Events, Trends und Reportagen für die Rhein-Ruhr-Region
Aufrufe
vor 6 Jahren

Januar 2018 - coolibri Oberhausen, Duisburg, Mülheim

  • Text
  • Wunscht
  • Dortmund
  • Bochum
  • Oberhausen
  • Duisburg
  • Musical
  • Jazz
  • Musik
  • Gelsenkirchen
  • Zeche

Hochzeit Hochzeit

Hochzeit Hochzeit Hochzeit Das Leben ist ein Fest | Start: 1.2. Fotos: Universum Film KLEINE KATASTROPHEN UND GROSSE MOMENTE Der neue Film der „Ziemlich beste Freunde“-Macher lädt auf eine prachtvolle Traumhochzeit im französischen Landschloss und zum Blick hinter die Kulissen ein. Nicht nur für werdende Eheleute eine amüsante Karussellfahrt voller kleiner Katastrophen und großer Momente. Das Leben ist ein Fest, proklamiert dieser neue Film der beiden „Ziemlich beste Freunde“-Regisseure und Drehbuchschreiber Éric Toledano und Olivier Nakache. Die zwei Franzosen entführen ihre Zuschauer darin in das wunderschöne Landschloss von Courances bei Fontainebleau, wo eine riesige und nicht gerade geizige Hochzeitsfeier vonstattengeht. Dabei dreht sich allerdings zur erfrischenden Abwechslung mal nicht alles um das traute Ehepaar oder seine Gäste, sondern um die Strippenzieher hinter den Kulissen. Die Kellner, die Band, die Küchenkräfte, der Fotograf und allen voran Wedding Planner Max, der hier eine Katastrophe nach der anderen abwenden muss. Vom verdorbenen Buffet über den trotteligen Ersatzkellner bis zu ausgefallenen Musikern wirft sich dabei so ziemlich alles zwischen seine Beine. Toledano und Nakache beweisen in „Das Leben ist ein Fest“ erneut ihr Fingerspitzengefühl für das richtige Gleichgewicht zwischen spritzig-witzigem Humor und ergreifenden Momenten. Zusätzlich bringen sie ein ganzes Dutzend liebenswerter Charaktere auf die Leinwand, von denen selbst die kleinste Nebenrolle nicht flach wirkt. Manch einen will man einfach in den Arm nehmen, anderen an die Gurgel gehen, aber in ihrem Miteinander und Durcheinander bringen sie die Geschichte erst zum Leben. Die Hochzeitsfeier wird da alsbald nur noch zum Hintergrund für die kleinen Dramen und witzigen Episoden, die das Ensemble über den ganzen Tag verteilt durchlebt. Ständig wirkt der Film dabei dynamisch und turbulent, weil jede Szene sich vor lebendigen Kulissen abspielt und selten ein Moment gestellt wirkt. Wie perfekte Hochzeitsplaner, haben die Macher kein Detail dem Zufall überlassen. Und ganz nebenbei und gar nonchalant, wie es im französischen Kino ja fast schon gang und gäbe ist, sprüht der Film nur so vor Esprit. „Das Leben ist ein Fest“ lässt Bräute in spe nicht nur von extravaganten Blumengestecken und Traum-Locations schwärmen, sondern sie auch mit Humor über diesen großen Tag im Leben nachdenken. Lukas Vering FRA 2017, R: Éric Toledano, Olivier Nakache D: Jean-Pierre Bacri, Eye Haidara, Vincent Macaigne, Gilles Lellouche, Benjamin Lavernhe 12

KINOSZENE Märtyrer Fotos: 2017 Loving Vincent Sp.z.o.o. & Loving Vincent Ltd Loving Vincent | Start: 28.12. der Kunst Mehr Kunstfilm geht nicht: „Loving Vincent“ besteht von der ersten bis zur letzten Sekunde aus sich bewegenden Ölgemälden, die im Stil von Vincent van Gogh eine Geschichte über das Leben und den Tod eben jenes niederländischen Vaters der modernen Malerei erzählen. Die Regisseure Dorota Kobiela und Hugh Welchman finden mit „Loving Vincent“ einen mehr als ungewöhnlichen Ansatz, um sich der Person Vincent van Gogh zu nähern. Nicht nur die erstaunliche technische Meisterleistung, den gesamten Film durch sich bewegende Ölmalereien zu inszenieren, sticht dabei aus den üblichen Biografiefilmen hervor, auch die erzählte Geschichte geht andere Wege. So dreht sich zwar alles um van Gogh, der Künstler selber erscheint im Film aber immer nur durch die Erinnerungen anderer Protagonisten. Erzählt wird die Geschichte des jungen Armand Roulin, Sohn von van Goghs Postmeister, der im Auftrag seines Vaters ein Jahr nach Vincent van Goghs Selbstmord einen Brief an dessen Bruder Theo aushändigen soll. Im Zuge dessen verirrt der junge Mann sich auf der Spurensuche im Leben des Künstlers. Wie in einer Detektivgeschichte klappert er Personen aus van Goghs Umfeld ab, sammelt deren Perspektiven auf den melancholischen Maler und puzzelt so für sich und den Zuschauer ein Portrait von van Gogh zusammen, dass den Künstler aus verschiedenen Blickwinkeln durchleuchtet - ohne jemals Anspruch auf totale Wahrheit zu erheben. Inspiriert ist die Handlung durch hunderte von echten Briefen, die van Gogh an seinen Bruder und andere Menschen in seinem Umfeld schrieb. Aufbereitet ist sie wie eine Mischung aus Murder Mystery, Road Trip und Coming of Age Story. Schwächen zeigt der narrative Part von „Loving Vincent“ durch einen sehr starken Gebrauch von erzählerischen Monologen, die sich teils wie ein vorgelesenes Dokumentationsskript anhören. Statt in einem Film, der aus Gemälden besteht, die Bildsprache erzählen zu lassen, scheinen die Macher die experimentelle Form durch allzu simplifiziertes Storytelling auffangen zu wollen. Dabei steht die gewagte Machart nie im Weg – viel mehr taucht man recht unkompliziert und schnell in diese gemalte Welt ein. Vor allem auch, weil die Szenen mit agierenden Charakteren vorab von echten Schauspielern (wohlbemerkt vortrefflich) durchgespielt und anschließend nachgemalt wurden und so nie künstlich, sondern dank authentischer Mimik und Gestik verblüffend echt wirken. So mau die Erzählung stellenweise ausfällt, so ungebrochen bleibt die Verblüffung über den außerordentlichen Stil dieses Films. Nicht selten raubt es einem den Atem, wenn plötzlich ein bekanntes van Gogh Motiv im Film auftaucht und sich in Bewegung setzt, die Pinselstriche sich winden und verformen und die Szenerie zum Leben erwecken. Gerade weil es so ein einzigartiges Faszinosum von Film wohl kein zweites Mal geben wird, ist „Loving Vincent“ ein Muss für Filmliebhaber. GBR, POL 2017, R: Dorota Kobiela, Hugh Welchman; D: Douglas Booth, Robert Gulaczyk, Jerome Flynn, Eleanor Tomlinson Lukas Vering 39

coolibri Magazine 2020/21

coolibri Magazine 2019

coolibri Magazine 2018

coolibri Magazine 2017