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März 2020 - coolibri Essen

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MUSIK OBERHAUSEN

MUSIK OBERHAUSEN coolibripräsentiert Abstinenz und Antithesen Awie AntilopenGang. Awie „Abbruch Abbruch“. DieHip-Hop-Comboaus Düsseldorfund Aachen bleibt ihrer Alliterationsfreude treu undhat EndeJanuar ihr neuesAlbum mitabbruchreifem Titelherausgebracht. Darauf finden sich wortwitzige Kiffer-Bashings genausowie dieVerarbeitung vonSuizidenihrer Wegbegleiter. Wiedas klingt, erzählt Gangmitglied Koljah Nadine Sole. Wirsindhierbei JKP, derSchaltzentraleder TotenHosen.Auf euremneuen Albumhabt ihrdas Hosen-Stück„Wünschdir was“ in „Wünschdir nix“ umgewandelt. Wieso? Wirneigen dazu,Antithesenzuformulieren.Wir gucken unsSachenan, dieals allgemeineWeisheitengelten. Dieversuchen wir zu entlarvenund eine andere Sichtdaraufzugeben.Ich finde,auch denTitel „Abbruch Abbruch“kann mansoverstehen.Das istbei „Wünschdir nix“ähnlich.In demFall würdeich behaupten, hatten dieToten Hosennicht ganz Recht, denn dieZeit, in derdas Wünschen wieder hilft–ichglaube nicht, dass sie kommen wird. Es heißtindem Lied auch „wieder“.Auch daswageich zu bezweifelnund dashaben wir klargestellt.Das hätte ichvor zehn Jahren so gesehenund würdeesinzwanzig Jahrenwahrscheinlich genausosehen.Ich bindaein bisschen unromantisch veranlagt. Wobeiinteressant ist: Ichhabedas Lied Campino vorgespielt, deressehrwitzigfand. Er hatmir erzählt, dass dasLieddamals,Anfangder Neunziger, ironisch gemeint warinBezug aufdie Zeit nach derWende.Als HelmutKohl Deutschlandblühende Landschaften versprochenhat.Sogesehen liefern wireigentlich eher dieAntithese dazu,wie dasLiedaufgenommenwurde. „Esgibtimmer wieder Brüche bei uns.“ disziplinierter, aber es gibt auch immer wieder Ausbrücheund Exzesse.Da binich dann derEinzige,der denÜberblick behält. Dorfplätze beschreibt ihrauf demAlbum alsZentren desBösen.Wieso? Es geht im Lied darum, dass maneineZwangsgemeinschaft hat, dierepressive Züge hat. Dashat viel mitKontrolle zu tun. Jederweißimmer, wasjeder macht. Manredet übereinander. Es gibt vorgefertigteDorfbiografien. Alle,die da nichtreinpassen, werden im Prinzip sanktioniert.Denenkann mannur ganz schnellraten,indie Stadtzuziehen. Wirwollten einGegengewicht abbilden,dassdie Stadtund ihre Anonymität etwas Schlechtes wären. Ichglaube, dieAnonymität derGroßstadt istdie Voraussetzung, dass mansichfreientfalten kann undnicht gezwungenist,sichdie ganzeZeitder Überwachungseiner Nachbarn auszusetzen.Man hatdie Möglichkeit, in derStadt seineBiografieneu zu starten, neuzugestalten.Natürlich kann es eineminder Stadtauch scheißegehen undman kann großeProbleme kriegen. Es gibtjaauch so etwaswie Klassenstrukturen. Aber dieStadt bietet zumindest dieMöglichkeit. Im Dorf hatman es schwer,das isteineunangenehme Gemeinschaftswelt. „WeinzuWasser“,„Lied gegen Kiffer“: Wieernstgemeintsindeureabstinenten Songs? Es istunterschiedlich. Beimir istestatsächlich ernstgemeint.Ich bin, was Drogen undAlkohol angeht, abstinentseit2016. Ich persönlich habeeinen komplettenSchlussstrichgezogen. Weil ichaneinem Punkt war,andem ichgemerkt hab,ich will dasso nichtmehr. Ichsehees auch immer noch alsdie richtige Entscheidungan. Da binich aber derEinzige in derGang. Kiffentut keinervon uns, aber wasAlkohol angeht, sind dieanderenimmer wieder gutdabei. Kann sein,dassesnicht mehr so ist, wieesvor ein paar Jahrenwar,woessein konnte,dasswir sturzbetrunkenauf dieBühnefallen. Wirsindein Koljah beim Label JKP in Düsseldorf bisschen 24 Foto: Nadine Sole Habt ihrDorferfahrungen? Ichselbstnicht,abermeine Bandkollegen.Die sind beideinihrerKindheit undJugendauf demDorfgewesenund sprechen aus eigenerErfahrung. Ichbin Düsseldorfer.Ich rede da eher analytisch drüber. WelcheRolle spielen Brüche oder Neuanfänge füreuchals Band?Stichwort:„Abbruch Abbruch“ Es gibtimmer wieder Brüche beiuns.Obinder Biografie, beipersönlichen Entscheidungen, oder natürlich dergroße Bruch in unsererBandgeschichte,als NMZS sich dasLeben genommen hat. Wiedie Antilopen Gang funktioniert undsichentwickelt, hatsichdanachnochmal verändert.Wir habendanachbeschlossen undesgeschafft,uns zu professionalisieren undnur noch zu drittinErscheinungzutreten.Eswar vor2013gar nicht immer so,dasswir wieeineklassischeBandimmer alles zusammen machen wollten. Es warehersoein loserHaufen.Dukönntest dassogar im Kleinensosehen,dassauch Songsvon unsoftmals einenBruch haben. Wirtun unsimmer schwer damit, wenn einLiedsehrsimpelund vorhersehbar ist. Hier unddahaben wir solche Lieder gemacht. Aber oftwirddas spätestens in derletzten Strophe gebrochenund manversucht, noch etwasUnerwartetespassieren zu lassen. Ihr habtdem Besitzer derKneipeAbraxas in Düsseldorf, dersich2017 dasLeben genommen hat, einLiedgewidmet.Daschließtsichder Kreis mitdem Anfangsstück,das Bezugauf NMZS‘Selbstmordnimmt.Wieso

MUSIK Die Antilopen Gang: Panik Panzer, Koljah und Danger Dan (v.l.n.r.) Foto: Katja Runge habtihr euch fürdiese Klammer entschieden? Füruns gehörendie beiden Lieder zusammen.Das warendie ersten beidenSongs,bei denenklarwar,die müssenaufs Album. Es warnicht von Anfanganklar, dass wir mit„2013“anfangen, oder dass wir dasals erste Singleveröffentlichen.AberimLaufe derZeitist dieIdee entstanden.Das istfür dieAntilopen Gang einsehruntypischer Einstieg in einAlbum.Und dann gabeseigentlich garkeine andere Möglichkeit, als dass „Abraxas“ derletzteSongist.Daschließtsichein Kreis.Ingewisser Weiseschließtdas Album auch miteiner Beschreibung von2013und 2014.Esist diegleiche Zeit,die aus einer anderenPerspektive beleuchtet wird. „Abraxas“ist ein sehr bedrückendesLied. Wirfandenesgut,damiteinfach denSchlusspunkt zu setzen.Als letztenSonghaben wir immer gerneein schweres Lied.Wir wolltendem Abraxasein Denkmal setzen. Undwir lassen denHöreretwas betreten zurück.Damitmacht man es ihm nichtleicht, aber ichfinde daseineguteHerangehensweise. In derPressemitteilung zumAlbum heißtes, ihrklingtjetztso, wieihr immerklingenwolltet.Wie wolltetihr immerklingen? Undwie klingt ihr? „Als letzten Song haben wirimmer gerne einschweres Lied.“ Es istimmer einbisschenblöd,seine eigeneMusik so zu beschreiben. Aber es geht schonumdie musikalische Seite. Beiden Alben„Aversion“ und„Anarchie undAlltag“ haben wir alles selbst gemacht.Wir sind aber limitiertinunseren Fähigkeiten. Es gibteinen Punkt,andem es unsfehlt, dass wir professionelle Produzentensind. Wirhaben es gut hinbekommen, aber derWunsch, dass einProfi hilft,war schonimmer da.Das hat erst beidieserPlatte funktioniert. Wirhaben mitCOW,einem Produzententeam ausMünchen, an derPlatte gearbeitet. DasmusikalischeGrundgerüstkam wieimmer vonuns. Aber dieses Malhat es geklappt, dass wirLeute gefundenhaben,mit denenwir unsgut verstehen, dieuns Inputgeben können undmit denenwir dieSachenausproduzierenund ausarbeiten können. Da konntenwir ne Schippe drauflegen undunseren Soundaufpimpen. Deshalb finde ich, istesmusikalisch auch unsere bestePlatte. coolibri präsentiert: Antilopen Gang:11.3.,Kulttempel, Oberhausen coolibri verlost3x2 Ticketsauf coolibri.de WeitererTermin: 14.3., E-Werk,Köln 25

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