C H R O N I K Bermudadreieck: Pop wird Party Keine Atempause, Geschichte wird gemacht. Regierungen werden gewählt, Prinzen werden geboren, Könige sterben, Deutschland wird Weltmeister, der Mensch fliegt zum Mond und dem Bürger vom spitzen Kopf der Hut. Und in Bochum ist da plötzlich das Bermudadreieck, ein Wahrzeichen, ein Magnet, ein Vergnügungsviertel, wie es nur wenige gibt. Da stellt sich doch die Frage: wie kam es denn nur dazu? Das „3eck“ ist kein am Reißbrett entworfenes Kreativviertel. Kein visionärer Masterplan lässt sich in städtischen Archiven finden, keine visionäre Rede ist dokumentiert. Und doch ist über Jahrzehnte hin etwas wahnsinnig Großes (1600 Arbeitsplätze, Zehntausende Besucher, Kneipen, Kneipen, Kneipen) entstanden, das dennoch nicht immer nur den Geist der heute so vielfach beschworenen „Events“ verströmt. Noch hat das Bochumer Bermudadreieck seinen ganz eigenen Charme, möge das so bleiben. Klar, die Frage nach dem „Vater“ des Bermudadreiecks wird immer wieder gestellt, wird auch gerne beantwortet. Zuvor war der geografische Ort ein Bahnhofsviertel. Mit entsprechendem Aussehen. Leicht rotlichtig. Vor dem Zweiten Weltkrieg gab es Hotels wie das „Royal“, „Zum weißen Schwan“ und „Union“, der dynamischen jungen Industriestadt stand das Kino namens „Weltlichtspiele“ gut zu Gesicht und das 1925 fertig gestellte Lueg-Haus war zuweilen das höchste Haus der Stadt. Hier wurden Autos verkauft, heute zeigt das Union-Kino Filme. Im Krieg wurde fast alles zerbombt, der Bahnhof wurde an seinen heutigen Standort verlegt, das „3eck“ wurde – sehr verkürzt gesagt – eine Leerstelle der Stadtplanung. Und so siedelte erste Gastronomie an: „Die Kulisse“ (Brüderstraße 8), die „Stripteasebar Romantica“ (Kortumstraße 19), das „Tanzcasino“ an der Kreuzstraße oder auch die „Lidobar“ an der Viktoriastraße, heute: Sachs. Und eine kleine schmale Kneipe namens IT-Stübchen (heute die Pinte) neben dem Kino „Intimes Theater“ (!) (heute Casablanca). Mitte der 60er dynamisierte sich diese Entwicklung. Gesamtgesellschaftlich heizte sich die Stimmung durch die Studentenbewegung auf, die ersten RUB-Studenten nach der Gründung 1965 fanden aber quasi kein studentisches Leben in Bochum vor. Kein Pop nirgends. Doch diese Lage war ein fruchtbarer Boden für einige Macher, die mit Engagement, ökonomischem wie sozialem Gespür und Mut agierten. Leo Bauer etwa, gründete 1977 das Mandragora, das sich selbst als „Wurzel des Bermudadreiecks“ bezeichnet und eine mediterrane Idee in den urbanen Raum transportierte: draußen sitzen. Das gab es vorher nur im Wald und am See. Ein Fanal, vielleicht das Momentum für das „3eck“. Pop wird nun populär. Herbert Grönemeyer kommt mit wehenden Haaren, blond gelockt noch, aus dem Schauspielhaus die Straße herunter und singt im Mandra. Sehen und gesehen werden Inzwischen sind die Freisitze das große Merkmal der Flaniermeile. Sehen und gesehen werden – jetzt fast das ganze Jahr dank der Heizpilze. Über die Jahre verschwanden immer mehr nicht-gastronomische Geschäfte, neue Kneipenkonzepte entstanden. Die Gastronomen hielten bei aller Konkurrenz stets zusammen, gemeinsam gelang es so, weitgehend die große Systemgastronomie fernzuhalten, genauso wie sehr gelegentliche Vorstöße aus dem Rotlichtmilieu. Nur gegen Junggesellen-Abschiede scheint man wehrlos. 8 U-Bahn Baustelle Berliner Platz Kortumstr heute Bermudadreieck, 15 Sept 1976 Doch das gehört wohl zu dem dazu, was das „3eck“ heute ist. Ein für quasi alle goutierbares multifunktionales Vergnügungsviertel. Die Rest-Bohème findet man nur noch in Nischen. Spätnachts im Intershop, Mandragora oder Frei-
C H R O N I K Konrad-Adenauer-Platz, Biergarten Mandragora, Handelshof, (heute Bermudadreieck) 21 Aug 1987 Fotos (2) : Stadt Bochum, Presseamt beuter vielleicht, am frühen Abend in der Pinte. Die große Mehrheit hat Spaß an Cocktails, an Gambas-All-You-Can-Eat, an Happy-Hour und Burger-Tag. Geht in tolle Kinos und winzige Third-Wave-Cafés, isst Currywurst, als gäbe es kein Morgen. Wundert sich über die Abwesenheit jeglicher Eisdiele. Kauft bis Mitternacht bei REWE ein und trinkt schnorrend Dosenbier auf dem Fußboden. Das Bermudadreieck ist nicht mehr so wild und bös-funkelnd, wie es mal war. Doch so ganz gezähmt ist auch noch nicht. Die komplexeste Geschichtsschreibung hat Arnold Voß geleistet, gut geschriebene 70 Seiten umfasst seine auf der Webseite des 3ecks herunterladbare Story (www.bermuda3eck.de/assets/B3E-Story1.pdf). Ihm ist dafür zu danken. Tom Thelen Tickets deutschlandweit, Stadtführungen, Souvenirs und Stadtinformationen Bochum Infopoint Bermuda3Eck & Bochum Marketing GmbH Konrad-Adenauer-Platz Täglich 18 bis 20 Uhr www.bochum-tourismus.de Freies WLAN: Bochum Marketing 9
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April 2017 - coolibri Recklinghausen, Gelsenkirchen, Herne
Carolin Kebekus über lustige Frauen, Rita McBride über Kunst zum Anfassen, der Record Store Day im Überblick
Die Entdeckung der Einfachheit: Mit der achten Ausgabe von RUHRGEBEEF zeigen wir, wie’s mühelos lecker wird! Mit dem Dortmunder Starkoch Phillip Schneider haben wir ein ungewöhnliches und günstiges Produkt gegrillt. Das Herz: einfach in der Zubereitung und eines der besten Steaks am Rind! Wir beantworten die Frage „Rib Eye oder Filet“ ganz simpel mit „Petite oder Hanging Tender“. Und selbst bei der vermeintlich profanen Bratwurst kann das Ergebnis ganz leicht noch viel besser werden. Wir verraten wie! Daneben gibt’s Hirschschnitzel auf Japanisch, Obstbrände aus dem eigenen Garten und Kräuter von den Auen und Wäldern des Ruhrgebiets. Und im Rezeptteil lassen sich Weltmeister und Outdoor-Experten erneut über die Schulter gucken. RUHRGEBEEF No. 8 – leichter kann man es sich nicht machen!
Wer jagt gewinnt: Ganz besonders bei uns im Ruhrgebiet! Wie ein 300 Pfund schwerer Hirsch in feinste US-Cuts vom Ribeye bis zum Tri-Tip zerlegt wird, zeigte uns eine Fleischerei in Essen. Bestes Brot aus Bochum haben wir ebenso ins Visier genommen und ein Dortmunder Star-Koch landet etliche Treffer mit seinen tollen Tomaten-Menüs. Mit der Bruderschaft des guten Geschmacks pirschten wir in Castrop-Rauxel durch die Küche und haben natürlich auch schon die neue Steak-Manufaktur in Gelsenkirchen gesichtet. Nachgeladen wird mit zahlreichen Rezepten zum Nachgrillen und –kochen: von den Spare Ribs über den Rehrücken bis zur waschechten Pott-Roulade. RUHRGEBEEF gibt es in unserem Online-Shop (www.shop.ueberblick.de) und im Buchhandel.
Das neue RUHRGEBEEF Sommer im Revier – Grillgut auf dem Rost. Klar, sind wir wieder losgezogen. Haben mit Tom Heinzle einen der besten und berühmtesten Griller der deutschsprachigen Szene getroffen. Beim Zehn-Gänge-Menü konnten wir viel lernen und wollen das unseren Lesern nicht vorenthalten. Und es geht sogar noch edler. Von Heiko Antoniewicz ließen wir uns erklären, wie man Fleisch und Fisch bestens veredeln kann. Ganz nach dem Motto der sechsten Ausgabe: „Dry it Yourself“. RUHRGEBEEF gibt es in unserem Online-Shop (www.shop.ueberblick.de) und im Buchhandel.
Ommas Lieblingsapfelkuchen, klassische Schwarzwälderkirsch oder vegane Cupcakes? Wir von coolibri wollten wissen, was der Pott backt. Deshalb begaben wir uns auf die Suche nach Back-Rezepten aus den kreativsten Küchen des Ruhrgebiets und haben unsere Leser nach ihren Lieblingsbackwerken gefragt. Aus all den Einsendungen haben wir die 18 besten Rezepte in unserem ersten „Lust auf Backen“-Magazin versammelt.
In unserem Special zur Landtagswahl 2017 in NRW stellen sich Mitglieder der stärksten Parteien aus den größten Städten zwischen Düsseldorf und Hamm vor.
Das Wintersemester 2015/2016 hat gerade begonnen, da wird die Welt, wie wir sie kennen, in ihren Grundfesten erschüttert. Denn am 21. Oktober landet im amerikanischen Hill Valley Marty Mc Fly, der vor exakt 30 Jahren „Zurück in die Zukunft“ gereist ist. Gleichzeitig erlebt ihr Studis gerade eure ganz eigene Reise durch die universitäre Gegenwart. Für euch haben wir das neue Campus-Magazin entwickelt. Als Ratgeber, Handbuch für abendliche Zerstreuung oder als Pausenfüller zwischen den Seminaren.