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März 2017 - coolibri Dortmund

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ÜBERLEBE DIE WILDNIS!

ÜBERLEBE DIE WILDNIS! Die Sonne geht unter, es wird kalt, der Weg scheint verloren – was tun, wenn man sich in der Wildnis verlaufen hat und plötzlich ganz auf sich allein gestellt ist? „Ruhe bewahren“, sagt Daniel Meier von Team-Survival. Uns verrät der Überlebensexperte die wichtigsten Tipps für echte Survival-Szenarien. Ich verlaufe mich im Wald, der Handyakku ist leer, der Tag neigt sich dem Ende zu. Ich habe Hunger und mir ist kalt – was sollte ich als erstes machen? Das Wichtigste: Ruhe bewahren! Das hört sich immer leicht an, ist aber tatsächlich eine der größten Hürden. Das muss man trainieren. Als Zweites: Auf sich aufmerksam machen! Wenn man viel outdoor unterwegs ist, zum Beispiel als Mountainbiker, sollte man sich vorher Gedanken gemacht haben, was passiert, wenn man sich verletzt. Und wenn man dann eine Böschung runterfällt und sich den Fuß bricht, ist es gut, wenn man eine Notfallpfeife dabei hat. Die sind klein und preiswert und sollten immer mitgeführt werden. Wenn trotz Notfallpfeife keiner kommt und es Abend wird – was esse ich denn dann? Wer wirklich in der Wildnis ein Abendessen sucht, muss auch das vorher gelernt haben. Ansonsten steht Nahrungssuche ganz weit hinten auf der Prioritätenliste. Zur Not geht es tagelang auch ohne. Viel wichtiger ist der Wärmeerhalt! Anstatt jagen zu gehen, macht es mehr Sinn, es sich bequem zu machen, eine Bodenisolation zu schaffen und seine Körperwärme zu bewahren. Ein Bett aus Laub und Holz reicht da schon. Und dann heißt es: Ruhe finden! Wo und wie soll ich denn im Wald nächtigen? Auf keinen Fall in Mulden, Löchern, Kuhlen oder zwischen den Wurzeln eines umgestürzten Baumes. Weil kalte Luft nach unten fällt, unterkühlt man hier am schnellsten und wenn es regnet, läuft einem die Butze voll. Viel besser ist eine schön einsehbare Stelle, 8

FAHRRAD OUTDOOR Daniel Meier ist 35 Jahre alt, gelernter Krankenpfleger, schon seit seiner frühen Jugend von Expeditionen in die Natur fasziniert und seit einigen Jahren mit Team-Survival in den wildesten Regionen der Welt unterwegs – egal ob nigerianischer Busch, einsamer Alpenpass oder endlose Wüste. Bei seinen Kursen von Team-Survival gilt das Kredo „real survival“, da vor allem echte Überlebenssituationen erprobt und trainiert werden sollen. Die Kurse reichen von Reisevorbereitungen über Combat Survival mit militärischem Hintergrund bis zum Thema „Überleben nach Katastrophen“. ist es, sich für eine Richtung zu entscheiden und diese strikt einzuhalten. Auch wenn nach zwei Tagen kein Ziel in Sicht ist, wäre es nur schlimmer, dann wieder zurück oder in eine andere Richtung zu laufen. Findet man ein Fließgewässer, immer stromabwärts laufen. Das ist meistens der schnellste Weg zurück in die Zivilisation. damit mich Vorbeikommende auch sehen. Deckung vor Regen bieten junge Pflanzen und Bäume oder das immergrüne Dach der Nadelbäume. Und dann mache ich mir ein gemütliches Lagerfeuer? Wer nichts zum Feuermachen dabei hat, der wird auch keins entfachen können. Feuer durch Reibung erzeugen funktioniert hier bei uns nur schwer, das ist eine Technik, die auf der Südhalbkugel mit ihrer viel trockeneren Vegetation Anwendung findet. Deshalb sollte man ein Feuerzeug dabei haben oder Feuerstahl, der wurde von der schwedischen Armee entwickelt und funktioniert immer tadellos. Wenn man die Möglichkeit hat, sollte man tunlichst ein Feuer entfachen – für die Körperwärme, um auf sich aufmerksam zu machen und um sich Moral zu geben. „Am Feuer sind wir alle gleich“ Was kann ich denn von meinen Alltagsgegenständen umfunktionieren? Ein kurioses Beispiel: Tampons! Damit kann man ganz wunderbar Feuer machen – Tampons sind wasserdicht verpackt, man muss sie nur auseinanderziehen und erhält massig leicht entzündliche Baumwollwatte. Mischt man dann noch Lippenbalsam als Brandbeschleuniger dazu, brennt das fünf bis sechs Minuten und reicht, um ein größeres Feuer zu entfachen. Schnürsenkel kann man zudem für alle möglichen Dinge einsetzen. Bei Ausflügen in die Wildnis immer dabei haben sollte man eine Rettungsdecke für den Lagerbau und natürlich ein Schweizer Taschenmesser. Wie finde ich denn wieder aus dem Wald raus? Man sollte nicht groß versuchen, Himmelsrichtungen zu identifizieren – im Endeffekt weiß man es doch nie ganz genau. Besser Was sind denn die größten Gefahren, wenn man in der Wildnis verloren geht? Unser allergrößter Feind ist die Kälte. Auch gefährlich ist unwegsames Gelände, denn hier ist das Verletzungsrisiko sehr hoch. Ganz weit hinten kommen wilde Tiere, die gibt es in unseren Breitengraden eher selten. In Israel bin ich mal einem Rudel Wölfe begegnet, in Nigeria waren es Schlangen, aber in hiesigen Wäldern sind Tiere die geringste Sorge. Warum bin ich eigentlich so bekloppt gewesen, mich überhaupt im Wald zu verlaufen? In die Wildnis zu gehen, ist heutzutage gar nichts Unnormales. Viele Leute sind davon fasziniert, deswegen kommen sie ja auch in unsere Survival-Trainings. Ich habe hier Zahnärzte und Bauarbeiter am Feuer sitzen, die wollen alle das gleiche Erlebnis: Raus aus dem Alltag! Am Feuer sind sie halt alle gleich. Übrigens: Der Abenteuerdrang ist keine Männerdomäne, die Mädels sind da genauso drauf. Du bist ja oft in der Wildnis unterwegs – was vermisst du zwischen Busch und Baum am meisten? Wenn ich lange in der Wildnis bin, dann vermisse ich ganz klar die Gelegenheit, mir leckeres Essen zu machen. Und warmes, fließendes Wasser. Wenn ich aber zu lange in der Zivilisation bin, vermisse ich die Ruhe in der Wildnis und das Gefühl, auf sich allein gestellt zu sein. Das spüren viele zwar auch in der städtischen Gesellschaft, aber draußen in der Natur weiß man erst, was das wirklich bedeutet… Lukas Vering 9

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