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November 2019 - coolibri Hamm, Unna, Hagen

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THEMA B O C H U M / K Ö

THEMA B O C H U M / K Ö L N Wenn Moop Mamazum Konzert bitten, dann kann dasauf der großen Festival-Bühnepassieren –im atmosphärischen Club oder direkt auf offener Straße. FürihreGuerilla-Gigswerden diezehnMusiker vonihren Fans geliebt: DieStadt, deröffentliche Raum und die Menschen, diedarin leben, sind die Themen der „Urban Brass“-Band. Gleichzeitig nutzendie Jungsdiese Plattform, um sich politisch zu positionieren, wieTrompeter Menzel MutzkeRobertTargan berichtet. Moop Mama Foto: Felix Baab Aufstehen und laut werden ZumEinstiegdirektetwas Unbequemes: EinPeople-MagazinwarfimRahmendes Oktoberfestsdie Frage auf, ob euer Song „Molotow“Potenzial zumWiesn-Hithat. Tatsächlich?Dahabeich noch nichtdrübernachgedacht.Die Thematik geht natürlichineineganzandereRichtung, aber vielleicht kann mandazu ganz gut schunkeln. DenBesucherndortgehtesumeinfache Parolen, diesie mitgröhlen können–da sich derRefrain desSongs oftwiederholt, könnte er Potenzialhaben.Fraglichist,obdie Leuteüberden Sinn des Stücks nachdenken. Sprechen wir lieber über diekommende Tour –nachden Festivalsstehennun dieClub-Konzertean... …und beides hatseine besonderen Reize. Nach einer Festival-Saison freutman sich immer aufdie intime Atmosphäreder Clubs–dasist näher dran,intensiver! Es sind ausschließlichdie eigenen Fans da undman kommt nach demGig am Merch-Stand insGespräch. Natürlich kleben wir aber auch wochenlang im Nightlinerund in engenBackstageräumen aufeinander. DaskostetvielEnergie,gibtaberauch jede Menge zurück. HinzukommeneureGuerilla-Gigs an oftungewöhnlichenOrten.Inwiefern istdas auch eine „Spielwiese“ fürneueArrangementsund Ideen? Es entstehentatsächlich oftneue musikalischeIdeen, denn da spielenwir immerunverstärkt,reduziert undohneEffekte. Wirpeilenzudemaktuell an,imRahmenvon ‚Fridays forFuture’ freitags etwasinden jeweiligen Städtenauf dieBeine zu stellen. Dahingehendgab es ja bereits einenGig in Aachen;auch im Hambacher Forstseidihr aufgetreten.WelcheRolle spieltdadie Spontaneität? Im Falledes HambacherForstshattenwir währendder Tour einenOff-Day undkonnten unsdaher direkt aufden Wegmachen. Natürlich mussda schonein wenigimVorfeld geplantwerden; dennochwar derGig relativ spontan. Es brauchtnicht immer eine monatelange Planung–wenn wir 24 „Das kostet viel Energie, gibt aber auch jede Menge zurück.“ Bock aufsolche Aktionenhaben,ein oder zwei Bandmitglieder aber anderweitig eingebundensind, springtauch schon maleineVertretungein. Hauptsache,man präsentiertsichals Band. Wasihr auch beim KampfgegenRechts tut. Hier in Dortmundleidetein ganzes Viertelunter dem„Nazi-Kiez“-Stempel; in derInnenstadteröffnete jüngstein „ThorSteinar“-Laden. Drohen solche Entwicklungen„Normalität“ zu werden? Schlimm, daszuhören!Wir thematisierendas ja auch in unseremSong ‚Shitstorm‘,dassman teilweise mitdiesenMenschenTür an Türlebt. Dass mandagegenaufstehenund laut werden muss.Wir sind nichtausschließlicheinepolitischeBand–beiuns geht es ganz viel um dieMusik unddarum,dassdie Leute Spaß haben –dennoch möchten wir unsere Kunstals Plattform nutzen,umAufmerksamkeitzuschaffen. Und das, ohne belehrend zu wirken. Da bieten eure Spontan-Gigs sicher die Chance,auch eine Klientel jenseits derFanbase zu erreichen, oder? Das istdas Spannende daran, wenn wirauf dieStraßegehen: Eben nicht ausschließlich vorFansund friedlichemFestival-Publikum zu spielen. Vielleicht erreichenwir da mitunseren Botschaftenauch Menschen, dieuns bislangnicht kanntenoderanderer Meinung sind.Die Frageist stets, was dabei‚hängenbleibt‘. Beieurem KonzertinBochum dürfte einiges‚hängenbleiben‘ –was hat dergebürtige Baden-Württembergerdennfür einenBlick aufden Ruhrpott? Ichfinde in dendortigenStädten eine extrem offeneund herzlicheMentalität vor. DieLeute in Dortmund,Bochum, Essen&Co. sind so geerdet, sehr ehrlich unddirekt.Gleichzeitighat es etwasSchmuddeliges und ‚Roughes‘–impositiven Sinne. Da fühlen wir unsimmer besonderswohl! Moop Mama –„ICH-TOUR“ Teil II:16.11., E-Werk,Köln; 17.11. Zeche, Bochum;moopmama.com

MUSIK U N N A / D O R S T E N Mrs. Greenbird Foto: Manuela Zander Glaube, Liebe, Hoffnung Castingshowgewonnen, Major-Label-Deal undtrotzdem jede Menge Ärger? DavonkönnenSarah Nückenund SteffenBrückner mehr alsein Lied singen.Ihr neuestes Album „Dark Waters“ klingt melancholisch schönund diebeiden sindendlich bei sich angekommen. Wieso,hat Sarah NückenNadine Sole erzählt. Wiegehtihr damitum, einPaarinder Öffentlichkeit zu sein? Ziemlich unbedarft.Für unswar vonAnfanganklar, wir sind zusammen undwollenzusammen bleibenund machenkeinGeheimnis draus.Ich kann mich daranerinnern, dass einRedakteurmal gesagt hat, daswäre aber eingroßesRisiko. Ichhab dasgar nichtverstanden. Ichglaube, das kann dann einProblem werden,wennman sich trennt undeineSchlammschlacht austrägt,aberdas haben wir nichtvor.Wir heiraten im Dezember standesamtlich.Die freieTrauungist im Februar. Washat sich musikalisch beieuchgetan? Wirhaben unsereigenes Labelgegründet.Esist cool,dass wirkomplettunabhängigsindund mitniemandem diskutieren müssen. Dieletzten beiden Albensindbei einemMajor-Label entstanden, mitvielenKompromissenund großem Zeitdruck.Jetzt klingen wirso, wiewir immer klingenwollten.Ich mag, dass unserneuesAlbum „Dark Waters“atmosphärisch undein bisschen melancholisch ist. Meine Stimmeklingtsehrsüß, wenn mandann happy-clappy Songsmacht, kann dasschon viel sein.Davon wolltenwir weg. Früher haben wir unserenStilimmer Songwriter-Country-Folkgenanntund wirsindauch beeinflusst vomursprünglichenCountry.Amehesten trifft es aber Americana. „Wir beide finden Jesus cool.“ Ichwürde sagen, Christentum, wobeiich nichtder Religionsfan bin. Das ist ja vorallen Dingenmenschengemacht.Für unsgehteseherumden tiefen Glaubedaran,dassesdanochmehrgibt, als wir sehenkönnen.Wir beide findenJesus cool. Wirglauben auch daran, dass es einenGottgibt. Aber nichtsopersonifiziert. Ichglaube, dass Gott viel krasserist als alles,was mansichvorstellenkann.Dassman ihn überall findenkann undjeder ein bisschen Gott in sich trägt.Das übersiehtman in derHektikder Welt ja oft einfach. Wiereagieren Menschen aufeuch, wenn ihrkommuniziert, dass ihrgläubig seid?Das ist, zumindest in Deutschland, ja nichtdie Regel. So direkt kriegenwir dasnicht mit. Höchstensmal aufFacebook. Aufder Seiteeiner Freundin haben Leutemal etwasAbschätziges geschrieben. Das jucktmichabernicht.Dann gibteswiederandere, dieeineganzbestimmteFormdes Glaubenshaben undvielleichtauch homophob sind. Wenn wir sowasschreiben wie„Drückt unsdochmal dieDaumen“, bekommen wir manchmal Hasskommentare,dassman beisowas betetund ob wir vomGlauben abgefallen wären. Da gehenwir aber auch nichtdrauf ein. Wiehabtihr dieMusikbranchekennengelernt? Ichmusssagen,dasswir beideschon sehr desillusioniert sind.Esgibt netteLeute. Diemussman langesuchen, findenund festhalten.Aberes istauch sehr raumit viel Druck vonoben. Es isteinfach eine Wirtschaftsindustrie, in deresdarum geht,möglichst schnellmit möglichstwenig AufwandvielGeld zu machen. Es wird weniginvestiertund immer weniger Aufbauarbeitgemacht undman istschnell wegvom Fenster. Wirhaben vieleMenschenkennengelernt,bei denenwir angenommen haben,wir hätteneinetiefereVerbindungund am Ende zähltenur dasGeld.Deshalb istesgut,sichauf sich selbst zu verlassenund denGlaubenansichund dieMusik nichtzuverlieren. AproposGlauben: Es gibtein Interviewmit euch aufjesus.de.Wie gläubig seid ihrund welcherReligion gehört ihran? Sehr.Wir glauben sehr liberal, sind aber beideaus derKircheausgetreten. Wennihr die Zeit zurückdrehenkönntet –würdetihr noch einmal beieinerCastingshow mitmachen? Vieleshat sich zumPositiven entwickelt. Ichhätte mich niegetraut,mich als Musikerin selbstständigzumachen, wenn ichnicht da reingeschubst worden wäre.Dabin ichsehrdankbar. Aber es erschwertauch vieles.Viele Menschen haben Vorurteile unduns werden vieleSteineinden Weggelegt.Meistenswirdman ja bekanntdadurch,dassman Slotsauf coolen Festivals bekommt.Aberdaist es füruns ganz schwer.Eswärevielleicht einfachergewesen, wenn wirdie Musiksoverfolgtund unsdannauf Festivals beworben hätten. Aber manweißesnie.Ich würde es heute nicht machen, Standjetzt.Aberansonsten würde ichalles wieder genausomachen,wie wir es gemacht haben.Esüberwiegt dasPositive. Mrs. Greenbird :26.11.LindenbrauereiUnna; 30.11. Galerieder Traumfänger,Dorsten;mrsgreenbird.com 25

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