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Vest im Leben 3

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A U S F L U G H A L T E

A U S F L U G H A L T E R N A M S E E Im August und September blüht das Heidekraut in der Westruper Heide in intensivem Lila. Naturfreunde können an geführten Wanderungen teilnehmen – oder das Gebiet in Haltern am See auf eigene Faust erkunden. Wer braucht da schon die Lüneburger Heide? S i n f o n i e i n L i l a Foto: Ulrich Nickel Nicht erst seit Hermann Löns, dem bekannten Heimatdichter, schwärmt jeder Romantiker über die Lüneburger Heide. Erheblich kleiner, aber nicht weniger farbenfroh präsentiert sich im August und September die Westruper Heide. Kaum einer kann sich der Faszination dieses Heidegebietes entziehen, jeder ist begeistert vom intensiven Lila der Heidekrautblüte. Ohne Mensch keine Heide Die Besenheide taucht diese größte Zwergstrauchheide Europas in ein buntes Potpourrie leuchtender Farben. Und wenn die ersten Nebelschleier im Frühherbst die Heide verhüllen, lädt dieses rund 90 Hektar große Naturschutzgebiet zum Wandern und Genießen ein. Mehrere Themenrouten wurden eingerichtet, die den Schwerpunkt auf verschiedene Aspekte der Heide legen und für jeden Naturfreund interessante Tatsachen aus der 14 Heide erzählen. Vor einigen Jahren wurden unter dem Motto „Himmel und Heide“ diese Naturerlebnisrouten geschaffen. 1937 wurde die Westruper Heide unter Naturschutz gestellt und zeichnet sich durch ein ausgedehntes Dünengelände mit Zwergstrauchheiden, Sandmagerrasen und großen Wacholderbeständen aus. Bemerkenswert ist die artenreiche und auf nährstoffarme Sandstandorte spezialisierte Sand- und Seidenbienenfauna. Die Heide bietet über 100 Wildbienen-, Ameisen- und Einsiedlerwespen einen ausgezeichneten Lebensraum. Auch Schlingnatter, Zauneidechse, Ameisenlöwe und Heidelerche stehen auf der Liste gefährdeter Tierarten, die hier noch stabile Bestände besitzen. Obwohl die Heide eine große Bedeutung für die Flora und Fauna besitzt, handelt es sich um eine Kultur- und nicht Naturlandschaft. In Mitteleuropa

A U S F L U G herrscht als natürliche Vegetationsform der Wald vor, das heißt dort, wo der Mensch nicht eingreift, setzt sich der Wald durch. Die Westruper Heide liegt auf einem Binnendünengebiet der Nacheiszeit, entstanden durch Flugsande, die sich auf den Lippeterrassen abgesetzt hatten. Vor vielen hunderten Jahren wurde der Wald gerodet, um Häuser zu bauen, Boote herzustellen und Brennmaterial zu gewinnen. Bereits im Mittelalter waren die ursprünglichen Eichen- und Mischwaldbestände vom Menschen nahezu vernichtet worden. Kühe und Schweine wurden in die Nieder- und Hutewälder mit viel Buschwerk getrieben. Der Wald diente zum Rohstofflieferanten für Ackerbau und Viehaltung. Durch das Plaggen (Abschälen der obersten Humus- und Krautschicht) wurde Streu für Haustiere gewonnen, das als Dung für die Felder genutzt werden konnte. Eine Landschaft im Wandel Die stetige Entnahme durch Jedermann, also die Nutzung als Allmende, ließ den Wald immer weiter verschwinden. Nur noch genügsame Pflanzen, die nährstoffarme Lebensräume bevorzugen, fanden auf den entkräfteten Böden Nischen zum Wachsen und Gedeihen. Besenheide, Ginster und Wacholder setzten sich durch und ließen eine Heidelandschaft entstehen. Schafe waren die einzigen Tiere, die noch mit der kargen Vegetation zurecht kamen. Die Privatisierung dieser Marken im 19. Jahrhundert und die Holzknappheit führten zu neuer Bepflanzung. Da der Kohlebergbau Kiefern als Grubenstempel brauchte, wurde die Heide mit Kiefern aufgeforstet. Viele Heideflächen verschwanden. Die Kiefer hat die Eigenschaft, erst zu knacken, bevor sie einstürzt. Die Bergleute konnten sich rechtzeitig in Sicherheit bringen. Daher war dieses Nadelgehölz im Bergbau besonders geschätzt. Auch die Erfindung des Kunstdüngers ließ die Heidelandschaft stark schrumpfen, weil viele Heidegebiete zu Ackerflächen umgebrochen wurden. Seit 1993 existiert wieder eine Heidschnuckenherde, die die aufkeimenden Eichen und Birken verschmäht. Damit ist sichergestellt, dass die Heide erhalten bleibt und Naturfreunde nicht bis in die Lüneburger Heide fahren müssen. Ulrich Nickel Mehr Infos und Termine für Führungen: westruper-heide.de oder unter Tel. (02364) 604194 Glockenheide Auch in der Heide zu Hause: Wacholderbeeren Foto: Ulrich Nickel Foto: Ulrich Nickel 15

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