanntenPotentialeder Kultur.Meine StudierendenliebenHip-Hop-Studies Seminare,weilsie ihre eigenen Kompetenzen, Fähigkeitenund Lebenswelten einbringenkönnen. Ichlerne enormvon meinen Studierenden. Kann manetwas,das in verschiedenen Kulturen teilweise ganz eigen gewachsen ist,überhaupt wissenschaftlich untersuchen? Natürlich.Die HipHop-Forschung istsovielfältigund interdisziplinar wiedie Kultur selbst.Als Kulturwissenschaftler*innen haben wir Theorienund Methoden entwickelt, um kulturelleTexte wiezum Beispiel Rapsongs, Musikvideosund Filmezuuntersuchen,egalwie unterschiedlich siesind. HipHop undWissenschaftsindkein Widerspruch,dazum BeispielRap in seiner Genrevielfalt auch Kulturanalyseund Kulturkritikist. Sina Nitzscheauf Feldforschung in derBronx „Ich lerne enorm vonmeinen Studierenden.“ Wasfür einenStellenwert hat er heute? HipHop hatseine Relevanznie ganz verloren. In denUSA zeigtdie BlackLivesMatter-Bewegunggerade, dass dieKulturnie etwasvon seinerpolitischenRelevanzeingebüßt hat. HipHop istnachwie vorein mächtiges Medium, mitdem sich weltweit Bevölkerungsgruppen, dieaus verschiedenenGründenBenachteiligunginihren Gesellschaftenerfahren, Gehör verschaffen. Fahren Siemit derBahn durchRuhrgebiet. GehenSie in einen Jugendclub.NehmenSie an Integrationskursen teil.Überall dortist HipHop.Erist dort, weil er denMenscheneineStimmegibt, ihre eigenen Lebenswelten zu artikulieren.HipHopist derBeatmaker derIntegration. Foto: privat Gibt es Unterschiede,janachdem,aus welchemLandder HipHop kommt? Ja,esgibtnatürlichUnterschiede. DieForschung charakterisiert HipHop als „glokales“Kulturphänomen.Das heißtfür dieRapmusik zumBeispiel, dass dieverschiedenenSpielartender amerikanischen Musikinden jeweiligenKontext übersetztund angeeignetwerdenund mitlokalen Geschichten, Musiktraditionen undkulturellen Narrativen verwoben werden. Istder amerikanischeRap noch immerder „wichtigste“, der„richtige“? DeramerikanischeRap warder Impulsgeberfür dasweltweitePhänomen underist sicherlich derkommerziell erfolgreichste. DieWichtigkeitliegt aber in derobenbereits erwähntenlokalen Relevanzund istsomit je nachgeographischemKontext unterschiedlich.Dassamerikanischer Rapder einzig richtige sei, wird vielleicht vereinzelt behauptet, istaberbestimmt keine Mehrheitsmeinung unterden Headsund Praktikern. Wen hätten Siegerne malals Gastredner? DieDortmunderGraffiti-Pioniere Chintz,Shark undMasone. Wiehat sich Rapmusik seit denAnfängenverändert? Rapmusik istvon Anfanganein flexiblesund wandelbaresKulturphänomengewesen,welches vonverschiedensten musikalischen,politischen undkulturellen Bewegungen inspiriertwird. Daherhat sich Rapnicht „verändert,“ sondern verkörpert Veränderung. Wasbringtdie Zukunft? Noch mehr Respektvor derHipHop-Kulturbei dengesellschaftlichen Elitenbesonders im BereichHochschule, Bildungund Politik. europeanhiphopstudiesnetwork.wordpress.com TAG DER OFFENEN TÜR Führungen, Projektvorstellungen, Mitmach-Aktionen Austausch mit Lehrenden, Studierenden und Beschäftigten der Hochschule Musikalische Unterhaltung und kulinarische Verpflegung THEMA NACHHALTIGKEIT Specials: Street Food Festival und Best OfInScience Filmfestival am Campus Kleve | Vortragsreihe „Bergbau | Hochschule |Landesgartenschau –eine Stadt im nachhaltigen Wandel“ am Campus Kamp-Lintfort. 09.JUNI2018|11 BIS16UHR CAMPUS KLEVE |CAMPUS KAMP-LINTFORT www.hochschule-rhein-waal.de 13

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