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Januar 2017 - coolibri Düsseldorf

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M U S I K V O N H I E R

M U S I K V O N H I E R Unerkannt: Creeps Anfang einer langen Reise Der wohl renommierteste Nachwuchswettbewerb der Düsseldorfer Musikszene feierte am 3. Dezember seinen 20. Geburtstag. Mit freundlicher Unterstützung des Kulturamts der Landeshauptstadt Düsseldorf krönte die Junge Aktions Bühne gemeinsam mit dem Spektakulum wieder einmal die spannendsten Newcomer-Künstler der Stadt. Ein Rückblick in die letzten zwei Jahrzehnte beweist den guten Riecher der Initiatoren bei der Vorauswahl der Acts. Bands und Künstler wie Rogers, Der Plot, Jay Jay und Line 418 landeten bereits im Finale der City Beats und schafften kurz danach den Durchbruch auf die großen Clubund Festivalbühnen. Wie bedeutend das Festival für die Nachwuchsentwicklung in der Stadt ist, zeigt auch die Liste der prominenten Unterstützer. Unter anderem haben Campino, Andi Meurer, Vom Ritchie (Die Toten Hosen), Peter Hein (Fehlfarben), Jürgen Engler (Die Krupps) und Doro Pesch eine Schirmherrschaft für das „Das Geld investieren wir in noch stärkere Video- und Show-Elemente“ Projekt übernommen. Gewinner des diesjährigen, mit 2500 Euro dotierten Preises, ist die Mystic- Pop-Band Creeps, deren maskierte Musiker ein düsteres Gesamtkunstwerk aus atmosphärischen Soundgeflechten, kraftvollen Rap-Parts und kunstvoll arrangierten Videoprojektionen live auf die Bühne brachten. Die drei Studenten der Kunstakademie Düsseldorf zeigten sich überglücklich: „Wir freuen uns sehr über den Sieg – besonders in Anbetracht der Tatsachen, dass die Gegner wirklich gute Bands waren und es sich erst um unseren zweiten Auftritt handelte. Außerdem haben wir viel Zeit und Energie in die Show gesteckt und sind sehr glücklich, in Form des Sieges auch eine Bestätigung bekommen zu haben – die ganze Arbeit hat sich bezahlt gemacht.“ Auch bei Creeps soll der Sieg bei den City Beats erst der Anfang einer langen Reise sein: „Das Geld investieren wir in noch stärkere Videound Show-Elemente und wir würden gerne deutschlandweit Konzerte spielen und brauchen dafür auch Transportmöglichkeiten für die Musikinstrumente und die zahlreichen Beamer, die wir benutzen. Außerdem arbeiten wir fleißig an unserem Debütalbum. Das alles sollte 2017 auf diejenigen zukommen, die mehr von uns hören und sehen möchten.“ Den zweiten Platz belegte die Hip-Hop-Band „Fil der Protagonist“, die mit geistreichen deutschsprachigen Rap-Texten und jazzigen Grooves zu überzeugen wussten. Die junge Alternativpunkband Eleveta sicherte sich den dritten Platz. Es bleibt spannend, welche großartigen Bands die City Beats in den nächsten zwanzig Jahren hervorbringen werden. Julian Janisch Foto: Creeps Schreng Schreng & Lala – Echtholzstandby Hinter dem Namen Schreng Schreng & Lala verbirgt sich das Projekt von „Love A“-Sänger Jörkk Mechenbier und seinem treuen Anwalt und Gitarristen Lasse Paulus. Als die beiden 2011 ihr Debütalbum „Berlusconi“ veröffentlichten, lieferten sie mit ihren Hits „Oberbilk“ und „Bourgeoisie“ zwei mitreißende Mitsing- Hymnen. Fünf Jahre später ist mit „Echtholzstandby“ ihr zweiter Longplay auf dem Label Rookie Records erschienen. Das Ergebnis sind elf ehrliche, muntere, ernste und wundervolle Lieder, die vor allem durch ihre starken Texte glänzen. Zudem wird das in Düsseldorf gegründete Singer-Songwriter-Punk-Duo auch 2017 wieder sämtliche Club- und Festivalbühnen mit ihren besonders reizenden Live-Auftritten beglücken. Rookie Records – VÖ: 22.04.2016 Foto: Tarik Badapeut-être Foto:Björn Gooßes Foto: Kai Özdemir Foto: Rookie Records Blut Hirn Schranke – Blut Hirn Schranke Die Düsseldorfer Hardcore-Combo mit dem klangvollen Namen Blut Hirn Schranke feierte am 26.11. die Veröffentlichung ihres Debütalbums mit einer großen Party im Linken Zentrum. Eine Band mit Haltung, wie man sie heute kaum noch findet. Druckvolle Gitarre und wütende Gesänge verleihen den deutschsprachigen, sozialkritischen Texten eine besondere Bedeutsamkeit. Ohne sich an stumpfen Parolen zu bedienen, liefern die elf Songs einen wuchtigen Rundumschlag gegen all die Ungerechtig- und Sinnlosigkeiten unserer Gesellschaft. Wie es sich für eine unabhängige Band gehört, ist das Album in kompletter Eigenregie entstanden. Sogar das Artwork der Platte wurde selber gestaltet und in mühsamer Handarbeit auf die Tonträger gedruckt. Kidnap Music – VÖ: 25.11.2016 Adrian Weiss – Criminal Records Mit „Criminal Records“ veröffentlichte Adrian Weiss, Gitarrist der Duisburger Powermetalband Gloryful, sein mittlerweile drittes Soloalbum. Besonders durch die Zusammenarbeit mit vielen bekannten Szenemusikern, ist ein vielseitiges Instrumentalwerk entstanden. Bekannteste Gastmusikern ist sicherlich Gitarristin Jen Majura von der amerikanischen Alternative-Rock-Band Evanescence. Die zum größten Teil durch Crowdfunding finanzierte Platte erschien am 8.12. und wird vom Künstler direkt über Bandcamp vertrieben. VÖ: 08.12.2016 Moglii – Moglii Der Düsseldorfer Produzent und Musiker Simon Ebener veröffentlicht Mitte Januar unter dem Künstlernamen Moglii seine erste Solo- EP auf dem Stuttgarter Elektronik-Label „Majestic Casual Records.“ Einigen dürfte der Songtüftler bereits als kreativer Kopf und Produzent der Band Moglebaum bekannt sein. Auf seinem Solo-Werk verschmelzen Gesänge, Beats und Samples zu einem einzigartigen Klangkosmos. Für die sieben Tracks hat er sich Unterstützung von vier Sängerinnen und Sängern geholt, deren Stimmen wunderbar mit den sphärischen Beats des Künstlers harmonieren. Majestic Casual Records – VÖ: Januar 2017; JJ

A L B E N K R E A T O R A N T I L O P E N G A N G M I C K H A R V E Y Gods Of Violence Seit ganz vielen Jahren sind Kreator eine der wichtigsten Thrash-Metal-Maschinen innerhalb der globalen Metal-Szene. Von Altenessen aus betreiben Mille, Sami, Speesy und Ventor die Vermittlung der musikalischen Massenschlägerei – natürlich gepaart mit kritischen und linksliberalen Textinhalten. „Religion hat in der heutigen Zeit eine Relevanz bekommen, die erschreckend ist“, sagt Mille und der Titeltrack „Gods of Violence“ untermauert dabei seine These. Von Oberflegel Trump bis zum Truppensturm auf Aleppo ist die Welt derzeit ein Scherbenhaufen – und dies ist der brutale Soundtrack dazu. Oder wie Kreator sagen: „Satan Is Real Again!“ Nuclear Blast/Warner Anarchie & Alltag Die neuen Songs der Antilopen Gang sitzen wie eine schallende Backpfeife. Ob „Das Trojanisches Pferd“, das zackige „RAF Rentner“ oder mit „Fugen im Parkett“ – die fantastischen Drei Danger Dan, Koljah und Panik Panzer haben musikalisch viel mehr drauf als noch bei ihrem Debüt-Album „Aversion“, mit dem sie bereits in den Bestenlisten platziert waren. Sie drehen mit angenehm politischer Note den Swag auf, dazu paaren sie Samples und Sounds. Da die Realität schon schmerzhaft und ironisch genug ist, halten die Antilopen mehr für Badachtsamkeit und reale Inhalte die Fahne hoch: feine Reime sind hier natürlich der Chef. JKP/Warner Intoxicated Woman Das Werk von Serge Gainsbourg ist seit vielen Jahren eine wichtige Inspirationsquelle für Mick Harvey (Ex-Nick Cave & the Bad Seeds). Der französische Chansonnier war stets ein unbeugsamer Provokateur. Um seine Steuererklärung zu verdeutlichen, verbrannte er schon mal einen 500 Franc-Schein in einer TV-Sendung oder begrüßte Whitney Houston mit den Worten: „I would like to fuck you“. Obwohl der große Lebemann schon vor 25 Jahren gestorben ist, gilt er bis heute als der größte französische Musiker aller Zeiten. Harvey verneigt sich nun zum wiederholten Male vor dem großen Musik-Magier mit 15 ausgesuchten Kabinettstückchen. Formidable! Mute/Goodtogo H O R I S O N T D J A N G O 3 0 0 0 A U S T R A About Time Die Retro-Rock-Welle serviert hier viel Gutes, denn Horisont fressen sich für uns direkt bis ans Ende der Nahrungskette durch. Zwischen Vintage- und Hardrock-Welten operieren diese Schweden am offenen Herzen. Meist sind sie Zitat und Rachekomplex für das Frühwerk von Bands wie Uriah Heep oder Lucifer’s Friend. Mit „About Time“ entsteht neuer Glanz im schummrigen Lichtschatten der Lavalampe. Diese Langhaar-Fraktion schenkt Freude und sie sind sinnstiftend für den Rock. Was sie beobachten macht glücklich, denn sie gehören zu ganz verlässlichen Epikträumern. Hoffentlich können sie dieses Niveau noch sehr lange aufrechterhalten. Century Media/Sony Im Sturm Die kleine Welt von Django 3000 ist nicht geprägt von Depressionen oder Engstirnigkeit. Sie träumen viel eher von einer aufgeschlossenen und friedlichen Welt, in der jeder machen darf, was er will. Das bunte Kollektiv hat es verstanden, dass es Millionen gibt, die in Zukunft nebeneinander friedlich leben wollen. Ein Song wie „Gib ma Flügl“ bringt es auf den Punkt: Hier reiht sich La-Brass-Banda-Lebensart an Volksmusik, sowie Beatnik-Folk à la Beck an Balkan-Swing und oberbayrischer Mundart. Ja, hier wird beswingte und lockere Lebensart in Musik transferiert. Oder anders gesagt: eine echte Gaudi! Südpolmusic/Soulfood Future Politics Die Kanadierin Katie Stelmanis ist die treibende Figur hinter dem Projekt Austra und präsentiert hiermit ihr drittes Album. Ihre glockenklare Stimme weicht jeder zynischen Weltanschauung aus. Denn ihre Botschaft ist verständlich: Menschliches Mitgefühl und Neugierde sind hier der Treibstoff für die Welt von morgen. Die Sängerin aus Toronto fordert uns dazu auf, die großen Dinge als vorurteilsfreie Utopie zu sehen. Musikalisch werden die einzelnen Mosaiksteine aus Electro-, Pop-, Wave- und Indie-Zutaten zu einem riesengroßen Bild zusammengefügt. Diese Ansammlung stringenter Hymnen passt perfekt für den Dancefloor. Domino/Goodtogo 33

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