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April 2018 - coolibri Oberhausen, Duisburg, Mülheim

KUNST M Ü L H E I M Das

KUNST M Ü L H E I M Das Kunstmuseum Mülheim widmet sich mit den beiden Ausstellungen „Das Kind in der Kunst – Von Beckmann bis Zille“ und „Ute Behrend. Being a Child“ der Darstellung von Kindern in den Künsten. Ute Behrend: Ast mit Beeren im Wald & Mädchen mit Schmetterlingsflügeln, 2017 Foto: © 2018 Ute Behrend Das Kind im Blick Emil Nolde: Zwei Kinder spielen am Strand, um 1930 50 Bevor in der Sammlung Ziegler im Kunstmuseum Mülheim das Bild des Kindes an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert im Fokus steht, warten im Grafikraum davor zunächst Fotografien mit einem gegenwärtigen Ansatz auf die Besucher: „Being a Child“ ist sowohl Prolog als auch Epilog zur Ausstellung „Das Kind in der Kunst“. Zu sehen ist eine eigens für das Kunstmuseum zusammengestellte Auswahl der Künstlerin Ute Behrend, die zu den prägendsten VertreterInnen der Fotoszene im Rheinland gehört. In den ausgestellten Serien wie „The Last Year of Childhood“, „Second Glance“ oder „Small Silent City“ komponiert Behrend schappschussartige Szenen mit konstruierten Motiven, wobei das Porträt ein zentrales Thema darstellt. Abgeschnittene Haare auf rotem Grund korrespondieren mit einem Schatten; eine hellblaue Magnetbahn tritt mit einem „Mädchen mit blauen Augen“ in Dialog oder ein Playmowald trifft auf das Blattwerk einer Kastanie. Die daraus entstehende essayistische Wirkung der Serien vermitteln ein mal heiteres, mal melancholisches, mal abgeklärtes Bild der Phase zwischen Kindheit und Erwachsenenalter. Mit der Serie „Bärenmädchen“ interpretiert Behrend zudem eine erfundene Geschichte um einen Indianerstamm: herausgekommen sind Fotografien und Bildpaare, die poetisch zwischen den Genres Dokumentation, Märchen, Mythos und Mystery changieren. Klassiker erleben In der Sammlung Ziegler werden darauf rund 80 Bilder von Max Beckmann über Emil Nolde bis hin zu Heinrich Zille gezeigt. Darunter befinden sich Gemälde, Aquarelle und Grafiken, mit denen die kindliche Entwicklung von der Geburt bis zur Jugend festgehalten werden. Die Ausstellung ist in vier Themenbereiche gegliedert, wodurch das damals wachsende Verständnis von Mutterschaft, Kindheit und Erziehung aufgezeigt wird. Dieser Wandel wird dabei ebenso betont wie die raue Lebensrealität der Kinder. Foto: © 2018 Nolde Stiftung, Seebüll Diese scheinen in den ausdrucksstarken Kohlegemälden von Otto Pakonk ebenso durch wie in den Zeichnungen von Heinrich Zille. Ergänzt werden die künstlerischen Arbeiten durch einzelne Schaukästen, in denen Bücher aus der Zeit („Das Jahrhundert des Kindes“), Magazine oder eine Fotografie von August Sander präsentiert werden. Zitate an den Wänden unter anderem von Rainer Marie Rilke, dass „freie Kinder zu schaffen, […] die vornehmste Aufgabe dieses Jahrhunderts sein“ wird, betonen die Veränderung und den bitteren Wunsch nach Individualität, der mit dem Wissen um den kriegerischen Verlauf der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts besonders schmerzlich erscheint. In den Räumen der Station „Mit den Augen des Kindes“ strahlen wiederum farbenprächtige Zeichnungen und Gemälde von den Wänden: neben dem scheinbar von Kinderhand gefertigten „Railroad Train“ von Lyonel Feininger betonten „Frau Freundlich“ von Werner Gilles und im letzten Raum „Infantin“ von Alexej Jawlensky, dass das Kind nicht nur Thema und Motiv sein kann, sondern Zeichnungen von Kindern auch neue Ausdrucksmöglichkeiten für die Kunst bereitgehalten haben. Stefanie Roenneke Das Kind in der Kunst – Von Beckmann bis Zille: bis 1.7.; Ute Behrend. Being a Child: bis 1. Juli 2018,Kunstmuseum, Mülheim an der Ruhr; muelheim-ruhr.de

KUNST W I T T E N Ein Bild vergangener Zeiten: Bergarbeiterin am Förderband der 2016 geschlossenen Zeche Makoszowy. Kumpelinen bei der Arbeit Die Kumpeline oder Kumpelin ist im Duden zwar mittlerweile als weibliche Form des Kumpels festgeschrieben – in der Bergarbeitersprache, wo der Bergmann der Kumpel ist, existiert sie jedoch nicht. Die Geschichte des Bergbaus wird (von Männern) gern als heroische Geschichte der Herren der Schöpfung erzählt. Das LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall in Witten zeichnet jetzt ein anderes Bild. Fotos [2]: LWL / Dariusz Kantor WESEL UND DIE NIEDERRHEIN LANDE 18.03. - 14.10.2018 Schätze, die Geschichte(n) erzählen Das LVR-Niederrheinmuseum Wesel zeigt eine neue spannende Ausstellung über die Niederrheinlande. „Schätze, die Geschichte(n) erzählen“ illustriert die deutsch-niederländischen Verflechtungen und den regen kulturellen, sozialen und kaufmännischen Austausch durch die Jahrhunderte. Über 350 Schätze veranschaulichen Ereignisse aus der Geschichte Wesels, des Niederrheins und der Niederlande vom Mittelalter bis heute. www.niederrheinmuseum-wesel.lvr.de „Von Kohle gezeichnet – Frauen im Bergbau“ heißt eine Schau mit Fotografien von Dariusz Kantor, die im für Sonderausstellungen reservierten kleinen Saal im Werkstattgebäude zu sehen ist. Es ist kein Zufall, dass das Museum die Ausstellung im Jahr 2018 zeigt, in dem mit der Steinkohle- Förderung im Ruhrgebiet endgültig Schluss ist. „Wenn man sich das große Programm in diesem Jahr mal anschaut: Da gibt es kaum Veranstaltungen, die sich mit der Geschichte der Frauen im Bergbau beschäftigen“, sagt die wissenschaftliche Volontärin der Zeche Nachtigall, Cindy Kramer. Da am Wittener Industriemuseum auch Ingrid Telsemeyer arbeitet, die sich als wissenschaftliche Referentin mit der Frauen- und Geschlechtergeschichte des Ruhrbergbaus beschäftigt, war das Thema gesetzt. Die Frauen, die Dariusz Kantor zwischen 2002 und 2004 mit der Kamera auf Schicht begleitet hat, haben allerdings nicht im Ruhrgebiet, sondern auf Zechen Schlesien gearbeitet – oder arbeiten immer noch dort. „Die Situation in Schlesien ist mit dem Ruhrgebiet durchaus vergleichbar“, sagt Cindy Kramer, „nur dass der Strukturwandel dort etwas später eingesetzt hat.“ Frauen, die am Förderband an der Kohlensortierung arbeiten. Eine Arbeiterin, die die Schienen für die Loren ausfegt. Eine zierliche Hand mit Ringen und verbundenem Zeigefinger. Das Portrait einer Bergarbeiterin durch eine Glasscheibe, die ihre Umgebung Die Frau mit der Staubmaske arbeitete 2002 auf der Zeche Makoszowy in Zabrze. reflektiert. Die nüchternen Architekturaufnahmen der Kohlenwäsche der Zeche Makoszowy. Dariusz Kantor hat vielfältige Perspektiven gefunden, um das Wirken der Frauen über Tage (unter Tage war ihr Einsatz lange verboten) einzufangen. Allen Bildern gemeinsam ist das spannungsvolle Spiel mit dem künstlichen Licht der Maschinen, Tageslichteinfall durch staubige Fenster, Dunst, der in der Luft hängt. Alle wurden analog und in schwarz-weiß aufgenommen – was einen auf das Wesentliche reduzierten Blick befördert, wie man ihm heute nur noch selten begegnet. Max Florian Kühlem „Von Kohle gezeichnet – Frauen im Bergbau“: bis 2.12. Zeche Nachtigall, Witten; lwl.org neanderthal.de www.coolibri.de Löwe, Mammut & Co. Eine Eiszeit-Safari PUBLIKUMSMAGNET verlängert bis 2. September 2018 Foto©Marc Steinmetz 51

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