THEMA D Ü S S E L D O R F Neuer Obst aus Übersee, in Plastik eingewickelte Bio-Gurken? Alles nicht wirklich nachhaltig und regional. Das dachte sich auch Jana Lang. Die 28-Jährige eröffnete Mitte Juli die erste „Schwärmerei“ in Düsseldorf. Eine moderne Art, gutes Essen einzukaufen. Was es mit dem Start-up der Marktschwärmer auf sich hat und wie das Ganze funktioniert, hat sie Nadine Beneke erzählt. Markttreiben in Lierenfeld Schwarm Foto: Dariusz Misztal Fotografie Das Prinzip ist einfach: Im Netz auf der Plattform der Marktschwärmer anmelden, von Mittwoch bis Freitag qualitativ hochwertige Lebensmittel bestellen, online bezahlen und am Dienstag darauf am Düsseldorfer Factory Campus auf dem Markt abholen. Dort bekommt man dann nicht nur leckeres Essen, sondern trifft auch noch nette Leute – unter anderem die, die für die Lebensmittel verantwortlich sind. Die landeshauptstädtische Hercules Vollkorn- und Mühlenbäckerei hat so zum Beispiel eigens für die Eröffnung Anfang Juli ein Marktschwärmer- Brot in die Produktpalette aufgenommen. „Das ist acht bis zehn Kilo schwer“, sagt Jana Lang. Entstanden ist das Konzept der Marktschwärmer 2011 in Frankreich, inzwischen gibt es fast 14 100 Schwärmereien in Paris. Genauso viele Märkte sind in Deutschland momentan im Aufbau. Aufmerksam auf das Konzept wurde Jana Lang, „weil Facebook weiß, was mich interessiert“, wie sie schmunzelnd zu Protokoll gibt. Gutes Essen war schon lange ein Thema für sie. In der Slowfood-Bewegung ist die Studentin bereits seit 2013. In diesem Rahmen beteiligte sie sich auch an der Organisation einer Schnippeldisko im Boui Boui Bilk. Bei der Veranstaltung kommt traditionell Gemüse aufs Brett, das zwar nicht der EU- Form und Norm entspricht, aber bekömmlich und lecker ist. Außerdem kocht und backt die 28-Jährige in ihrer Freizeit gerne. Mit guten Zutaten, versteht sich. Bereits vor Monaten, nach dem Facebook-Hinweis, liebäugelte sie mit dem Konzept der Marktschwärmer. Ihr Unikram und ein fehlender Raum hielten sie zunächst davon ab, mitzumachen. Als die Zentrale des Start-ups schließlich einen Standort in Düsseldorf präsentierte und nur noch eine Gastgeberin suchte, schlug Lang ein. Zumal sich der anvisierte Ort lediglich acht Gehminuten von ihrer Wohnung befand. „Ich dachte, dann soll es so sein.“ Innerhalb von 10 Wochen, „in Rekordzeit“, wie sie sagt, baute sie Kontakte zu „Erzeugern“ in der unmittelbaren Umgebung auf. Mit dem Ziel, deren Waren einmal wöchentlich an den Mann und die Frau zu bringen. Denn genau darum geht es bei dem Konzept. Und das klappt: Einige Lebensmittelanbieter finanzieren sich inzwischen ausschließ-
lich über den modernen Wochenmarkt. 83 Prozent gehen an die Erzeuger, 8 Prozent jeweils an die Marktschwärmer und an Jana Lang. „Es ist wie ein Nebenjob“, sagt sie. Allerdings mit vollem Einsatz. 50 bis 60 Stunden in der Woche war sie vor der Eröffnung im Einsatz. „Als ich angefangen habe, ist es eine Sucht geworden.“ Anfang Juli, bei der ersten Ausgabe und dem Eröffnungsfest der Düsseldorfer Marktschwärmerei trudelten vorab rund 46 Bestellungen ein, über 150 Leute waren vor Ort an der Erkrather Straße. Langs größte Sorge galt dem Wetter und den Lebensmitteln. „Wir hätten aber auch noch Plan B bis C gehabt“, sagt sie. Es blieb trocken. Und seitdem können am Factory Campus immer dienstags die in der Vorwoche bestellten Einkäufe abgeholt werden. Bei Nichtgefallen haben die Wocheneinkäufer natürlich jederzeit die Möglichkeit, ihre Bestellung zu stornieren. „Das kommt aber eigentlich nicht vor. Höchstens, wenn es tatsächlich mal regnet oder stürmt“, erzählt Jana Lang. Rund 20 Lebensmittelanbieter sind momentan in Düsseldorf vertreten. „Nur Schokolade fehlt THEMA mir noch“, meint die Studentin. Die Anbieter kommen aus Köln, Niederkrüchten, Velbert und Düsseldorf. Von Obst über Gemüse, Brot, Kaffee bis hin zu Fleisch ist alles vorrätig. In hoher Qualität, darauf legt die Gastgeberin Wert. „Es gibt saisonale Produkte. Und das Fleisch ist selbst gejagt. Es werden nur die Tiere erlegt, die sowieso getötet werden müssen“, sagt Lang, die selbst Vegetarierin ist. Den Vorteil des neuen Konzepts sieht sie vor allem darin, dass man sich schon vorab mehr Gedanken über den Einkauf macht und im besten Falle auch weniger weggeschmissen wird. Die späte Verkaufszeit erlaubt es außerdem auch Berufstätigen, regionale Produkte auf einem Markt zu erwerben. Die Preise sind dem des Wochenmarktes ähnlich, auch die studentischen Freunde der Gastgeberin kaufen hier ein. Aktuell sind 306 Düsseldorfer registriert, Tendenz steigend. Einen Mindestbestellwert oder Bestellzwang gibt es nicht, erklärt Lang, „Man kann auch nur eine Gurke kaufen.“ Marktschwärmer Düsseldorf: jeden Dienstag von 17.30-19.30 Uhr, Factory Campus, Düsseldorf; Anmeldung unter: bit.ly/marktschwaermer-lierenfeld Lies dies! Unser Literatur-Special kommt im Oktober. LITE LITL L coolibri special Jana Lang bei der Eröffnung ihrer Schwärmerei Foto: Dariusz Misztal Fotografie Erscheinung: coolibri-Ausgabe Oktober 15
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