MUSEUM Blick in denAusstellungsraum Revolutionär Foto:PresseamtDortmund des Erzählens WillEisnerhat eine bedeutende Kunstform neu gedacht.Dem wohl bedeutendstenamerikanischen Comic-Künstler des 20. Jahrhunderts wird erstmals eineAusstellung in Deutschland gewidmet.Sie istimSchauraum comic+cartoon in Dortmundzusehen und verströmteine zurzeitvergessengeglaubteAura. Vielenauch durchauseingeweihtenFreund:innen dieser visuellen Form desErzählens istWillEisner(1917 bis2005) hauptsächlich vomNamen herbekannt. Denn er gibtdem bedeutendstenamerikanischen ComicpreisseinenNamen.Und dasohneStiftungund anderweitige Beteiligung schonzuLebzeiten. Dievon AlexanderBraun (höchstselbstdoppelter Eisner- Award-Träger)kuratierteSchau versammeltauf 200Quadratmeternnun vieleOriginaleaus verschiedenenSchaffensphasen einesKünstlers,der sich quasialle20Jahre neu„erfunden“hat,und derdas auch mitder Kunsttat,die er liebte undvor allem dachte. Denn Zeit seines Schaffensholte er aus derDisziplin „Comic“ stetsweitmehrheraus alssichseine Mitmenschenvorstellen konnten. Vorallem giltdas für seineSerie „Spirit“,die ab 1940 erschien,esletztlich auf650 Folgen brachte undvor allem mitihrem Comeback in den70erJahrenGeschichteschrieb.War der1939auf derBildflä- 40 cheerschienene Superman mitSuperkräftenausgestattetund ausgeklügeltem Logo (wie etwasauch derein Jahr zuvor geborene Batman), zollt derSpiritdieserZeitlediglich dasTribut,eineZorro-ähnliche Maskezutragen. Leser:innenmerkten schnell, dass sich derAutor weit mehr für das Personal nebendem „Helden“ interessierte. Kleinkriminelle,Kinder, dennormalenNachbarn. Künstlerischgelangihm mit densogenanntenSplash-Panels,das sind großflächige Aufmacherseiten, Sehenswertes.Ermanifestierte stets denSpirit-Schriftzugphysisch im Panel, derdann thematischjeandersaussah. Braunerzählt, dass sich dieAuftraggeber eigentlich lieber einLogowie beiden Heldendes Will Eisner DC-Imperiumsgewünscht hätten, Eisner aber dann schon entgegenenkonnte, dasPublikum habesichandie Variationen gewöhnt,fortansei dasein Markenzeichen, vondem mansichnicht mehr trennenkönne. 1952 kameszur großen Zäsurinder Karriere. Eisnersah auch angesichts derZensurmaßnahmen seineEntwicklungsmög-
MUSEUM lichkeit beendet. DiedarauffolgendePhase istinDortmunderstmals etwasausführlicher dokumentiert. Er arbeitete fürdie US Army unddas Pentagon undzeichnete Gebrauchsanweisungen undPropagandageschichten. Auch in diesen Gebiet gelingt es,das Potenzialder Bildgeschichte zu bergen undzuverwerten. Doch derganzgroße,für dieGeschichtedes Comics im 20.Jahrhunderts epochale Schritt sollte noch kommen.Endeder 60er traf er aufdie jungen, langhaarigenHeld:innen desErfolge feiernden libertärenUnderground-Comics. Diesesahen in ihmeineVaterfigur.Und Eisner entschiedsich, diese Verantwortunganzunehmen. DerMann,der einstder „Missing Link“zwischenZeitungscomic undflorierendenComic-Heftenwar,hatte noch einmaleinegroße Idee.Erschuf „Ein Vertragmit Gott“, eine vierteilige Hommage an dasjüdischeMietshausmilieu desNew Yorks seiner Jugendzeit unddamiteinerichtungweisendeBlaupausefür das, washeute vielgestaltigund vieldiskutiertals „Graphic Novel“ bekanntist.KeinCartoon, keinStrip,keine Superkräfte, keinScience Fiction, Krimi,Horroroderandere Genre-Kunst.Ebenexakt so wieein Romancierarbeitet: erzählend,abgeschlossen,aus einerHand, form- undselbstbewusst.Autorenfilmstatt Mainstreamkino. In derSchau findensichdazuaufregendeBeispiele. Denn da er sich und seineKunst sehr ernstnahm, so erzählt derKurator Braun, bewahrte er dieVorlagenauf.Und so sehenBesucher direkt denProzess,Korrekturen undÜberklebungen. Undvor unserenAugen entblättertsichKunst und Können,so, wieesunsereGroßelternwohlniemals mitden „billigenHeftchen“zusammengedacht hättenkönnen.Ein unterhaltsamer undbewegenderBlick insHerzdieserKunst,durch dieAugen einesRevolutionärs, derimTitel derSchau durchaus zurecht„Godfather“ genanntwird. „Will Eisner –Graphic NovelGodfather“Imschauraum:comic +cartoon bis mind. 27.Juni 2021 (Verlängerung möglich!). Danach2022beimComic- Salon Erlangenund im CartoonMuseumBasel.2023imJüdischen Museum Rendsburg. TomThelen Virtuelle 3D-Ausstellung: 21.de/schauraum Diezur AusstellungerscheinendeMonographiegleichenTitelsvon AlexanderBraun gibt’simavant-Verlag, Berlin:384 Seiten,500 Abbildungen Foto: Seite aus Will Eisner, Signale aus einer anderen Welt, 1979. Foto:PresseamtDortmund Einige Werkezur Ansicht. 41
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