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Lust auf Familie

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K U L T U R E L L E P A

K U L T U R E L L E P A T E N Lust auf Gesund Verschiedene Lebenswelten 12 Gesund leben, das will eigentlich jeder. Nur wie macht man es richtig? Dazu finden sich etliche Antworten aus den verschiedensten Richtungen – coolibri will mit der inzwischen dritten Ausgabe des Magazins „Lust auf Gesund“ Licht ins Dickicht der Fragen rund um die Gesundheit bringen. Ob gesunde Ernährung, richtige Bewegung, mentale Balance, Entspannung vom stressigen Alltag oder innovative Behandlungsmöglichkeiten. Aber auch die Gesundheit unserer Erde ist uns wichtig: Fairer Konsum, innovativer Umweltschutz oder nachhaltiger Lifestyle - all das macht „Lust auf Gesund“! erscheint am 26. April 2017 Ein Schüler beleidigt eine Mitschülerin, sie spuckt ihm dafür ins Gesicht. Bevor die Situation weiter eskaliert, schreitet Chantal Medenbach ein, samt einem Kupa. Der speziell ausgebildete Schüler klärt die Lage – auf arabisch, denn sein Mitschüler versteht noch sehr wenig Deutsch. „So können Kinder von Kindern lernen“, erklärt die Schulsozialarbeiterin das Konzept der Kulturpaten. Das wirkt ihrer Erfahrung nach wesentlich besser, als wenn es ein Lehrer von oben herab erzählt. Das Projekt Kulturpaten entwickelte die Schulsozialarbeiterin als sie im September 2015 frisch von der Essener Uni an die Hauptschule Langerfeld kam. Während ihres Studiums hatte sie unter anderem in Nepal, Ägypten und der Türkei gearbeitet und Multikulturalität als Schwerpunkt gesetzt. Erfahrungen, die ihr an der Hauptschule und bei der Umsetzung des Kulturpatenkonzeptes zu Gute kommen, denn sie weiß: „Es geht bei den Konflikten oft um verschiedene Lebenswelten.“ Chantal Medenbach „Bei einem Konflikt in der großen Pause kann ich nicht zwei Wochen warten“ Riesiger Pool an Mehrsprachigkeit Aktuell haben an der Schule in Langerfeld, die zum Sommer vermutlich schließen soll, 97 Prozent der Schüler einen Migrationshintergrund, hinzu kommen zwei Flüchtlingsklassen mit je 18 Schülern. Regelmäßig kommt es zu Auseinandersetzungen, viele der Schüler sprechen kaum oder gar kein Deutsch. Vor allem in den Flüchtlingsklassen halten sich die Jugendlichen nicht an die Regeln. Manchmal ist der Grund einfach: Sie kennen die Verhaltensregeln in Deutschland nicht. „Bei einem Konflikt in der großen Pause kann ich nicht zwei Wochen warten, bis wir einen Dolmetscher organisiert haben“, sagt die Sozialarbeiterin. Sie hat deshalb einen anderen Ansatz gewählt. Immerhin gibt es ja an der Hauptschule selbst einen riesigen Pool an Mehrsprachigkeit. Zwölf Schüler ab 15 Jahren haben sich für dieses Schuljahr zu Kulturpaten ausbilden lassen, es ist bereits die zweite Gruppe. Sie werden nun regelmäßig als Schlichter und Übersetzer hinzugezogen, falls es Probleme gibt. „Das Angebot nutzen mittlerweile sogar Eltern, die kein Deutsch sprechen, wenn sie zum Gespräch in die Schule kommen“, sagt Medenbach. Gleichzeitig sind die Kulturpaten oft erster Ansprechpartner ihrer Mitschüler bei Alltagsproblemen. Sogar einen Wochenplan haben sie erarbeitet, der festlegt, wer in der Pause zur Verfügung steht. Die anderen Schüler können nachsehen, wann ihr Ansprechpartner da ist. „Wir versuchen pro Sprache jeweils ein Mädchen und einen Jungen einzusetzen“, sagt Medenbach. Die arabisch sprechenden Kulturpaten haben am meisten zu

K U L T U R E L L E P A T E N Wenn Schüler mit schlechten Deutschkenntnissen Probleme auf dem Schulhof haben, ist ein Kupa da. Die Schulsozialarbeiterin Chantal Medenbach hat ein Konzept entwickelt, bei dem Jugendliche Flüchtlingen helfen, sich an einer deutschen Schule zurechtzufinden. Die Arbeit der Wuppertaler Kulturpaten zeigt Wirkung: Das Konzept soll nun in anderen Städten übernommen werden. Bundesallee 217 . 42103 Wuppertal tun. Insgesamt sind aber acht Sprachen vertreten: Neben den arabisch sprechenden Schülern, gibt es Kupas, die zum Beispiel polnisch, serbisch, kurdisch, türkisch und mazedonisch sprechen. Vorurteile und Gemeinsamkeiten Die Ausbildung dauert zwölf Wochen. Immer Freitagsnachmittags haben sich die Schüler für 45 Minuten getroffen und mit Chantal Medenbach verschiedene Bausteine durchgenommen. Zunächst ging es darum, das Verständnis der Schüler für unterschiedliche Kulturen zu stärken. Danach ging es um Vorurteile, auch gegenüber der deutschen Kultur sowie um Gemeinsamkeiten. „Es gibt Spiele, die spielt man auf der ganzen Welt. Sie heißen überall nur anders“, gibt die Sozialarbeiterin ein Beispiel. Zu guter Letzt sprach sie mit den Schülern über Kommunikation, etwa über Gestiken, die in jedem Kulturkreis etwas anderes bedeuten. Gleichzeitig erhielten sie ein Gesprächstraining, um im Streitfall richtig reagieren zu können. Ausbilden lassen kann sich jeder Schüler. Chantal Medenbach hält aber mit den Lehrern Rücksprache, ob der Schüler geeignet ist. „Die Schüler, die so ausgebildet wurden, sind aber oft anders als im Unterricht“, sagt Chantal Medenbach. In ihrer Gruppe sind auch Jugendliche, von denen ihr Lehrer abgeraten hätten. „Wenn man immer stigmatisiert wird, braucht man irgendwann Bestätigung“, erklärt Chantal Medenbach, warum sie diese Jugendlichen trotzdem ins Projekt aufgenommen hat. Ebenso sei die Teilnahme an dem Projekt auch gut bei späteren Bewerbungen. Ihr sei es vor allem wichtig, dass die Schüler ehrlich zu ihr sind. Immerhin könne sie nicht verstehen, was die Kulturpaten auf arabisch oder türkisch mit ihren Mitschülern besprechen würden. Sie seien vor allem ein Vorbild, an dem sich andere Schüler orientieren würden und müssten sich entsprechend in der Schule benehmen. Bislang sei sie noch nicht enttäuscht worden. Keiner der Kulturpaten musste bislang das Team wieder verlassen. Irmine Estermannann Selfie mit Schulsozialarbeiterin: Die Kulturellen Paten. Fotos: Chantal Medenbach Optik Sportbrillen Kontaktlinsen Low Vision Turmhof 15 02 02 - 45 43 21 42103 Wuppertal www.brillen-arlt.de Kontakt: M. Wöller 01520 • 587 13 10 13

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