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August 2018 - coolibri Oberhausen, Duisburg, Mülheim

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WAGNISSE AUFDEM WASSER

WAGNISSE AUFDEM WASSER Auch ohne nennenswerte Vorkenntnisse oder Fähigkeiten wagte sich unser Autor an die Wasserski-Anlage im Duisburger Stadtteil Wedau. Ob es bei nassen Bauchlandungen blieb, oder die Skier gebändigt werden konnten, lest ihr im Erlebnisbericht. Die Holzplanken des Steges amSeeufer sind noch feucht. Gerade eben sind ein paar klitschnasse Füße darüber gehuscht, umschnell wieder durch das Drehkreuz zum Startpunkt der Wasserskianlage zu gelangen. Aus der Entfernung beobachte ich, wie die offensichtlich schon geübten Fahrer sich scheinbar mühelos von der über dem See schwebenden Seilbahn hinausaufsNassziehen lassen. DasWasserspritztund schäumt,wo sie mit ihren Skiern und Wakeboards entlangbrausen. Das sieht beeindruckend aus–und vor allem so,als würdeich dasniemals gebacken kriegen. Willkommen zu meinem ersten Versuch in Sachen Wassersport. OUTDOOR OUTDOOR OOOUUUTTTDDDOOOOOOR Tatsächlich bringe ich keinerlei Vorerfahrung mit an den See. Ich bin zweimal auf Skiern den Deppenhügel in Winterberg runtergeschliddert, generell kein Sportgenie und eher in der Kategorie „Körperklaus“ beheimatet. Aber das freundliche Team der Anlage verspricht: „Wasserski kann jeder in unter zwei Stunden lernen. Das schaffst du auch.“ Ich will nicht widersprechen, sondern lieber mit einer Demonstration meiner Talente antworten. Also ab aufdie Skier. Vorher beglücke ich mich noch mit dem Theorie- und Sicherheitsvideo, lege fachmännisch die Schwimmweste anund tauche wie empfohlen die Skier ins Wasser. Sogleiten die Füße besser ins Gummi. Am Einstieg melde ich mich miteinem beherzten „Ich kann das nicht!“ und bekomme vom gelassenen Seilbahnbediener die Basics erklärt. Ichsoll in die Hocke gehen, das Gewicht auf die Zehen verlagern und die Muskeln anspannen. „Welche Muskeln?“, frage ich mich im Stillen und klammer mich um die Haltestange, die man mir in die Hände drückt. Daran isteine Leine befestigt, die mich entlang der Seilbahnroute über den See ziehen soll. Ich spüre den Zug und versuche Contenance vorzutäuschen, als es mit mehr Speed als erwartet aufs Wasser geht. Natürlich endet der erste Versuch mit meinem Gesicht im Wasser. Der zweite geht immerhin bis zurersten Kurve –die stellt anscheinend für viele Einsteiger ein Hindernis dar, denn hier klatschen siealle erst malweg.Was mich aber beeindruckt: Schon beim dritten Wagnis aufs Wasser habe ich ein Gefühl für das, was ich tun muss, umnicht die Wellen zu küssen. Und dank der hilfreichen Instruktionen vom Team, die mein wiederholtesScheiternlächelnd analysierenund mir vor jedem Start die passenden Tipps zur Verbesserung mitgeben, meistere ich alsbald die große Hürde „Kurve“. Mit dem Gewicht auf den Zehen rase ich wie empfohlen durch die roten Bojen und lasse mich nicht vom plötzlichen Zugverlust in der Kurve erschrecken, sondernziehe den Griffentschieden ranund lassenicht locker. Es folgen weitere Bauchlandungen an ausgewählten Abschnitten der Strecke, die ich mitmeinem Gesicht aufder Wasseroberfläche beehre,dochbei diesen Fehlern merke ich schon selber, woran es hapert. Nach nur wenigen Versuchen hat sich ein Empfinden dafür eingestellt, wie ich die Skier, die Leine und das Wasser bedienen muss, umgar galant über den See zu flitzen. Ein Aha-Moment, der die Lernkurve steil ansteigen lässt. Gut, zugegeben, die letzteKurve der Streckeund somitden Übergang von der ersten Runde in die zweite Umkreisung desSees versemmle ich noch malgehörig, aber von hier ausmussich wenigstensnicht so weit laufen und dabeijunge Gänsefamilien beim Sonnen stören. Zwei, drei weitere Versuche brauche ich noch, dann schaffe ich zwei ganze Runden um den See –und das sogar imgrazilen Stand. Warum esdanach nicht weitergeht? Ganz ehrlich gesagt: Kurz vor Runde drei werden die Arme und Schenkel einfach zu müde. Zwei Stunden an der Anlage sind eben gar nicht malsokurz, wieman glaubt.Aberinzwischenhabe ich nicht nur das Fahren auf Wasserski einigermaßen gemeistert, sondern auch das geordnete Abtauchen: Einfach Leine loslassenund kerzengerade abdümpeln. Und dann hat man sich ein Päuschen mit Erfrischungsgetränk auch redlich verdient. Bei dem kann man vortrefflich darüber sinnieren, wie schnell die Erfolgserlebnisse kamen, die man so vielleicht gar nicht erwartet hätte. Ein bisschen Stolz macht sich da gar breit, dass ich tatsächlich in weniger als zwei Stunden vom Bruchpiloten zum halbwegs versierten Wasserski-Fahrer mutiert bin. Lange hält es mich trotz schwächelnder Muskeln dann auch nicht an Land,denndas Schliddernüber die Wellen macht einfach viel zu viel Laune. Nachdem Skier und Schwimmweste wieder abgegeben wurden, stehe ich noch am See und schaue den Neuankömmlingen dabei zu, wie sie kreischend an der Leine hängend durch die berüchtigte erste Kurve fliegen und auf Vollkontaktsuche mit dem See gehen. „Auweia“, sagt eine besorgte Mutti am Ufer zu mir und ich erwideregelassen lächelnd: „Das wird schon. Schneller,als mandenkt.“ LukasVering Fotos: o.r. Flo Süß; andere: Lukas Vering 2

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