BLICKPUNKT Liebe hatviele Gesichter–Die einenwünschen sich weiterhin dasklassischeModell: Zweierbeziehung und Exklusivität,andereentscheiden sich dafür, ihreLiebe zu teilen –zudritt, zu viert,mit wechselnden Partnern. IstMonogamie ein Auslaufmodell? Ist Polygamiedie zeitgenössische Variante,sein Liebesleben zu gestalten?ZweiPaare und PaartherapeutinLauraEggershaben Lina Niermann undTossiaCorman ihreSicht zumThema erklärt. Seit sieben Jahren verheiratet: Alinaund Max Foto: Alina Lobkowicz Maximilian (36) undAlina(33) In einerBeziehung seit:8Jahren Wiehabtihr euchkennengelernt undverliebt? Max: Das war vorzehnJahrenauf einemFest–Alinawar sogardas erste Mädchen, dasich je geküsst habeund ichwar wahnsinnig verknalltindiesesverrückteblonde Mädchen. Danachwar immer wiedereiner vonuns interessiert an mehr,aberesist niewas daraus geworden.Erstnachzehn Jahren wurde aus einemFlirtschnell eine Beziehung. Alina: WirsindseitsiebenJahrenverheiratet undhaben drei Kinder. Ich habemichmit 17 haltlosverknallt. Undseitdem trifft es mich immer mal wieder.Etwa, wenn er mitder Zigarette zumCocktail wieder aussiehtwie damals. Wiewürdetihr eure Beziehung beschreiben? M: Ordnungsamt trifft Wanderzirkus. Wielebtihr eure BeziehungimAlltag? A: Geradejetzt istunser Alltagoft wild durchmischt: Kinder, Haushalt und demspontanen Wahnsinn,der sich daraus ergibt. Unser Alltag bestimmt zu einemGroßteilunsereBeziehung.Wer kennt nichtdie Anekdotenüber Kinder, diezur unpassendenZeitins Bett krabbelnoderübermüdete Eltern,die dasromantische Abendessen beim Kinder-Hörspiel verschlafen. Aber genausoist es.Wir beginnen denTag aber immer miteinem Kuss und einemkurzenMomentnur füruns. Ichglaube, es isteinegroße Gefahr für jungeFamilien,dassdie Eltern ihr Paarseinvergessen. Wiekann mandie gemeinsameLiebe aufrechterhalten? M: Liebehat viel mitEntscheidungzutun.Ich muss unddarfmichjeden Taganmeine Entscheidungerinnern, Alinazulieben, zu achten undzuehren–in guten undschlechten Tagen. So einVersprechen hatgroße Kraft. Inwiefernfühlt ihreuchinder Beziehung frei? Wasschränkteuch ein? M: IchhabeinAlinaeinegroße Sicherheit,kann mich darauf verlassen, dass keinnochsoheftigerStreitgleichdas Ende bringt.Wir haben unser gemeinsamesFundament,unseren Glauben,und haben darauf unsere Beziehungaufgebaut. Unddas klärtauch diezweiteFrage –eingeschränkt fühle ichmicheigentlich garnicht.Esist eine großeFreiheitdarin,sichvoll für einesentscheiden zu dürfen. A: Ja!.Fürmichhat Freiheit viel mitWissenund bewussterEntscheidung zu tun. Wenn ichdie Regeln kenneund mich dann bewusstdafür entscheide,dann binich frei.Ich fühlemichdeshalb in derEhe frei –und einbisschen wild, weil es nichtmehrsopopulär ist. GabesSituationen,indenen ihraneurem Modell gezweifelthabt? M: Nein. Ichtausche wirklich nursehrungernunsereEhe gegenein offenesSystemmit derzwangsläufig damitverbundenenUngewissheit. Ehe 8 Die Suche nach dem perfekten Partner Mono istein Abenteuer, sodass ichfür mich keinewechselndenPartner brauche. A: Ichhoffe in 60 Jahren unssogut zu kennen, dass mir ganz kurz langweiligwerdenkann.Aberdann haben wir schon neue Altersschrullen. IstMonogamie einAuslaufmodell? M: Im Gegenteil. Ichglaube, dass sich diemeisten Menschennacheiner zuverlässigen, dauerhaftenund exklusivenBeziehung sehnen –sie aber, weil ihnen positive Beispielefehlen, oftden Glaubendaran verloren haben. A: Monogamieist kein Auslaufmodell. Ichglaube, es istein Grundbedürfnis desMenschen, unangefochten geliebtzusein. Undich möchtemeinen Mann nichtteilen, ichmöchteganzzuihm gehören, so langweilig es auch klingt. Ab undzuist vertrauteLangeweileunfassbar gemütlich. LauraEggers SystemischeTherapeutin Gibt es heutemehrBeziehungsmodelle? In meiner Praxiserlebeich,dassdas klassische Beziehungsmodell heute nach wievor derNormalfall ist. Andere Modellewie Polyamorie machen nureinen Bruchteilder heutigenBeziehungslandschaftaus. Sie bekommen aber sehr viel medialeAufmerksamkeit, da solche Modelle diegesellschaftlichen Normen in Fragestellen unddadurch vieleMenschenfaszinieren.Einen einfachenAuswegaus demklassischen,monogamenBeziehungsmodellbietenpolyamouröseModelle jedoch nicht: Auch hier mussanThemenwie Eifersucht,Kommunikation undKonfliktkompetenzgearbeitetwerden, damitesfunktionieren kann. Foto: Laura Eggers
BLICKPUNKT Wiewürdetihr eure Beziehung beschreiben? Steffi :Ichbin superglücklich,dassmeine Jungssichsogut verstehen– manchmal sogarzugut,sie verbrüdernsichgegenmich. Wirsindallezueinandersehrharmonisch undliebevoll. Liebezudritt:Stefan, Georgund Steffi Poly Steffi (40) ,Georg (48) und Stefan (38) In einerBeziehung seit:Steffi und Georg(2010); Steffi und Stefan (2016) Wiehabtihr euchkennengelernt und verliebt? Steffi und Georg: Wirhaben unsonlinekennengelernt,warenbeideinzerrüttetenmonogamen Beziehungen. Nach zwei Jahren„im Netz“stellten wirfest, dass wir wohl gut zusammen passen undlernten unsdann real kennen.Und es passte dann auch perfekt. Steffi und Stefan: Georgund Steffi öffneten ihreBeziehung zurPolyamorie. Beieinem Poly-Stammtisch traf Steffi aufStefan, dervon seiner damaligen Lieblings-Exbeziehungmitgenommen wurde.Auch da war sofort Sympathie da undirgendwann verliebtensichSteffiund Stefan. Foto: Tossia Corman Wielebtihr eure BeziehungimAlltag? Steffi: Da Georgund ichzusammenleben, istder Lebensmittelpunktfür unsunser gemeinsamesZuhause.Stefanbesucht unsgernmal oder wir fahren zu ihm.Einmal im Monatverbringe ichein Wochenende beiihm. MeineKinderkommenauch manchmal mit. Wiekann mandie gemeinsameLiebe aufrechterhalten? Steffi: DurchKommunikation undKommunikationund Kommunikation. Und durch Exklusivzeit. Leider fälltdie beiGeorgund mir zu kurz aus, der Alltagkommt unsindie Quere.Aberdas wissenwir undarbeitendran. Inwiefernfühlt ihreuchinder Beziehungfrei? Wasschränkteuchein ? Steffi: DieZeitist tatsächlich fürmichdas größte Problem, ichwürde gern mehr StundenamTag fürallemeine Lieben haben.Meine Freiheiten genieße ichtotal,ich kann mich verabredenmit wemund mich verlieben in wen ichwillund mussmeine Gefühle nichtunterdrücken–dasist so toll! GabesSituationen,indenen ihraneurem Modell gezweifelthabt? Steffi und Georg: Natürlich,wir sind als monogames Paargestartet und durchSteffis Verliebenineinen anderenMenschenerstdahintergekommen, dass unsere Beziehungsoauf Zeit keinen Bestandhaben kann. IstMonogamie einAuslaufmodell? Steffi: Ichglaube, Monogamiewar noch niewirklich ernsthaftinder Gesellschaft etabliert: So vieleMenschen, diefremdgehen, so vieleAgenturen fürSeitensprünge,Affären undgeduldete Ausrutscher. Ichdenke,das zeigt: DerMenschist fürMonogamienicht gemacht. Wiebeeinflussen Dating-Appsund Partnerbörsendie Partnersuche und bestehende Beziehungen? Durch Dating-Apps undPartnerbörsen gestaltetsichdie Partnersuche heute ganz anders als zuvor.Eswerdenauf Portalen oftmehrpotenzielle Partnervorgeschlagen,als maninseinemganzenLeben treffenkönnte. Durch dieseenormeAuswahl wirdnatürlichdie Entscheidungerschwert – oftnehmenSingles dann eher aufgrund oberflächlicher Kriterien Kontakt mitanderen aufund verpassen so Menschen, dievielleichtbesser zu ihnenpassenwürden. Aufder anderenSeite istdas Internet eine sehr gute Möglichkeitfür diePartnersuche, besondersfür Menschen, diesonst nur schwer neue Kontakteknüpfen, etwa weil siesehrschüchternsindoder jenseits derBallungsräumeleben.Ich glaube jedoch nicht, dass Partnerbörsen oder Dating-Apps wieTinderbestehendeBeziehungen unverbindlicher oder instabilermachen. Warumsehnensichviele immernochnachdem einenMenschen, derdas eigene Lebenvervollständigt? Es gibtviele Faktoren,die dabeieineRolle spielen.Dasswir unsnachNähe,Geborgenheitund stabilen sozialen Beziehungensehnen, liegtinder Naturdes Menschen. Zudemhaben gesellschaftlicheIdealeeinen großen Einfluss: Dieromantische Liebeund diedaraufgründende Beziehungist spätestens seit derIndustrialisierung eingesellschaftliches Idealund wirdbis heutehäufigals Voraussetzungfür einglückliches Lebengesehen. Dadurch istdie Suche nacheinem Partnerimmer auch einStückweit dieSuche nachdem eigenen Lebensglückund-sinn. Zudemgibtesheute einengroßenDruck zurständigenSelbstoptimierung,der eine Rollespielenkann. Denn zu demperfektenBildvon unsselbst, daswir gernekreierenmöchten,gehörtoft auch derperfektePartneranunserer Seite–und nichtder mittelmäßige. Wasist daranproblematisch? Beziehungenkönnen natürlich einengroßenBeitrag zumWohlbefinden undZufriedenheit vonMenschenleisten.Problematisch wirdesaberdann, wenn mandie Verantwortungfür sein eigenes Lebensglück abgibt unddavonausgeht, dass mannur durch denperfektenPartner zu einemglücklichen Lebenkommenwird. Zudemwirdoft übersehen, dass guteBeziehungen immer auch Arbeit sind–und damitmeine ichvor allem Arbeit an unsselbst. Zu akzeptieren,dassder in derVerliebtheitsphasesoperfekt erschienenePartner genausowie wir selbst in vielen Bereichenunvollkommen ist, undimbestenFall einengelassenenund humorvollenUmgang damitzufinden, istoft nichtleicht. Nimmt manaberdie Herausforderung an,könnenBeziehungen daspersönliche Wachstum enormfördern undsogewinntman nichtnur eine bessereBeziehung,sondern auch an persönlicher Reife. 9
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