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Juni 2018 - coolibri Dortmund

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THEMA D O R T M U N D

THEMA D O R T M U N D coolibri präsentiert Vorhang auf im Spiegelzelt 110 Tage praktisch durchgehendes Programm und mehr als 130 Künstler:WoandereKleinkunst-Festivals vermutlichorganisatorisch Schnappatmung kriegen würden, zucktRuhrHochDeutsch nurmilde lächelnd mitden Schultern–und da sind Namenwie Urban Priol,Jochen Malmsheimer und Lisa Eckhart noch gar nichtgefallen. Einbuntes, anspruchsvolles Programm hatsich das Team um Horst Hanke-Lindemann da wieder in dasSpiegelzelt an den Westfalenhallen geholt. 16 Miteinem ganz Großen beginntder Kleinkunstreigen am 28.6. In guterTradition eröffnet das Festival mitseinerBenefiz-Gala„Lachen fürnen gutenZweck“und spendetdie Einnahmendes Abends an Frauen helfen Frauen e.V. –Frauenhaus Dortmund.Mit dabeiist derItaliener Ennio Marchetto, dermittlerweileMillionen vonZuschauern weltweit begeistert.Seine Nummer aus Pappmasche,Parodienund Persiflagen ist allerdingsnur Teil derShow–zuvor kommen alte RuhrHochDeutsch-Bekannte,umdas Publikuminder neuenSaison Willkommmen zu heißen: „Der Obel“FredApe unddas Ensemble „KuballaanneBude“. „Das Ganzewirdeineschnell undknackige Revue“,freut sich Veranstalter HorstHanke-Lindemann aufden Auftakt der neuenSpielzeit im Spiegelzelt. Das giltnicht nur für dieerstenWochen, diemit Tina Teubnerund BenSüverkrüp(9.7.), UrbanPriol (bei Fred Ape &Freunde am 25.7.) oder Hans Werner Olm (22.7.)einige Leckerlies bereithalten –bis in denOktober hineinreichen sich regionalewie überregionaleStars dasMirkoindie Hand. „Esgibtmomentankeinen, dertextlich besser ist“, sagt Hanke-Lindemann zum Beispiel über Lisa Eckhart. Beiihr(18.9.)könneespassieren, dass siekurzvor demAuftrittspontan ihrProgrammändertund komplett aufdie Stadtzuschneidert, in dersie spielt. Voraussehenkönne mandas allerdingsnicht.Auch dieGrand Dame desdeutschen Kabaretts,Lioba Albus, hält viel vonEckhart.Die österreichische Poetry-Slammerin undKabarettistin gehörtmit 26 Jahren fast noch zu denNewcomern derSzene undist aktuell mitihrem zweitenSoloprogramm unterwegs.„Es istsehrschön,wennimKabarettetwasnachkommt,was mansonochnicht kennt“,sagtAlbus,die selbst beiRuhrHoch- Deutscheinen etwas anderenFrauenabend plant. Gemeinsammit SiaKorthausund Maria Vollmer heißtesfür sie „Ladiesfirst“ (12.8.). „Böse Weiber“, fasstAlbusihre beiden Bühnengefährtinnen zusammen. EnnioMarchetto kommtzur Eröffnungsgala Ticketpreise könnten2019 steigen LiobaAlbus istnur eine vonden vielen Ruhrpott-Künstlern,die es wieder insSpiegelzelt zieht: Das Geierabend-Ensemblelockt dienstags mitFünf-Gänge-Menüzu„KuballaanneBude“, FritzEckenga(3.+4.8.) bittet „NehmenSie das bittepersönlich“, HennesBender(10.+11.10.) erzähltdas Besteaus 50 Jahren–vonShakespeare bisSpongebob,und Jochen Malmsheimer bringt seine„DogensuppeHerzogin“ mit. Doch auch wasbekannte Größenaus dem„Umland“angeht, kann sich dasProgramm2018sehenlassen: Neben SebastianPufpaff(7.-9.9.) kommt nach längerer BühnenpauseGuido Cantz(5.+6.9.). Henning Venske (8.10.)nimmt mitseinemAuftrittimDortmunderSpiegelzelt Abschied vonder Bühne. Neben denvielenBekanntenund altenBekannten, ziehtesauch neue Künstlerauf dieBühne:Poetry Slammer undWichern- Pokcal-Gewinner 2017,PaulWeigel (17.9.), zum Beispiel.Der Berliner wirdmontags mitCurrywurstund Bier serviert.Ebenfalls RuhrHochDeutsch-Neulingesinddie Zauberer Siegfried&Joy(23.7., 14.8.) diedem traditionellen Dienstags-Ensemble einenfreienTag verschaffen werden. „Wir können dasProgramm aufeinem sehr hohenNiveauhalten“, so Hanke-Lindemann,trotz Unsicherheitenbei derFörderung.Bereits in diesemJahr mussRuhrHochDeutsch mit30000 Euro wenigerauskommen.Die Ticketpreisewurdenfür 2018 trotzdem nichtangehoben.„Die Politikist sperrigaberwir gucken nachSponsorenund sinduns sicher,dassalles klappt.“Für nächstes Jahr könnte dasallerdingsnicht mehr gelten.„Da werden wirwohldie Ticketpreise ein bisschen anpassen müssen, um etwasdazuzuverdienen“, so Hanke-Lindemann.Dennauch wenn es noch Hoffnung gebe auffinanzielle Unterstützungseitens derStadt,der Veranstalter geht nichtdavon aus,dasssie so hoch sein wird, wienötig wäre. IrmineEstermann RuhrHochDeutsch: 28.6.-14.10.Spiegelzelt an denWestfalenhallen,Dortmund; ruhrhochdeutsch.de coolibri verlost2x2 Tickets für dieBenefiz-Gala am 28.6. aufcoolibri.de Foto: Friedemann Simon/ RuhrHochDeutsch

EUROPAKOLUMNE D O R T M U N D Rita, Lisa undDavid absolvieren ein JahrEuropäischen Freiwilligendienst beider AuslandsgesellschaftNRW e.V. in Dortmund. Sie kommenaus drei verschiedenen Ländernund führen ein gemeinsames WG-Leben am Borsigplatz. Rita,David,Lisa:Die internationale Dreier-WGvom Dortmunder Borsigplatz. Chantal Stauder /Bearbeitung: David Bastawros Von Vielfalt lernen RitasWurzeln liegeninRussland. Sieist 22 Jahre altund kommt aus einemkleinen Ortander Wolga. Fünf Jahrehat sieinTulagelebtund studiert. Lisa ist21Jahre alt, kommt aus Nikolajev in derUkraineund istseitzweiMonaten in Deutschland. Davidist 21 Jahrealt, in Wien geborenund Sohn einesÄgypters undeiner Österreicherin.Erhat gerade dasAbiturabsolviert „Grenzen warenfür mich niesopräsent.Ich binvielherumgereist.“ undleistet denEuropäischen Freiwilligendienst, um nicht zumMilitär zu müssen.Dennin Österreichherrscht–anders als in Deutschland–noch Wehrpflicht. David sagt:„Vonnegativen AspektenEuropas warich persönlich nichtbetroffen. Grenzenwaren für mich niesopräsent. Ichbin viel herumgereist.MeinVater hatmir erzählt, dass er in Ägypten einVisum brauchte,nur um insNachbarlandzukommen. Alldas istmit Mehraufwandverbunden. In Europa haben wir sogardas Privileg derselbenWährung.“ Aufdem Gymnasium,das er besucht habe, seieseher verbreitet gewesen, sich alsEuropäerzudenken.„Beiuns gabesimmer Menschenaus verschiedenen Länderninder Klasse,zum Beispiel demBalkan“,soDavid.„Ichweiß, dass Europa natürlich trotzdem Probleme hat.“„Ichhatte immervielInteresse für europäischeKunst“, erzählt Rita.„Aber ichkomme aus demgrößten Land derWelt. Bisich 18 Jahrealt war, hatteich kein einziges deranderen Länder gesehen. Russland istunendlich groß.Dufühlstdichso, als seidie ganzeWeltweitvon direntfernt. Es waren3000 Kilometer bisEuropa. Bisich die UkraineoderWeißrusslanderreicht hätte,wäreneszehnoderzwölf StundenFahrtgewesen.“ Als Lisa kleinwar,sei sieviel mitihren Eltern gereist, sagt sie. Europa habesie mitPizza, schönenMenschen, schönen Gebäuden undStraßen verbunden. „Das wirtschaftlicheGefälle zwischen denLändern und denMenschenstand fürmichnicht so im Fokus. Doch vordreiJahren, mitder europäischen Revolutioninder Ukraine, habeich begonnen mich zu fragen,wohin wollen wirjetztgehen?“, so die21-Jährige. „SeitMaidan(Anm.d.Red.: 2013 ausgelöste Bürgerproteste in derUkraine) fühle ichmichEuropanäher.Ich sehe es als erstenSchritt für intensivereBeziehungen zwischender Ukraineund Europa.“ Heute, so Lisa, steheEuropafür siefür Freiheit.Die Freiheit, sich zu bewegen, zu reisen,spontan zu sein, nichtanGeld undPapiere denken zu müssen. „Durch dieseganzenProgrammewie denEuropäischen FreiwilligendienstoderErasmus habe ichschon so vieleMenschengetroffen.“ Diese Möglichkeitwünscht siesichauch für andere. „Ich habefür mich in Deutschlandeinezweite Heimat gefunden“, so Rita.Sie berichtet, als Russin begegne ihr ab undzuauch Diskriminierung:„Da kommen dann Fragen zu Präsident Putinund ichmussden Menschen immer sagen: Ichkenne ihn nichtpersönlich. Ichbin nur einjungesMädchen,das gerade seinen eigenen Weginder Welt sucht. Ichmöchtedaran erinnern:Man mussauch zwischen denBürgern einesLandesund seiner Regierungunterscheiden.“Wennesnachihr ginge, sollte Russland näher an Europa kommen,damitjunge Menschensichaustauschen können.Sie sagt:„Je wenigerErfahrungen manmiteinandermacht, umso mehr Klischeeshat manvoneinander im Kopf.InEuropagibtesunendlich vieleKulturen, diesogut miteinanderumgehen.“ Beim Punkt Mobilitätsindsichalledreieinig: Um Austausch undgegenseitigesVerständnis zu fördern,solle es fürBürgeraller Länder einfachsein, zu reisen, woanders zu leben, zu studieren–egal, woherman kommt.Esbraucheweniger kleine Gruppen, dieandereausschließen. Dabeigehe es nichtumGleichmacherei, sonderndarum, vonVielfaltzulernen. ChantalStauder 17

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