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Oktober 2016 - coolibri Düsseldorf

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M U S I K V O N H I E R

M U S I K V O N H I E R Die Düsseldorfer Psychedeliker Vibravoid melden sich mit einem neuem Studioalbum zurück: „Wake Up Before You Die“ ist ein Wachmacher mit ungemein tanzbaren Songs wie „Raga Baya“ oder „Shadows Of Reflections“. Kongeniale Cover wie „Stepping Stone“ der Monkees, „Hole In My Shoe“ der Traffics mit der wunderbaren Stimme der Mailänderin Viola Road und „Just Let Go“ von The Seeds dürfen ebenso nicht fehlen wie vier Liveaufnahmen. Ein Rundum-Glücklichmach-Paket! stonedkarma.com Foto: Stones Karma Records Harmonious Thelonious Multikulturelle Brücke Über sein Projekt Harmonious Thelonious hat Stefan Schwander bereits die perkussive Musik Afrikas und Südamerikas erkundet. Mit „International Dance Record“ gelingt ihm mit seinen hypnotischen Instrumentals eben das: Ein rhythmusgetriebenes Werk, das auf den dynamischen Bombast der Vorgänger verzichtet und die Internationalität der Tanzmusik beschwört. Der eröffnende Track „Uhura“ klingt gar nicht nach Sci-Fi, könnte aber trotzdem auf der multikulturellen Brücke des Raumschiffs Enterprise laufen: Er strahlt ein karibisches Flair aus, das seinen Weg vom Ohr ins jedes Tanzbein findet. Eine spontane Gemeinsamkeit, die keine Worte braucht. „Oberthema waren bei drei, vier Stücken einfache Harmonieschemata mit Eintonsprüngen“, erklärt Stefan Schwander den Ansatz des Albums. Nach Alben wie „Listen“ oder „Talking“ „Es ist so, dass ein Thema zu mir kommt und mich infiziert.“ könnte der Hörer meinen, dass sich der Düsseldorfer Musiker seinen Themen mit akademischer Akribie nähert. Ein Trugschluss, wie er erklärt: „Es ist kein berechneter Ansatz. Es ist eher so, dass ein Thema zu mir kommt und mich infiziert. Auch möchte ich mich nicht wiederholen, sondern woanders hingehen. Ich versuche, Spontanität auch zuzulassen.“ Entsprechend ungewöhnlich ertönt im beatlastigen „R.F.S.“ eine Orgel und in „Rivera“ eine Posaune. Neue Stücke erstrecken sich über vier bis fünf Minuten und spiegeln die Erfahrung des versierten DJs wider, wie lange eine Atmosphäre ausgereizt werden kann. Daneben glänzen versteckte Selbstzitate, wenn das Remake „Muziek“ mit dem Disco-Basslauf des Originals spielt. „Rivera“ ist ein ausgefeilter Track, der nach lauen Sommernächten am Golf von St. Tropez und feiernden Menschen klingt. Mit Bestimmtheit gelingt es Schwander, dieses Gefühl ins herbstliche Musikzimmer der Hans Peter Zimmer-Stiftung zu tragen. Bis zum Konzert im Herbst stehen mehrere Live-Auftritte an, unter anderem bei einem Neo-Kraut-Festival in München. Rheinische Krautrock-Tradition und Elektronik sind kein Widerspruch, sondern schwingen bei Harmonious Thelonious im Sechzehntel- und Achtelbeat mit. Auch ist die Freude am Experiment hoch: „Ich habe früher mit Sequencer und Drum Machine gearbeitet – jetzt soll ein anderer Sequencer hinzukommen.“ Es lohnt sich stets, die Ohren offen zu halten! Michael Wenzel; Harmonious Thelonious live: 26.11., Weltkunstzimmer, Düsseldorf; italic.de/harmonious-thelonious Foto: Stefan Schwander Eine Indie-Legende der 80-er Jahre kehrt in Urbesetzung zurück: M. Walking On The Water, die Band um Markus Maria Jansen und Mike Pelzer hat sich für einige Live-Konzerte angekündigt. Am 29. Oktober werden die spielfreudigen Psycho-Folker im Jugend- und Kulturzentrum Radhaus in Kleve auftreten und ein Feuerwerk der Melancholie abfackeln. Tickets zur „Party In The Cemetry“ gibt es bundesweit in allen gängigen Ticketshops. m.walking-on-the-water.de The Buggs haben beim Düsseldorfer Label Drumming Monkey Records ein Zuhause gefunden und liefern ihr lang erwartetes Debütalbum ab. „Symphony For The Minority“ präsentiert eine junge Band, die im Pop und Rock mit britischer Note zuhause ist. Das Gespür für einprägsame Melodien ist der rote Faden, der die Fahrt von „Blue Light“ über das bläsergewürzte „Desperation“ bis hin zum fröhlichen „Telefone“ zur Kurzweil macht. facebook.com/The-Buggs Was für eine Band! Auf „End Of The Night“ galoppieren Gloryful tapfer in das Herz des Bösen („Heart Of Evil“) und schwören ihre Fans auf die Moshpit-Schlacht ein („This Is War“). Gespür für Druck, schnörkellos Schön und eine stimmungsvolle Inszenierung beweisen die Metaller mit dem geigenveredelten Titelstück. Da steigt die Vorfreude auf das kommende Soloalbum des Gitarristen der Glorreichen, Adrian Weiss. gloryful.net Foto: Radhaus Booking Foto: The Buggs Foto: Norman Schlupp Foto: www.tomrrow.com Neues von Polly: Auf „Amateur“ wartet das Alternative-Trio mit zehn neuen Songs auf. Hier rockt man gegen Nazi-Waschbären („Nazi Racoons“), kündigt die Beziehung („Resign“), schmiedet Fluchtpläne („Escape Plans) und bekennt sich temporeich zum gehobenen Laientum („„Amateur“). Der rote Faden des Ganzen ist Jochen Prestels Stimme. Die erinnert ein wenig an Kai Wingenfelder – kein Wunder, dass ein Song vom Zirkuspony von „Fury“ handelt. MW

A L B E N Yann Tiersen hat den besten Ort gefunden, um kreativ zu sein. Er ist der frische Franzose, der nördlich der Bretagne auf der kleinen Insel Ouessant (bretonisch: Eusa)lebt. Jedes Stück von dieser Platte widmet sich einem speziellen Ort auf jener Insel. Dort, wo es knapp 900 Einwohner gibt, passen die reduzierten Partituren wunderschön zur Landschaft. Für diese Aufnahme-Session zog der Musiker ins Abbey Road Studio One nach London, um das Solo Piano aufzunehmen. Mute/Rough Trade Der große Bochumer Kult-Autor Wolfgang Welt liebte Buddy Holly, aber Heinz Rudolf Kunze war ihm stets ein Dorn im Auge. „Ich gratuliere Heinz Rudolf, denn ewig wirst du leben. Wer keinen Geist besitzt, hat keinen aufzugeben.“ Wie wenig Einfallsreichtum Kunze tatsächlich besitzt, ist hier zu hören. Er covert sich durch 70 Jahre deutsche Musikgeschichte von Roy Black bis zu den Einstürzenden Neubauten. Aber da Gunter Gabriel schon Radiohead gecovert hat, ist diese Verbeugung mäßig originell. Sevenone Music/Sony Music Die Osnabrücker Neo-Krautrocker Sankt Otten haben sich für ihr neues Album „Männerfreundschaften und Metaphysik“ mit dem Dortmunder Musiker Hellmut Neidhardt zusammengetan – und diese Kollaboration ist höchst wertvoll. Schwer, bedrohlich und atmosphärisch stehen die Kompositionen mit ihren tiefen Soundwänden im Raum. Selten ist orchestrale Langsamkeit so schön arrangiert worden. Denovali/Cargo Records Sänger Mike Muir sagte mal über seinen Bekanntheitsgrad: „Mein Vater würde mir eine scheuern, wenn ich mich als Rockstar bezeichnen würde.“ Aber sonst stimmt hier alles. Ex-Slayer-Drummer Dave Lombardo hat Suicidal Tendencies noch mal eine richtige Frischzellenkur besorgt. Er wirbelt virtuos am Drumkit, während die Gitarrenfraktion die besten Songs seit vielen Jahren aus dem Hut gezaubert haben. Von Highspeed-Punk bis hin zur Red-Hot-Chilli-Peppers- Ballade ist alles vorhanden, was das Herz erfreut. Nuclear Blast/Warner Keine Chance zu haben, ist die richtige Stoppok-Chance, um mal wieder aus verschmitztem Songwritertum ein fettes Grinsen in die Backen der Zuhörer zu zaubern. „Ich war noch nie konform mit dem, was andere gemacht haben“, sagt der Songwriter. Gute Musik ist in seinem Wertekanon keine Erbsensuppe aus der Dose. Keine Frage: Stefan Stoppok ist und bleibt das gute und unprätentiöse Gewissen des Ruhrgebiets. Groundsound/Indigo Peter Hesse 33

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