INTERVIEW „Ich trete mit all meinen Identitäten an“ JuliaWissertist Mitte30, wirkteher jünger,wach, aufmerksam undfreundlich. In Dortmund startetsie in ihr erstesJahr alsSchauspiel-Intendantinund erklärtMax Florian Kühlem,wie sieDinge anders angehen will. Siesindangetreten,um‚andere’Menschenins Theaterzubringen. Das stimmt,abereigentlich rede ichnicht mehr so gernedarüber. Warum? Weil ichnicht darauf reduziert werden möchte. Ichmache auch Theaterfür LGBTQ-Menschen(„Lesbian,Gay,Bisexual, Transgender, Queer“)oderPoC (PersonofColor)oderoder. Aber ichmache auch Theaterfür Menschen, dieklassische Textemögen.Ich winde mich auch aus solchenFragen, weil mich derMigrationshintergrund vonMenschennicht interessiert.Für mich istesnormal, dass LeutevierPässe haben –oderkeinen. Generell willich garnicht gernekategorisierenund tretejaauch selbst mitall meinenIdentitäten an. WelcheIdentitäten sind das? Naja…Ich binIntendantin.Sie sehenmichwahrscheinlich als Frau und ichidentifizieremichals Frau.Ich binmittelalt, würde ichsagen.Ich binin Deutschlandsozialisiert.Ich binBadnerin –Badisch istmeine Muttersprache. Und dann gibtesvielleichtnochDinge,die unsichtbar sind,die aber trotzdem Auswirkungenauf meineArbeitsweisehaben. VoreineinhalbJahren haben SiesicheineWeltgewünscht,inder eine junge, als„schwarz“ gelesene Frau wieSie Stadttheater-Intendantinwerdenkann.Wie fühlt sich dieneueWirklichkeit an? Ichhabejetzt einfestesGehalt, mussmir keineSorgenübermeine Krankenkassenbeiträgemachen. Es gibt Anteileinmir,die sich unheimlich freuen. Aber es gibtauch härtesteAnfeindungenund Kritikund wenig Leute, diesagen: Toll,wir drückeneuchsodie Daumen undhoffen, dass es klappt!Viele fragen eher:Was willst du beider Mitte30-Jährigen,die denkt,man kann fair miteinanderarbeiten, sich fair bezahlen,sichnicht anschreien undtrotzdemkreativ arbeiten? Wieerzähltman eigentlich einen„Faust“ außerhalbdes weißen, männlichen Blicks? Da müssten Sieeigentlich mitRegisseurinMizginBilmen sprechen.Aber 6 ichglaube, ihre Idee ist, denFaust aus Perspektiveder Walpurgisnachtzu erzählen,den Faustals Akademiker mitseinemfür allegleichgültiges Wissen derIdee derHexe gegenüberzustellen–derFraumit demalten Wissen,das aber bedrohlich undgefährlich erscheint. In dieser Produktion wirdüberMargaretegesprochenund nichtüberGretchen –und Mephisto wirdvon AntjePrust gespielt. KönnenSie sich an Ihre ersteBegegnung mitdem „Faust“erinnern? In meiner jugendlichen Arroganz als14-Jährigehabeich gedacht:Wenner einProblem hat, wiesokann er es nichteinfachlösen?Wieso sagt er nicht: Ichweißwahnsinnig viel unddafür binich dankbar. Es mussdoch nichtimmer maßloses Wachstum sein.Wieso drehtsichdas ganzeStück um einenMann, dersichdas Rechtherausnimmt,Menschenund Welten zu zerstören, damitereinen größerenGewinn hat. DieBeteiligung derMenscheninder Stadtist einwichtiges ElementIhres Theaters,essolleineStadt-Intendanzgeben.Erschwerendie Corona-Maßnahmen solche Pläne? UnsereStadt-DramaturginnenLysaniaAkouala undMegha Kono-Patel sind zurZeitsehrvieldraußen aufVeranstaltungen,treffen Leuteund führenGespräche,entwickelndadurch einGespürfür dieStadt underste Verbindungen. Gleichzeitig istesnochnicht möglich,dassMenschenvon außeninunsereArbeitsräumekommen. Wirhaben dadurch mehr Zeit,ein System zu entwickeln,das fair istund Menschen, diebishernochnicht so viel KontaktzuTheater hatten,vielleichtLustmacht,sichdamitzubeschäftigen undmitzusprechen. Wiesolldiese Intendanzgenau aussehen? Wir orientierenuns an derArbeit„100% Berlin“ vonRimini Protokoll, diemit hundert Personen versuchthaben,einen Querschnitt derStadtgesellschaft herzustellen.Wir überlegen, wiewir mitzehnPersoneneinen Querschnittvon Dortmund zeigen können. Dafür haben wir Statistikenbekommenüberdie demografischeund ökonomischeZusammensetzung der Stadt. Eine Herausforderung istzum Beispiel, dass auch Menschenunter
INTERVIEW JuliaWissert 18 drin sein müssten,weilDortmundwahnsinnig jung ist. DieStadt-Intendanz soll eigene Veranstaltungen haben undsichGedanken darüber machen,wie einSpielplan aussehenkönnte, welche Themenvorkommen. Ihr erster Aufschlaghat denetwas komplizierten Titel„2170 –Was wirddie Stadtgewesen sein,in derwir lebenwerden?“. Er istein Resultat aus derFrage: Wirkönnenwir über all dieDinge sprechen,die unsimJetzt stören ohne MechanismenzureproduzierenoderineineProblem-Trancezuverfallen.Die Autor*innenhabensicheinen konkreten OrtinDortmundausgesucht, an demsie entlangerzählen. Luna Alizum Beispiel denHinterausgang desHauptbahnhofs. Derist Vergangenheit, Gegenwartund Zukunft zugleich,permanenteVeränderung. Sieselbstinszenieren auch AnnieErnaux’ soziologisch-literarischesErinnerungsbuch „Der Platz“. WasinteressiertSie daran? Interessantfandich,dassdie deutschen Theatersichbishereherfür Didier Eribon („Rückkehrnach Reims“)oderjetzt fürdessenSchüler EdouardLouis interessieren. Beidesprechen dauerndvon AnnieErnauxals Inspiration,aberdie bringt niemandauf dieBühne.Sie erzähltvon derVerstrickung dereigenen Geschichte mitgesellschaftlicher Struktur.Wie mandas aufeinesinnliche Weiseerzählenkann,überlegenwir gerade.Arbeitsidee istein Klassismus-Workshop mitPublikum. Kann Theatervon Netflix lernen? Netflix zeigt, dass mansehrflexibelumgehen kann mitIdentitäten.Esgibtauf einmal sehr vieleSerien mitqueeren Identitäten oder „schwarzen“Held*innen.Das macht derStreaming-Anbieternatürlich nicht, um dieWeltzueinem besseren Ortzumachen, sondernweilsie verstanden haben:Umso mehr Menschenwir repräsentieren,desto mehr Geld können wir auch machen.Ich rede dabeiübrigens nichtvom deutschenNetflix.Diese Vielfaltist in deramerikanischen Versionzufinden. Foto: Birgit Hupfeld 01.10. Weitwinkel LiveSession 08.10. Filmvorführung: Donna Haraway 15.10. Kunst-Training: Gebärden-Sprache- Aktionen zu Kunstwerken 15.10. Bootcamp 22.10. Kunst-Training: Yoga- Versuche zu Kunstwerken 29.10. Weitwinkel LiveSession DETAILS ZU ALLEN VERANSTALTUNGENUNTER: 7
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April 2017 - coolibri Recklinghausen, Gelsenkirchen, Herne
Carolin Kebekus über lustige Frauen, Rita McBride über Kunst zum Anfassen, der Record Store Day im Überblick
Die Entdeckung der Einfachheit: Mit der achten Ausgabe von RUHRGEBEEF zeigen wir, wie’s mühelos lecker wird! Mit dem Dortmunder Starkoch Phillip Schneider haben wir ein ungewöhnliches und günstiges Produkt gegrillt. Das Herz: einfach in der Zubereitung und eines der besten Steaks am Rind! Wir beantworten die Frage „Rib Eye oder Filet“ ganz simpel mit „Petite oder Hanging Tender“. Und selbst bei der vermeintlich profanen Bratwurst kann das Ergebnis ganz leicht noch viel besser werden. Wir verraten wie! Daneben gibt’s Hirschschnitzel auf Japanisch, Obstbrände aus dem eigenen Garten und Kräuter von den Auen und Wäldern des Ruhrgebiets. Und im Rezeptteil lassen sich Weltmeister und Outdoor-Experten erneut über die Schulter gucken. RUHRGEBEEF No. 8 – leichter kann man es sich nicht machen!
Wer jagt gewinnt: Ganz besonders bei uns im Ruhrgebiet! Wie ein 300 Pfund schwerer Hirsch in feinste US-Cuts vom Ribeye bis zum Tri-Tip zerlegt wird, zeigte uns eine Fleischerei in Essen. Bestes Brot aus Bochum haben wir ebenso ins Visier genommen und ein Dortmunder Star-Koch landet etliche Treffer mit seinen tollen Tomaten-Menüs. Mit der Bruderschaft des guten Geschmacks pirschten wir in Castrop-Rauxel durch die Küche und haben natürlich auch schon die neue Steak-Manufaktur in Gelsenkirchen gesichtet. Nachgeladen wird mit zahlreichen Rezepten zum Nachgrillen und –kochen: von den Spare Ribs über den Rehrücken bis zur waschechten Pott-Roulade. RUHRGEBEEF gibt es in unserem Online-Shop (www.shop.ueberblick.de) und im Buchhandel.
Das neue RUHRGEBEEF Sommer im Revier – Grillgut auf dem Rost. Klar, sind wir wieder losgezogen. Haben mit Tom Heinzle einen der besten und berühmtesten Griller der deutschsprachigen Szene getroffen. Beim Zehn-Gänge-Menü konnten wir viel lernen und wollen das unseren Lesern nicht vorenthalten. Und es geht sogar noch edler. Von Heiko Antoniewicz ließen wir uns erklären, wie man Fleisch und Fisch bestens veredeln kann. Ganz nach dem Motto der sechsten Ausgabe: „Dry it Yourself“. RUHRGEBEEF gibt es in unserem Online-Shop (www.shop.ueberblick.de) und im Buchhandel.
Ommas Lieblingsapfelkuchen, klassische Schwarzwälderkirsch oder vegane Cupcakes? Wir von coolibri wollten wissen, was der Pott backt. Deshalb begaben wir uns auf die Suche nach Back-Rezepten aus den kreativsten Küchen des Ruhrgebiets und haben unsere Leser nach ihren Lieblingsbackwerken gefragt. Aus all den Einsendungen haben wir die 18 besten Rezepte in unserem ersten „Lust auf Backen“-Magazin versammelt.
In unserem Special zur Landtagswahl 2017 in NRW stellen sich Mitglieder der stärksten Parteien aus den größten Städten zwischen Düsseldorf und Hamm vor.
Das Wintersemester 2015/2016 hat gerade begonnen, da wird die Welt, wie wir sie kennen, in ihren Grundfesten erschüttert. Denn am 21. Oktober landet im amerikanischen Hill Valley Marty Mc Fly, der vor exakt 30 Jahren „Zurück in die Zukunft“ gereist ist. Gleichzeitig erlebt ihr Studis gerade eure ganz eigene Reise durch die universitäre Gegenwart. Für euch haben wir das neue Campus-Magazin entwickelt. Als Ratgeber, Handbuch für abendliche Zerstreuung oder als Pausenfüller zwischen den Seminaren.