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Oktober 2017 - coolibri Düsseldorf und Wuppertal

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MUSIK VON HIER Neustart

MUSIK VON HIER Neustart mit Musik: Vera Rivera Gefühlsbetont Manchmal muss es im Leben ruckeln. Das könnte man meinen, wenn man Vera Riveras Biografie betrachtet. Die 38-jährige Musikerin hat im vergangenen Jahr ihren Marketing-Job an den Nagel gehangen und kümmert sich seitdem um ihre persönliche Traumverwirklichung. „Nach dem Abitur habe ich mich gegen die Musik entschieden, weil ich damals nicht den Mumm hatte“, erzählt Sängerin und Songschreiberin Vera Rivera. Es folgte der „sichere“ Weg: ein International Business-Studium, schließlich der Job als Diplom-Kauffrau. Einige Schicksalsschläge in den vergangenen Jahren veranlassten die 38-Jährige zum Umdenken. „Ich habe in verschiedenen Branchen gearbeitet. Aber ich hatte immer das Gefühl, nicht ich selbst zu sein und mich verstellen zu müssen. Also habe ich Ende letzten Jahres die Spur gewechselt“, erzählt Rivera. Seitdem singt sie in Vollzeit, auch auf Hochzeiten, arbeitet außerdem als Model und Yogalehrerin. Die Musik begleitet „Es ist verpönt, seine Gefühle zu stark zu zeigen.“ Rivera seit Kindertagen. Mit sechs Jahren begann sie, im Chor zu singen und Klavier zu spielen. Auch in ihrem Umfeld wurde musiziert. „Als Asiatin wächst man damit auf, mit seiner Familie und Freunden Karaoke-Partys zu feiern“, schmunzelt Rivera. Nach einer Trennung und privaten Umbrüchen begann sie 2014, eigene Songs zu schreiben. Diese handeln von „beziehungs- und gesellschaftskritischen Themen“, so die Sängerin mit der weichen, dunklen Stimme. Sie bewarb sich um Live-Auftritte – mit Erfolg. Im März dieses Jahres trat sie das erste Mal mit ihrer Musik - einer Mischung aus Melancholic Pop-Rock und Indie Pop-Rock - auf. Anfang September brachte die Singer/Songwriterin außerdem ihre erste Single „Let me be there for you“ auf allen bekannten Online-Portalen heraus. Im Frühjahr 2018 ist eine EP geplant. Emotionen spielen in Riveras Songs eine große Rolle. Die Sängerin meint: „In unserer heutigen Gesellschaft ist es verpönt, seine Gefühle zu stark zu zeigen, weil man sonst schnell als schwach gilt. Doch als Yogalehrerin weiß ich, wie wichtig es ist, einen Draht zu seinem Körper und seinen Gefühlen zu haben.“ Für die Sängerin hat es mit dem Bauchgefühl gut funktioniert, auch privat: „Ich bin glücklicher denn je. Das liegt auch daran, dass ich seit Februar verlobt bin. Vielleicht musste ich mich erst selber finden, damit die Liebe auch mich findet.“ Diese innere Ruhe und Ausgeglichenheit hört man Riveras Songs an, die meist melancholisch starten und positiv enden. Prädikat: Wohlfühlmusik; Nadine Beneke; verarivera.com Foto: Vera Rivera A L B U M D E S M O N A T S Bambus „Wechsel“ Bambus fängt 2013 an, online Tracks zu veröffentlichen, die Battlerap mit fast mystischen Sounds kombinieren und seinen Stil so unverwechselbar machen. Er hat Erfolg, und so ist ein Album der nächste logische Schritt. Ein bisschen genuschelt, immer schön entspannt,aber textlich auf den Punkt bringt er seine Lyrics an die Hörer. Dabei orientiert er sich an den Themen, die offensichtlich alle umtreiben: der Gesellschaft, genaue Betrachtungen seines eigenen Seelenlebens, dystopische Zukunfts-Szenarien und die Angst davor. Genau diese ambivalente Mischung, die für die aktuelle Generation bezeichnend ist. Drinnen und Draußen verwischen, alles ist gleich wichtig. So ist „Wechsel“ zwar das Debut eines 21-jährigen Rappers aus Dortmund, aber eben auch eine Momentaufnahme, in dem sich alle Twenty-Somethings dieser Gefilde wiederfinden können. VÖ: 6.10. - Weltgast Music Foto: Weltgast Music Grandbrothers „Open“ Das Düsseldorfer Duo hat es längst geschafft: raus aus der lokalen Szene in die Köpfe und Herzen von Musikliebhabern in der gesamten Republik. Die Verbindung von klassichem Flügel und elektronischen Elementen erfindet zwar das Rad nicht neu, klappt aber in dieser Konstellation ganz wunderbar. Wenn Lukas Vogel und Erol Sarp gemeinsam Lieder erschaffen, gelingt es ihnen jedes Mal, das Schönste aus dieser Symbiose zu holen. So auch auf dem neuen Album. „Open“ ist der perfekte Soundtrack für goldenen Herbstabende. VÖ: 20.10 - Cityslang Foto: Cityslang Hello Piedpiper“The Raucous Tide“ Der Kölner Singer-/Songwriter Fabio Bacchet alias Hello Piedpiper schafft es, in seiner Zunft herauszustechen: Fast elegisch schwelgend entwickeln sich die einzelnen Songs. Im Mittelpunkt steht immer die Gitarre, in guter alter Tradition der großen Folk-Helden wie Bob Dylan oder Simon and Garfunkel. Mit Leichtigkeit, aber trotzdem ohne an Tiefe einzubüßen, schafft es Hello Piedpiper, dem Genre neues Leben einzuhauchen. Die Lieder auf seinem zweiten Album „The Raucous Tide“ erinnern an Film-Soundtracks - experimentell, und doch immer dem Sound treu bleibend. Wunderschön! VÖ: 31.3. - K&F Records Foto: K&F Records Datenschmutz „Alles unter Kontrolle“ Seit 2014 lassen die vier Jungs von Datenschmutz die Welt wissen, was sie denken. Ihre Mittel: Laute Gitarren, harte Drums, dröhndender Bass. Und natürlich die Stimmen der beiden Frontsänger. Verwurzelt im Punk- Rock, schimmern in den Songs auch immer poppige Elemente durch. Aus ihrer Heimatstadt Grevenbroich feuern sie jetzt ihre zweite EP in die Welt. Und die ist gut! Thematisch quer durch Politik, Gesellschaft und zeitgenössische Missstände hält „Alles unter Kontrolle“, was man sich von einer guten Punkrockscheibe verspricht.VÖ: 26.8. - Kompass Music; toc Foto: Max Görlitz

ALBEN K A D A V A R L C D S O U N D S Y S T E M S L I M E Rough Times Die bärtigen Rockervon Kadavar haben sich mit neuem Bassmann neu aufgestellt- und präsentieren zwischen Stoner-, Space- und Garage- Rock eines der wichtigsten und originellsten Alben des Jahres. Kaum jemand in dieser Hawkwind-Epigonen-Klasse schafft es mit so vielen Umrechnungen, das Jahr 1971 so modern und frisch in die Gegenwart zu transportieren. Hier werden nicht nur die Stooges, Black Sabbath und Iron Butterfly blind recycelt - gleich zehnmal hintereinander wird der Rock (samt erstklassiger Produktion) mit viel Liebe zum Detail zum Strahlen gebracht. Das ist ganz großes Entertainment mit gut justiertem Vintage-Filter. Nuclear Blast/Warner American Dream Es pluckertund klackert, die Beats schreien laut nach Tanzfläche. LCD Soundsystem zitieren sich von Human League zu Suicide und Giorgio Moroder. Der Song „Oh Baby“ ist ein Highlight: Im Kopfkino begegnen sich hier die 1980er Jahre zwischen Karottenjeans und rosa Polohemd in der Tanzschule. „Call The Police“ verbrüdert Indie-Rock-Atmosphäre mit David Bowie zu „Heroes“-Zeiten und „American Dream“ ist synthetischer Wolkenzauber mit 220-Volt-Träumereien. Dieses Album ist quasi ein Elektro-Teddy im Schaumbad, der diabolische Züge hat. Und oben drüber schwebt ein eingeschalteter Föhn Sony Music Hier und Jetzt Polit-Punk im Jahr 2017: Der NSU-Skandal wird in „Die Geschichte des Andreas T.“ sehr differenziert auf den Punk(t) gebracht. Oder bei „Ich kann die Elbe nicht mehr sehen“ wird dem Thema Gentrifizierung in der Hansestadt Hamburg pointiert auf den Zahn gefühlt. Diese schlitzohrigen Altpunks sind immer noch die hoch motivierte Grübelmaschine, die umständliches Gedankengut in starke Claims ummünzen kann. Und ernste Inhalte in sperrige Kompositionen zaubert. Auch musikalisch sind Slime weit vorn: Die Gitarren in „Unsere Lieder“ erinnern an die Wipers, bei „United“ verbrüdert sich Oi-Punk mit Leatherface. Coole Sache! People Like You/Sony W U T A N G C L A N M O T O R P S Y C H O A R O N O T T I G N O N The Saga Continues Seit nunmehr 24 Jahren sagen zwei Buchstaben alles: Wu. Das Neun-Mann-Kollektiv aus Staten Island hat den Weg für viele HipHop-Künstler geebnet. Klassiker und Platinalben wie das Banddebüt im Jahr 1993 wechselten sich mit Veröffentlichungen ab, die manchmal auch für Stirnrunzeln sorgten. Smoothe Beats, souliger Vibe und verquere Battle-Rap-Rhymes spiegeln hier das Leben zwischen Sneaker, goldenem Käfig und lässiger Street-Attitude wider. In der Vergangenheit war der Clan oft ein ungerader Haufen, der viel Reibung erzeugt hat. Diesmal setzen die Herren vielmehr auf Versöhnung. 36 Chambers/SPV The Tower Sie sind und bleiben die Traumtänzer für langhaarige Elektrotechnik-Studenten. Mit ausufernden Gitarren und nicht vorhersehbaren Melodiebögen wandeln sie wie immer zwischen Alptraum und großer Schönheit. Dies ist das 21. Studioalbum der norwegischen Indie-Rocker. In der Rückschau lässt sich behaupten, dass sie noch nie einen wirklichen Fehltritt auf der Musiklandkarte hinterlassen haben. Eruptive Soundwände, Songstrukturen mit vielen Breaks sowie herrlich nöliger Gesang, der schon mal an eingeschlafene Füße erinnert - das ist und bleibt das Geheimrezept von Motorpsycho. Stickman Records/Soulfood Team Aquatic Aron Ottignon vermixt Jazz mit Bossa Nova, Filmmusik und Electronica. Hier und da blinkt eine Prise Humor durch, die ein bisschen an Helge Schneider oder Chilly Gonzales erinnert. Als gefeiertes Wunderkind räumte er in seiner Jugend so ziemlich alle Musikpreise ab, die zu vergeben waren. Kein Wunder: Seine Großmutter spielte erst Klavier in Londons erstem Stummfilmkino und später Harfe in der Band des Las Vegas-Exzentrikers Liberace. Und sein Vater war Saxophonist in der Earth-Band von Manfred Mann. Schön, wenn alles Gute in der Familie bleibt. Blue Note/Universal 47

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