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Juni 2016 - coolibri Ruhrgebiet

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I N T E R V I E W G e s

I N T E R V I E W G e s c h i c h t e n v o n F l u s s u n d K u n s t Am 4. Juni startet für 100 Tage die dritte Ausgabe der Emscherkunst. Diesmal im Osten des Emschergebietes zwischen Dortmund, Castrop-Rauxel und Herne, und damit auch zum ersten Mal zum Teil mitten im urbanen Gebiet. Honke Rambow sprach mit Kurator Florian Matzner darüber, was die Besucher erwartet und gibt Tipps für den Besuch. Wa s is t neu bei der Em scherk unst 2016? Neu ist, dass wir nun im Osten des Ruhrgebietes sind, wo zum Teil die Renaturierung der Emscher bereits abgeschlossen ist, also die Besucher den Zustand erleben können, wie er hoffentlich 2020 überall sein wird. Auf die Kunst bezogen, kann ich schon sagen, dass es auch Beiträge gibt, die sich kritisch mit dem Thema auseinandersetzen. Kr itisis ch mit dem Th ema Renaturierung? Also weniger mit der Renaturierung, sondern eher mit Zerstörung, Transformation und Überformung von Landschaft , die in den letzten 50 Jahren das Emschergebiet geprägt haben. Das andere sind solche Bereiche wie der Phoenix-See, wo man ein sehr kritisches Beispiel für Gentrifizierung hat. Hatte te die Ve ro rtung denn direkte n Ei nf fl uss auf die Auswahl der Künstler? Nein, aber man sieht natürlich wie die Künstler anders auf die Umgebung reagieren. Neben den neuen Arb eite n, sind 2016 auch einigig e älte re dabei, zum Bei- sp iel vo n Ai We iwe i, Observa torium und die Documenta-A rb eit vo n Janet Ca rdif ff f und Georg es Bures Miller. Unser Konzept ist ja so, dass es Arbeiten gibt, die realisiert werden und die es an Ort und Stelle gibt, dass daneben rein temporäre Arbeiten stehen und dann solche Konzepte, bei denen wir sagen, die sind toll und die kau- 8 Kurator Fl orian Matzner fen wir an. Die werden dann abgebaut und drei Jahre später sind sie an anderer Stelle wieder da. Für die Besucher ist das dann hoffentlich wie ein Wiedersehen mit alten Bekannten. Darin liegt sicher auch eine Stärke der Ausstellung, dass es gerade diesen dritten Weg eben auch gibt. Und im Fa ll vo n Janet Ca rdif ff f? Bei ihr hatten wir tatsächlich eine neue Arbeit angefragt, doch sie ist schlichtweg auf Jahre hin ausgebucht. Da haben wir beschlossen ihre Documenta-Arbeit noch mal in einem Waldstück zu zeigen. Das ist aber auch die einzige, die bereits vorher existiert hat. Das ging einfa ch nicht anders. Die Produktion solcher Arbeiten dauert ja schnell mal drei bis sechs Monate. Zum Beispiel hat Erik van Lieshout drei Monate vor Ort gelebt, um seinen Film über den Phoenix-See zu drehen. Wa s hält denn als Ko nzept die sehr unte rs chiedlichen Künstler und deren Arb eits we is en zusammen? Vor allem das Gebiet und die Themenstellung. Das Kernthema ist nach wie vor der Emscherumbau, dazu kommen Themen wie Kunst und Ökologie, Naturschutz und Landschaft . Und der Aspekt Kunst und Stadt. Meine Idee war immer, möglichst heterogene Künstler zu zeigen, damit die Besucher den Eindruck haben, sie kommen immer in eine neue Ausstellung, wenn sie sich von Arbeit zu Arbeit bewegen. Jede Station soll eine neue Entdeckung sein. Wi e genau arb eite n Sie denn, we nn Sie die Künstler auswählen? Gi bt es da auch den Fa ll, l, dass angef fr agte Künstler mit dem Th ema einf fa ch nichts anf fa ngen können? Wir haben bisher nur sehr wenige Absagen gehabt. Und die nur, weil Künstler einfa ch keine Zeit hatten. Ansonsten ist es so, dass wir natürlich die bisherigen Arbeiten der Künstler kennen und sich damit eine gewisse Erwartung verbindet. Dann kann es auch für mich schon manchmal sehr überraschend sein, dass Künstler ganz andere Ideen entwickeln, mit denen man so nicht gerechnet hätte. Ideen, die sich tatsächlich erst in diesem Kontext und oft in der Kooperation zwischen den Künstlern ergeben. Haben Sie denn bei der Em scherk unst 2016 schon eine Lieblingsarb eit? Ich habe natürlich genau so viele Lieblingsarbeiten, wie es gibt. Nein, im Ernst, ich habe natürlich schon eine Lieblingsarbeit, aber die werde ich Ihnen jetzt nicht verraten. Und dann fa ngen wir ja auch gerade erst mit dem Aufbau an. Da muss man immer abwarten, wie die Arbeiten tatsächlich funktionieren, wenn sie stehen. Meine Idee ist ja, dass jede Arbeit wie ein Kapitel eines Buches ist, die gemeinsam eine Geschichte erzählen.

I N T E R V I E W „Wo lke“ von Reiner Maria Marysik Fotos (3): Roman Mensing TIPPS: Auf einem rund 50 Kilometer langen Parcours werden 25 Arbeiten gezeigt. Das ist am besten mit dem Fahrrad zu machen. Übernachten lässt es sich direkt in der Kunst. Entweder in einem der Zelte von Ai Weiweis Arbeit „Aus der Aufklärung“ oder wesentlich komfortabler in den Pavillons von „Warten auf den Fluss“ von Observatorium. Hier sollte man allerdings schnell reservieren. Während Bogumir Eckers Säule „reemrenreh“ am Herner Meer nahezu klassische Kunst im öffentlichen Raum ist, verbindet Massimo Bartolini mit seinem „Black Circle Square“ im Hochwasserrückhaltebe cken Malerei, Performance und Skulptur, Janet Cardiff verwandelt ein Waldstück durch ihre Soundinstallation in ein verwirrend surreales und poetisches Land, Reiner Maria Marysik verwandelt die Emscher am Phoenix-See wortwörtlich in Wolken. Und das Berliner Architektenkollektiv raumlabor schafft mit „Zur kleinen Weile“ eine Schutzhütte der besonderen Art, die außen wie ein Findling wirkt, aber innen golden glänzt. Emscherkunst: 4.6.–18.9. Dortmund, Castrop-Rauxel, Herne; emscherkunst.de Ai We iwei lädt zum Zelten 9

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