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April 2020 - coolibri Dortmund

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INTERVIEW Ein

INTERVIEW Ein erschreckender Sonnenschein DORTMUND/WUPPERTAL|PatrickSalmenstarteteseine Karriere auf den Poetry-Slam-Bühnender Region, liest inzwischen aberin ganz Deutschland vorausverkauften Häusern.Lukas Vering verrät er,oberlieber Schreiberling oder Rampensau ist,was ihn in Ekstase versetzt und warumihm alteDamen Pfandflaschen in denBuggy legen. Foto: Timothy O´Sweebe Warumhastdudichentschieden,Bühnenmensch undBuchschreiber zu werden –und dein Lehramtsstudiumdafür abzubrechen? Das war eigentlich nieeinebewussteEntscheidung. Ichhabeschon immergerne Geschichtengeschrieben undirgendwann konnte ichplötzlich davonleben,weilMenschenmeine Bücher gekauft haben oder zu Shows gekommen sind. Wasinspiriertdichmehr–MenschenoderDinge? Es gibtvieles, wasmichinspiriert. MenschlichesHandeln, Widersprüchlichkeitenineigenen Moralvorstellung,Sprache, gesellschaftlicheEntwicklungen, Urbanität,Kulturen, Kunst, aufgeschnappte Gesprächsfetzen im Zug... Bist du eher RampensauoderSchreiberling? Eher Schreiberling. Auch wenn ichwahnsinnig gernevorlese undesgenieße,Menschenzum Lachen zu bringen, istesmir bisheute fast einbisschen unangenehm,sosehrimMittelpunktzustehen. Manchmal fehltmir da dasSelbstbewusstsein.Abernochunangenehmerwäre es mir,wenn jemand anderesmeine Texteauf derBühnepräsentieren würde. Dein neuesProgramm zumimDezember erschienenen Buch heißt„Ekstase“–wasversetztdichdenninekstatische Zustände? NetteMenschenund gutesEssen!Bratkartoffelnversetzen mich in einen Zustandvon Tranceden jedwede Designerdrogenie erreichenkönnte. Dein letztesBuch hieß „Treffen sich zwei Träume.Beide platzen“ –welche deiner Träume sind denn schongeplatzt? Da gibteseinige!Früher wollte ichsehrgerne seriöserRomanautorwerden, aber durch meineNeigungzuAlbernheitund absurder Komik habe ichmir denWeg wahrscheinlich jetztschon verbaut. Für dasFeuilleton binich jetzt der „Comedy-Typ“. Fürdie Comedy-Branche wiederrumbin ich derdubiose Vorleseonkel. Mittlerweile istmir dasaberrelativ egal undich versucheimGraubereichzwischen ernsterund unterhaltenderKunst irgendwiemeinDingzumachen. 6 „Bratkartoffeln versetzen mich in einen Zustandvon Trance den jedwede Designerdroge nie erreichen könnte.“ Eine Leserkritik aufamazon.de –wie manweiß, derMaßstab allerDinge –bemängelt,dassdein„Blickfür dieDetails unserer Gesellschaft“leider„ausschließlich negativ“sei.Ist dasso? Ohne dieses Interviewhätte ichvon dieser Kritikjedenfalls nieerfahren. Werdedanun vermutlich längerdrübernachdenken,als es mir lieb ist. Wenn manmeinBuch immer abwechselndmit einemGlücksratgeber von Eckhartvon Hirschhausen liest, müsstesichdas aber vermutlich im Neutraleneinpendeln. Kann einnegativer Blicktrotzdemein humorvoller sein? Im menschlichen Scheiternstecktschon wesentlich mehr Komik als in Erfolgsgeschichten.„Heuteaufgewacht,Sonne scheint, Leutenett, alles super!“ –will doch keiner hören. Ehrlich gesagt,finde ichmeinenBlick aber überhauptnicht so negativ. Vielleichtüberwiegt manchmal eine gewisseGrundskepsis, aber ichsehemichweniger als zynischen Dauernörgler. Daswäre ehrlich gesagt sogarmeingrößterAlbtraum, irgendwann so einenreaktionären Kabarettduktus zu bekommen!Freunde undtreue Lesersagen sogar, mein Grundton seipositiver als jemals zuvor.Sie waren nahezu erschrocken,was für einlebensbejahenderSonnenscheinaus mir geworden ist. Du fühlstgerne aktuellen Trenderscheinungen aufden Zahn –von Street Food über Achtsamkeits-Apps bisHygge kriegen alle ihrFettweg.Spürst du schon, wasder nächsteTrend wird? Das weiß ichnicht.Meine Kritikgiltaberweniger deneigentlichen Trends, als vielmehr demUmgangdamit. Achtsamkeitist zumBeispieletwas wahnsinnigWichtiges undwir alle tungut daran, unswiedermehrRuhezeiten einzugestehenund zu lernen,aktiv Langeweilezuzulassen. Mich nervteherdie ganzeInszenierungund dieseRatgeberkultur, diesofortalleszur Religion erhebt unddann irgendwelche überbezahltenLifecoaching-Eumelausbrütet.Esist doch eigentlich sehr simpel:Rausgehen, Handy aus,Schnauze halten.Und atmennicht vergessen. Du kommst ausWuppertal–wasverbindestdumit derStadt? DiemeisteZeithabeich im Luisenviertel gelebt.MeinLieblingsfleckin Wuppertalist aber definitivdie Nordstadt. EinpluralistischerOrt voller Möglichkeiten. Vorallem dasganze Utopiastadt-Projekthat es mir sehr angetan. Mitwelcher Leidenschaft dortaktiv Stadtteilentwicklungbetrieben wird, istbeeindruckend! Vielleichtsogar dasHerzder WuppertalerKulturszene.

INTERVIEW Jetzt Tickets sichern! Wut klingt gewaltiger mitPauken undTrompeten. Voll ekstatisch:Patrick Salmen Foto: Fabian Stuertz Du hast langeinDortmundgelebt–istdie Stadtein guter Standort füreine Karriere aufder Bühne? Ichhabeetwasechs JahreinDortmundgelebt. Fürdas Tourleben istdas Ruhrgebietoptimal,durch diezentraleAnbindung erreicht manganz Deutschlandunkompliziert.Vor vier Monatenbin ichumgezogen.Eigentlich wollte ichnachWuppertal,bin aber in Schwelmgelandet. Bisweilenerweistsichdas Kleinstadtleben als krasserKontrastzuden urbanen Szenebezirken.Neulich habeich meinen Sohn zur Kita gebracht undauf dem Rückweghat mireineältereDameeinePfandflascheinden leeren Buggy gelegt.Entwedersinddie modernen Rollenbilder noch nichtzuihr vorgedrungenoderich sollte mich malwiederrasieren. Aber ichgenieße dieRuhe hier.Wobei ichauch Angsthabe, seltsamzuwerden. Neulichhabeich mir eine Multifunktionsjacke gekauft.Der Anfangvom Untergang! Du hast schonmit TorstenSträter und Quichottezusammengearbeitet. Mitwem würdestdunochgerne kollaborieren? Ichmag dieSymbiosevon Literaturund Musik, daher: MitJonas David und JanRöttger habeich bereitseinige schöneGigsgehabt. MitHorst Wegener würdeich gernezusammenarbeiten. Außerdem istseitlangerZeitschon eine Tour mitEnnoBungergeplant. Nach Rap-Projekt,Rätselbuchund Kinderliteratur–wassteht jetztan? Tatsächlich arbeite ichseitlangemaneinem Roman. Um denfertigzuschreiben,werde ichabereinelängere Bühnenpausebenötigen.Ansonstenhabeich mirfürsneue Jahr vorgenommen, etwasweniger zu arbeiten, um mehr Zeit für Freunde undFamiliezuhaben. PatrickSalmen: 14.5., Utopiastadt,Wuppertal; patricksalmen.de Mi 22.04.2020 BeethovenFidelio– GustavoDudamel Halbszenische Aufführung mit dem White Hands Choir Do 23.04.2020 Thomas Hengelbrock &Balthasar-Neumann-Chor – Osterkonzert Werke von Liszt, Bruckner, Reger und Becker Fr 24.04.2020 Liederabend Anna Prohaska – Ausdem Paradies Kompositionen von Fauré, Debussy, Bernstein und Messiaen über die biblische Figur der Eva Sa 25.04.2020 Mnozil Brass–Pandaemonium Die sieben Blechbläser stellen sich mit angemessenem Unernst den ernsten Dingen des Lebens. So klingt nurDortmund. konzerthaus-dortmund.de So 26.04.2020 Georgette Dee–Lieblingslieder Do 30.04.2020 Junge Wilde –KianSoltani Kian Soltani und Petrit Çeku präsentieren die spannende Kombination von Cello und Gitarre. Do 07.05.2020 Warsaw Village Band Polka mit einem Schuss Techno Do 14.05.2020 Stegreif.orchester – Beethoven9plus Das unkonventionelle Ensemble verwebt die berühmte Neunte mit der Musik anderer Kulturen. 7

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