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März 2017 - coolibri Recklinghausen, Gelsenkirchen, Herne

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C O O L I B R I L O K A

C O O L I B R I L O K A L Der Bau wächst, ob Datteln IV jedoch auch in Betrieb geht, ist noch offen. Foto: Norbert Schmitz Kraftwerks-Duell Der Konflikt um das Steinkohle-Kraftwerk Datteln IV schwelt weiter. Nachdem die Bezirksregierung Münster die immissionsschutzrechtliche Genehmigung erteilt hat, ist Betreiber Uniper zuversichtlich, die Anlage 2018 in Betrieb nehmen zu können. Die Gegner kündigen weitere Klagen an. 20 Der Kühlturm ragt bereits hoch über der Stadt auf. Aus seinem Schlund steigen jedoch noch keine Wolkenberge in den Himmel. Das Kraftwerk Datteln IV wartet darauf, ans Netz zu gehen. Der Starttag scheint näher zu rücken, seit die Bezirksregierung Münster die immissionsschutzrechtliche Genehmigung erteilt hat. „Damit kann das Kraftwerk fertig gebaut werden und in Betrieb gehen“, teilt der Betreiber Uniper in einer Stellungnahme mit. Möglicherweise schon in der ersten Jahreshälfte 2018 könnte Steinkohle am Dortmund-Ems-Kanal verbrennen. Lediglich das Brennstofflager, die Übergabebauwerke sowie die Vorrichtungen für die Schiffentladungen und die Reststoffbeladungen sind noch nicht ganz fertig. Mehr als 1000 Arbeiter sind nach Angaben des Unternehmens derzeit auf der Baustelle beschäftigt. „Unser Ziel ist es, unsere Kunden möglichst bald zuverlässig mit Fernwärme und Strom aus Datteln zu versorgen“, sagt Uniper-Geschäftsführer Eckhardt Rümmler. Langfristig soll die Anlage etwa 100 000 Haushalte beheizen und ein Viertel vom Energiebedarf der Deutschen Bahn decken. Diese Pläne hoffen die Verantwortlichen des BUND in Nordrhein-Westfalen noch durchkreuzen zu können. Sie wollen gegen die immissionsschutzrechtliche Genehmigung der Bezirksregierung klagen. „Die Luftbelastung und der Gewässerschutz sind die Hauptargumente gegen das Projekt“, sagt Geschäftsleiter Dirk Jansen. Er setzt außerdem darauf, dass der Bebauungsplan noch kippen könnte. Ein endgültiges Urteil hat das Oberverwaltungsgericht in Münster dazu noch nicht gefällt. „Wir hatten den

C O O L I B R I L O K A L Bau bereits zu Fall gebracht, denn im Landesentwicklungsplan war das Kraftwerk nicht vorgesehen. Doch dann hat die Regierung in Düsseldorf mit ihrem Zielabweichungsbeschluss den Weg für eine modifizierte Baugenehmigung geebnet.“ Die ist auch den Anwohnern ein Dorn im Auge. „Denn der Abstandserlass von 1200 Metern zur nächsten Wohnbebauung ist darin nicht eingehalten“, betont Norbert Schmitz. Der stellvertretende Sprecher der Interessengemeinschaft Meistersiedlung ist davon überzeugt, dass die Anlage nie hätte gebaut werden dürfen. „Das Ganze ist ein Schwarzbau. Bis eine andere Entscheidung gefällt ist, zählt das Urteil von 2009 und das besagt, dass der Standort für ein Projekt dieser Größe ungeeignet ist.“ Gegen die immissionsschutzrechtliche Genehmigung kündigen die Anwohner ebenfalls Widerstand an. „Wir kämpfen weiter, denn wir gehen davon aus, dass die Anlage 8,6 Millionen Tonnen Schadstoffe im Jahr ausstößt. Dazu kommen die Emissionen aus dem Kraftwerk in Lünen, die die Belastung deutlich erhöhen“, betont Norbert Schmitz. Er weist außerdem auf den Transportweg hin, denn die Kohle komme keineswegs aus dem Pott, sondern aus Kolumbien und Südafrika. „Sollte Datteln IV in Betrieb gehen, fürchten wir um unsere Lebensqualität. Wir gehen davon aus, dass die gesamte Region für die nächsten 30 Jahre erheblich belastet sein wird – mit den entsprechenden Konsequenzen für die Gesundheit.“ Als Jobmotor sieht die Stadtverwaltung das Projekt und unterstützt die Pläne von Uniper. „Durch den Neubau werden Arbeitsplätze nicht nur im Kraftwerk, sondern auch in den Zulieferund Dienstleistungsbetrieben erhalten. Das „Das Ganze ist ein Schwarzbau. Der Standort ist für ein Projekt dieser Größe ungeeignet.“ stärkt den Standort Datteln“, betont Stadtsprecher Dirk Lehmanski. Das bezweifelt die IG Meistersiedlung. „Die Anlage, die im Februar 2016 vom Netz gegangen ist, hatte 400 Mitarbeiter. In Datteln IV werden maximal 70 Leute tätig sein. Das ist eine Reduzierung von 330 Arbeitsplätzen“, betont Norbert Schmitz. Er hätte sich gewünscht, dass die Stadt den ursprünglichen Plan für einen ökologischen Gewerbepark mit einem Ersatzkraftwerk und 800 Arbeitsplätzen weiterverfolgt hätte. „Es ist mir schleierhaft, warum dieser Plan zu den Akten gelegt und nicht umgesetzt wurde.“ Die Zukunft der Stadt sehen Rat und Verwaltung jedoch eher konservativ als innovativ. „Im Hinblick auf das künftige Planungsleitbild für die städtebauliche Entwicklung versteht sich Datteln sowohl als traditioneller Gewerbe- und Industriestandort, als auch als attraktiver Wohnort. Deshalb denken wir, dass die Genehmigung der Bezirksregierung zum Weiterbau eine gute Entscheidung war.“ Ob jemals weißer Rauch aus dem Kühlturm kommt, bleibt abzuwarten. Dominique Schroller Zahlen und Fakten: Betreiber: Uniper Energy (vormals Eon) Baubeginn: 2007 Ursprüngliche Fertigstellung: 2011 Investition bisher: 1,4 Millarden Euro Angestrebte Leistung 1050 Megawatt Versorgung: Fernwärme für 100 000 Haushalte und Strom für das Bahnnetz Wirkungsgrad: 60 Prozent CO2-Ausstoß: bis zu 8,4 Millionen Tonnen/Jahr Festivalorte Kino in Köln Förderer www.frauenfilmfestival.eu

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