KUNST Foto: Sammlungen Lutz Hieber und Gisela Theising © Victor Moscoso 2017 Foto: Sammlungen Lutz Hieber und Gisela Theising © Rhino Entertainment 2017 Der gute Trip Das Museum Folkwang in Essen zeigt rund 250 Plakate zum Summer of Love. Es ist die bisher größte Plakatausstellung zu diesem Thema in Europa. 52 Things are looser in the West, die Dinge sind im Westen lockerer: Das konnten all jene feststellen, die sich in den 1960er Jahren von der amerikanischen Ostküste nach Kalifornien aufmachten und dort auf eine florierende Gegenkultur trafen. Denn neben neuen Kunst- und Aktionsformen wie das Happening war es vor allem ein Schauplatz für alternative Lebensformen. Durch kommunales Zusammensein, das Lob der Selbstverwirklichung und sexuelle Anarchie sollte ein Gegenpol zu den Idealen der weißen Wohlstandgesellschaft und ihrer Ästhetik gebildet werden, die durch den Vietnamkrieg und durch die Forderungen der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung immer mehr infrage gestellt wurden. Die Engstirnigkeit wurde mit der LSD-Erfahrung ebenso ausgehöhlt wie mit den geschwungenen Linien und grellen Farben der wabernden Bilder dieser Zeit. Mit 246 psychedelischen Plakaten gibt das Museum Folkwang noch bis zum 9. September einen umfassenden Einblick in diese bedeutende Popkulturphase, der zuletzt mit dem 50. Jubiläum des Beatles-Albums „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ gehuldigt wurde. Es ist die bisher größte Plakatausstellung zum „Summer of Love“ in dieser Form in Europa. Zu sehen sind unter anderem Plakate des spanisch-amerikanischen Künstlers Victor Moscoso. Seine Arbeiten sind charakterisiert durch eine schlecht lesbare Typografie und die Verwendung von vielen gesättigten Farben, wodurch ein vibrierender Effekt erzeugt wird. In Essen sind unter anderem „The Chamber Brothers ‚Glasses‘“ oder das Plakat für „Quicksilver Messenger Service, Steve Miller Blues Band“ zu sehen. Die Ausstellung wird ergänzt durch diverse Theaterzettel, Konzerttickets, Schallplattencover und Soundeffekte. Zudem ist die Installation einer originalen Joshua Light Show von 1967 zu erleben. Ein anderes, vielleicht sogar ein besseres Leben schien möglich. Der Mythos der Alternative strahlt bis heute und macht die Plakate und Relikte von 1967 so faszinierend. Der schlechte Trip war noch zwei Jahre entfernt. Ebenso wie das Konzert am Altamont Speedway in Kalifornien im Dezember 1969, wo der 18-jährige Meredith Hunter während des Auftritts der Rolling Stones durch ein Mitglied der Hells Angels erstochen und die Unbeschwertheit der 60er für beendet erklärt wurde. Stefanie Roenneke San Francisco 1967 – Plakate im Summer of Love: Museum Folkwang, Essen, bis 3.9.; museum-folkwang.de
Armin Mueller-Stahl KUNST Menschenbilder in Hagen Das Osthaus-Museum in Hagen widmet sich noch bis September dem Maler Armin Mueller-Stahl mit einer imposanten Ausstellung, in der 180 Werke zu erleben sind. Armin Mueller-Stahl ist Fernsehzuschauern und Kinogängern gleichermaßen ein Begriff. Denn der 1930 in Tilsit geborene Schauspieler brilliert in deutschsprachigen Fernsehfilmen ebenso wie in großen Hollywoodproduktionen. Für seine Rolle in „Shine – Der Weg ins Licht“ wurde er 1987 sogar für einen Oscar nominiert. Zuletzt spielte er neben Christian Bale und Cate Blanchett in Terrence Mallicks „Knight of Cups“. Foto: Jürgen Stenzel 12. AUGUST – 5. NOVEMBER 2017 ERIK KESSELS Doch mit der Schauspielerei allein gibt sich Mueller-Stahl nicht zufrieden. So veröffentlicht er seit den 1980er Jahren Bücher und präsentiert seit 2001 seine Malerei in der Öffentlichkeit. „Für mich gehören Schauspielerei, Malerei, auch die Schreiberei zusammen“, kommentiert er seine Arbeit. Die Leidenschaft für die Malerei entdeckte er bereits 1951 während seiner Schauspielausbildung. Aus dieser Zeit stammen auch die ersten Bilder. Es handelt es sich also um keine „Für mich gehören Schauspielerei, Malerei, auch die Schreiberei zusammen“ Altersleidenschaft, sondern um eine beständige künstlerische Ausdrucksform. Das Osthaus-Museum Hagen zeigt in diesem Sommer über 180 Werke des Künstlers, die in den letzten Jahren entstanden sind. Darunter befinden sich Gemälde und Arbeiten auf Papier. Mit der Auswahl unter dem Titel „Menschenbilder“ werden Porträtarbeiten und figürliche Szenen fokussiert und mit Landschaftsbildern ergänzt. Lieblingsmotive sind Porträts von bekannten Köpfen: Daher treffen in der Ausstellung unter anderem ein Porträt des jungen Komponisten Franz Liszt und eine Zeichnung des 2016 verstorbenen Musikers Leonard Cohen aufeinander. Die Musik kommt in dem imposanten Gemälde „Allegro furioso“ weiter zum Tragen. Die ‚schnelle Bewegung‘ wird durch einen dynamischen Pinselstrich und die Verwendung belebender Farben deutlich; ein Zusammenspiel, das viele seiner Werke prägt. Zudem wird der Betrachter dazu eingeladen, sich mit den porträtierten Persönlichkeiten tiefer auseinanderzusetzen, denn Armin Mueller- Stahl zeigt sie häufig aus nächster Nähe. Ein anderer Blick auf die prominenten Menschen ist daher ebenso möglich wie auf den Künstler selbst: was war Armin Mueller-Stahl bei der Beobachtung wichtig, was hat er gesehen und wie setzt er es mit Stift und Pinsel um? sr Armin Mueller-Stahl – Menschenbilder: bis 3.9., Osthausen Museum, Hagen; osthausmuseum.de & FRIENDS PROJEKTPARTNER HAUSPARTNER MEDIENPARTNER 53
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