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Mai 2021 - coolibri

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T H E A T E R Das Ringen

T H E A T E R Das Ringen um den besten Text „Reich desTodes“von RainaldGoetz Foto: FArno Declair VomVerschwinden der Welt, Populismus und Frauenbildern –die 46. MühlheimerTheatertage „Stücke 2021“ sind politisch undaktuell.Zwölf Textehabenesinden Wettbewerbgeschafft,neben bekanntenNamen wieSibylle Berg und RainaldGoetz gibt es auch einige Neuentdeckungen. Ariane Schönstelltsie vor. EweBenbeneck istunter denErstlingen mitihrem Stück„Tragödienbastard“inder Inszenierung vomWienerSchauspielhaus zu sehen. AlsKulturwissenschaftlerin wirft sieihren postmigrantischenBlick aufdas Verhältnis zwischen Polenund Deutschland. Es agiert einGenerationenübergreifendesFrauentriorundumdie Tücken neugewonnener Freiheitsrechte. Um diepersönlicheSelbstbestimmungdreht sich auch Thomas Freyers Stück„Stummes Land“. Er resümiertanhandeines geselligen Treffens vonvierehemaligenSchulfreundenüberdas Lebeninder DDR.Wie wirkt sich daspolitischeSystemauf dieeigeneLebenseinstellung aus?Auswahljurorin Christine Wahl bezeichnet denTextals „historisches Tiefengrabungsstück“, dasimSozialismus verwurzelteAbgrenzungsmechanismenaufzeigt. DerinGerageboreneAutor hatbereits eine ganzeReihe Stückeproduziert, „Stummes Land“ist aber sein Debutbei denStücketagen. 38 Gesellschaft unterder Lupe Inszenierungen vonBoris Nikitinzeigen,wie sehr sich Dokumentation, Reality-TVund Theaterperformance überschneiden können.Gerne arbeitet derinder Schweizgeborene, ukrainisch-slowakisch-französisch-jüdische Einwanderer, mitauthentischen Performern aufder Bühne. EindreiköpfigesKamerateambegleitet diesechs Darsteller in „Erste Staffel. 20 Jahre großer Bruder“und derTitel lässt schonerahnen,worum es geht. Das Big-Brother-Format istAusgangspunktfür eine Analyse, wiesichunter bestimmten BedingungeneinepopulistischeGrundhaltungherausschälen kann,die an so manche aktuelleAussage vonQuerdenkernerinnert.Mit derUraufführung im Herbst2019amStaatstheater NürnbergbeweistNikitinseinexaktes Gespür für sich anbahnendegesellschaftlicheTendenzen. Mitder Weiblichkeit insGericht geht Sibylle Berg in „Und sicher istmit mir dieWeltverschwunden“. SebastianNüblingerfindetein Frauenquartett in seiner Inszenierung am Maxim GorkiTheater Berlin unddie Autorin hofftbereits zum achten Malauf denDramatikerpreis. Fantasie&Wirklichkeit Keine Unbekannte istRebekka Kricheldorf, diein„Der goldeneSchwanz“ dasAschenputtel-Sujet durch denFleischwolf drehtund humorvolldie Geschlechterrollen aufden Prüfstand stellt. Märchenbietendareichlich Klischees –der armePrinz, derdurch Heirateiner Frau sozial aufsteigt, ist doch eher selten.Mit derRegisseurinShirinKhododadian gibt es eine langjährige Arbeitsbeziehung,die Inszenierung istamKassler Staatsthea-

T H E A T E R terentstanden. An dieSchmerzgrenzegehtRainaldGoetzmit „Im Reich desTodes“, derpolitischeVerstrickungenanhandder Anschlägevom 11. Septemberinden USAaufzeigt. Das GefangenenlagerAbu Ghraib dientihm als Nährboden,umNarzissmus,Scheinprozesseund grenzübergreifende Machenschaften zu verdeutlichen.Nichtsfür schwache Nervenist auch dieInszenierungvon Karin Baier, dieGewaltexzesse parallel zu Politikerredenplatziert, undsoden Zynismus gnadenlosoffenlegt.Ein Streichorchester undein Sprechchor gebender choreografierten Regiearbeitgroße Strahlkraft. Auch fürChristine Umpfenbach istein reales Ereignisvor vierzigJahrendie Foliefür ihr Drama„9/26 –Das Oktoberfestattentat“.Die Münchner Kammerspielegebenden Stimmen derOpfer Gehör,Umpfenbach hatdafür etliche Interviewsmit Überlebenden desAttentats gemacht. JungeStücketage und mehr Währendder Großteil derVeranstaltungen perLive-Stream zum Zuschauer kommt,werdendie Aufführungen für dasjunge Publikum aufder Bühne stattfinden–vorausgesetztdie Theaterdürfen öffnen.Und so kommtdas beliebte Berliner GripsTheater mit„Das Lebenist einWunschkonzert“von EstherBecker, dieGeschichtevon Anna undihrenschwierigen Eltern,die einenganzbesonderenTrostspenderbei sich aufnimmt –eineSchnecke. Um globaleProduktionsbedingungengehtesin„Löwenherzen“ vonNino Haratischwili in einerInszenierungvon AndreaKramerdes Consol Theaters Gelsenkirchen. „TimeOut“philosophiertüberdie verschiedenenEmpfindungen desVergehens derZeit, einStück vonChristinaKettering (ComediaTheater Köln). Eine wunderbare Tier-Komödie über dieungewöhnliche Partnersuche einesEisbärs gibtesvon DeaLoher, wenn es heißt: „BärimUniversum“. Nichtweniger fantasievoll geht’s in „Megafad oder Derlängste Nachmittag im Universum“ vonBernhardStudlerzur Sache. EinStückübereinen verrücktenAusfluginandereSphären. Außerdem locken Filmportraits, eine internationale Übersetzerwerkstatt sowie (digitale)Workshopsund natürlich dielegendäre Jurydiskussion für diePreisträger 2021. as 13.-29.5., StadthalleMülheim,stuecke.de „Erste Staffel. 20 JahregroßerBruder“ vonBoris Nikitin „TimeOut“ beiden „KinderStücken“ 39 Foto: Konrad Fersterer Foto: Christopher Horne

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