KUNST SAMMLUNG PHILARAI Spätestens seit den Avantgarde-Bewegungendes frühen 20. Jahrhunderts istSchrift und Sprache für unzählige Kunstschaffende ein wichtiger Bestandteil ihrerArbeit.Das trifft auch aufdie Arbeiten derKünstlerin Nora Turato zu,die noch bis Ende April in der SammlungPhilara zu sehen sind. Nora Turato,whatdoyou make of this?did youmakethisup? InstallationsansichtSammlung Philara2020. Credit: Courtesy of the artist; LambdaLambdaLambda, Pristina &Galerie Gregor Staiger, Zürich; Foto: Paul Schöpfer Woooooooords Hysterie im SplitScreen. Werkennt es nicht? Ausgelöstdurch unzählige,gleichzeitigvorbeiziehende Bilder,Soundelemente,Worte,Phrasen, vielleicht ganzeSätze im digitalenRaum, diemittels endlosem Scrollen,Klicken,Wischen undSwipen aufden glatten, dunklenOberfläche derDigitalitätauf unszuknallen.Für vielemittlerweile einHorror. DasSmartphone klebttrotzdembeständigander Hand. Auswürfe der Smartphones kanalisieren FürNora Turato istdiesertotaleInformationsfluss eine wichtige Quelle ihrerArbeit. Die1991 in ZagrebgeboreneKünstlerin,die seit längereminAmsterdam lebt undarbeitet, nutzt sprachlicheFormen, dietäglichinden sozialen Medien undden Newstickernunserer Smartphones zirkulieren,für ihre Videos,skulpturalen Installationen, Bücher,Wandgemälde undSpoken-Word-Performances.Sie istder Filter,durch dendas täglicheSprachgewitterfließt. Dabei macht siekeinenUnterschied,obessichum politische Aussagen handelt, Alltägliches oder Zitate vonProminenten. Sieschöpft aus einem 34 demokratisch angelegten Pool vonWortfragmenten,die in ihrenArbeitenihrem ursprünglichen Kontextzwarentzogen wurden,dennoch eine Referenz an dieGegenwartund dieSubjektivität derKünstlerin darstellen: „JederPool spiegelt nichtnur daskulturelleKlimaund die Ereignisseauf derWeltwider,sondern auch,mit wemich interagiereund wieich meineZeitverbringe“, sagt siezuihrerArbeit. EinbesonderesAugenmerk liegtneben derDominanzgrafischer Formen undTypographie,die ihrerAusbildungals Grafikdesignerin geschuldetist,auf derVerwendung dereigenen Handschrift. Damitspieltsie mitder romantischen Idee derAutorenschaft undeiner Form desindividuellen Ausdrucks, derimdigitalen Zeitalter selten noch gebrauchtwirdund zu verschwindendroht. Zudemverweistsie mitihrerHandschriftauf schriftliche Überarbeitungsprozesse, dieinVorbereitungauf ihre SpracheverkörperndenPerformancesentstehen. Ausarbeitungen vonPerformances Denn ihre Arbeiten –obnun Poster aus Emaille, riesigeTapeten undVideoarbeitenwie in Düsseldorf–sindAusarbeitungen vonPerformances, für dieTuratobekanntist.Sie hinterlassen ein beunruhigendesGefühlder Reizüberflutung undprovozieren in Zeiten desgroßenRauschens Fragen nach demWertund derWahrnehmunggegenwärtigersprachlicher Ausprägungen.Hat Spracheüberdie performativeTätigkeitdes Twitterns, Postensund Kommentierens,Sich-Bewerbenshinaus überhauptnoch eine kommunikativeFunktionmit demZieldes gegenseitigen Verstehens?Ist alles zum Bullshit-Talk verkommen? Vielleichtist Nora Turato ausdiesemGrund gerade so gefragt. Nach verschiedenen StationeninNordrhein-Westfalen istsie in diesem Jahr unteranderem noch im Centre Pompidou in Paris zu sehen. Stefanie Roenneke Nora Turato:whatdoyou make of this? didyou make this up?,: bis26.4.,Sammlung Philara, Düsseldorf; philara.de
KUNST W U P P E R T A L AUSSTELLUNGEN ADVERTORIAL Hannsjörg Voth,Stadt desOrion,2003; Fotografie:IngridAmslinger Foto: ©VGBild-Kunst, Bonn 2020 Temporäre Großprojekte DasVon derHeydt-MuseumWuppertalwidmet sich denAufsehenerregenden Land-Art-Projekten vonHannsjörgVoth. DietemporärenWerke wurden vonder Fotografin Ingrid Amslinger eindrucksvoll festgehalten. Wersichindie marokkanischeWüste begibt, derstößt im Gebiet derMarha-Ebene,zwischenSandund Staub undinflirrenderHitze stehend, möglicherweiseauf drei faszinierendeObjekte ausLehm. Es sind Großskulpturendes Künstlers HannsjörgVoth, dieerzwischen 1980 und2003dort realisierte: die„Himmelstreppe“ (1980-87), „Die goldeneSpirale“(1992- 1997)und die„Stadtdes Orion“ (1997-2003). Siebeeindrucken durch ihre bloßeExistenzandiesemOrt undwerfenFragenauf wie: Wasist das? Diejüngste Arbeitbesteht aus sieben Türmen,die dieSterneimSternbild desOrion repräsentieren.Ihre AnordnungimGrundrissder Anlageist daherdurch diePositionender Sterne bestimmt.Zudemsinddie Türmebegehbar unddurch Schlitzeinder Außenwandkönnenzubestimmten ZeitenbestimmteSterneund Sternbilderobserviertwerden. DieAnlageverweiseauf kosmischeZusammenhänge,wie HannsjörgVothmal in einem Interviewerzählte.Die „Himmelstreppe“ seiein Aufstiegssymbolund „Die goldene Spirale“ weiseauf Zusammenhängeinder Naturhin. Werkestrahlen grundlegende Kraftaus Doch auch ohne dieseErklärungstrahlen dieWerke eine grundlegende Kraftaus,die aufden beeindruckendenSchwarz-Weiß-Fotografienvon IngridAmslinger zur Wirkungkommt.Dennnicht jederhat dasGlück,diese Werkeeinmal vorOrt zu sehen–auch weil dieLehmbauwerkeirgendwann vonder Naturzurückgeholtwerden. Andere Projekte warenzeitlich noch begrenzterwie „Reise insMeer“ (1978).Dafür wurdeeine20Meter langeFigur mitBleimaske mitLeintüchern umwickelt, einerüberdimensionalen Mumiegleich, undauf einFloßgelegt. Floß undFigur wurden von Maibis Juni 1978 aufdem Rheinvon Ludwigshafen aus über Rotterdam insMeergeflößtund anschließend verbrannt. Nurdie Maskeblieb.Auch dieses Projekthat Ingrid Amslingermit derKamerabegleitet. DieWuppertaler Ausstellunglädtdazu ein, insgesamt acht außergewöhnlicheGroßprojektedurch Fotografienaberauch anhandvon Modellen und Zeichnungennachzuerleben –darunterder Zeichnungszyklus„Jenseits derZeit“. Durch dieseZusammenstellung wirdauch dieprozesshafteEntstehungder Werkeveranschaulicht. Stefanie Roenneke HannsjörgVothund Ingrid Amslinger –ZuLande und zu Wasser:bis 13.9., Vonder Heydt-Museum,Wuppertal; von-der-heydt-museum.de 35
Laden...
Laden...
Laden...