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Januar 2016 - coolibri Düsseldorf /Wuppertal

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U M F R A G E A l l e s

U M F R A G E A l l e s Wenn das alte Leben zu klein wird, muss irgendwann was Neues her. Neuer Job, Familienzuwachs oder einfach mal auswandern. Doch trauen wir uns, alles hinter uns zu lassen? Die Chancen, die uns das Leben bietet anzunehmen, erfordert das Gespür für den richtigen Moment. Nele Posthausen hat mutige Menschen getroffen, die aus ihrem Leben ‚Tabula rasa‘ gemacht haben. a u f A n f a n g Daniel (30) „Als ich in Israel war, hat sich für mich die ganze Welt auf den Kopf gestellt. Eigentlich war ich nur da, um den Vater einer Freundin zu besuchen, aber dann habe ich meinen Ausweis und mein Geld verloren und bin ein halbes Jahr dageblieben. Ich musste auf einer Ziegenfarm arbeiten und habe diesen krassen Staat Israel intensiv kennen gelernt. Es gibt so viel Gewalt und Unterdrückung dort, das hatte ich nicht erwartet. Für mich hat diese Erfahrung wirklich meine gesamte Weltsicht erschüttert.“ Patrick (29) „Mit Anfang 20 habe ich alles aufgegeben. Meine Beziehung war kaputt, der Job war Scheiße. Ich bin über Nacht aus meinem kleinen Kaff in Bayern einfach nach Berlin getrampt und dort bin ich erst mal bei Freunden untergekommen. Als ich Tischabräumer in einer Disco war, sagte der DJ zu mir: ‚Mach du mal kurz weiter, ich muss auf’s Klo‘. Und statt mich danach wieder abzulösen forderte er mich auf, sein Partner zu werden. So war ich die nächsten vier Jahre DJ in Berlin.“ ChrisT.ian (44) „Mir wurde eine zweite Lebenshälfte geschenkt. Vor gut zehn Jahren hatte ich eine Herz-OP, es war Faschingsdienstag, das weiß ich noch, weil ich eine rote Pappnase und ein kariertes Hemd an hatte. Alles ist gut gegangen und ich war danach einfach nur dankbar und froh. Einige Zeit später hatte ich das Gefühl, dass ich das auch nutzen sollte und habe aufgehört als Sozialarbeiter zu arbeiten. Ich habe meinen Traum verwirklicht und bin der Musiker ‚ChrisT.ian‘ geworden. Heute lebe ich von meiner Musik.“ Marion (35) „Meine Tochter Maja hat für mich eine neue Lebensphase eingeleitet. Auf einmal war wieder alles Neuland. Auch wenn man von anderen schon gehört hat, wie es ist, mit Kindern zu leben, ist es doch was ganz Anderes, das selbst durchzumachen. Natürlich muss ich als Mutter jetzt einige Abstriche machen. Ich kann einfach nicht mehr so spontan sein wie früher – nicht mal eben ins Kino . Aber wenn Maja jetzt älter wird, kommt das so langsam auch wieder und dann weiß ich es doppelt zu schätzen.“ 34 Jaqueline (31) „Meine radikalste Veränderung habe ich vollzogen, als ich mit einem Kumpel einen Weihnachtsmarkt- Stand in Berlin aufgemacht habe. Ich wollte unbedingt selbstständig sein und unbedingt nach Berlin. Also bin ich hingefahren und habe von neu gestartet. Das war einfach die allerbeste Zeit. Ich vermisse Berlin heute schon, aber ich bin wegen meines Freundes und meiner Familie wieder zurück in das Ruhrgebiet gekommen und das war es dann auch wert.“

U M F R A G E Christin (21) „Mein Ausbildungsbeginn war ein Neustart. Nach der Schule war ich völlig orientierungslos. Ich habe super viele Praktika gemacht, es war nichts dabei. Also bin ich einen Monat durch Kanada gereist und da hat es dann ‚klick‘ gemacht. Ich mache eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement und das ist genau meins – am PC arbeiten, Kontakt mit Kunden haben. Es ist super!“ Ingrid (68) „Meine Hochzeit war mein größter Neuanfang. Da hat sich alles geändert. Früher war das ja anders, ich war gerade volljährig und habe mich verliebt. Ab da ging alles ganz schnell. Kaum hatte ich mich versehen, war ich drin, in den Höhen und Tiefen der Ehe. Natürlich ist es nicht immer einfach gewesen. Aber es waren 50 schöne Jahre und ich würde keinen Tag missen wollen.“ Lukas (23) „Ich habe mich entschlossen, wieder zur Schule zu gehen! Das ist jetzt zwei Jahre her und es war die beste Entscheidung. Ich hatte vorher eine Ausbildung im KFZ-Betrieb gemacht und einer meiner Gesellen ist gestorben – ein Jahr vor seiner Rente. Ich wusste, so darf es nicht enden. Jetzt brauche ich noch ein halbes Jahr bis zu meinem Abschluss und dann will ich studieren.“ Nicole (39) „Als ich meinen Lebensplan vervollständigt hatte, das war irgendwie der Moment, in dem sich für mich alles geändert hat. Ich war auf einmal an einem Punkt, da hatte ich einen tollen Mann, im Job lief es und dann konnte etwas Neues kommen: Unser Sohn Jan wurde geboren. Seitdem hat sich mein Zeitgefühl komplett verändert, ich stelle mich selbst zurück.“ Matthias (38) „Mein größtes Wagnis war es, mich selbstständig zu machen. Ich bin Steuerberater und war vorher fest angestellt. Das wollte ich so nicht mehr. Also habe ich mir meinen Partner geschnappt und wir haben etwas Eigenes aufgemacht. Heute bedeutet das zwar vor allem viel mehr Arbeit und nicht viel mehr Geld, aber wir arbeiten daran, dass sich das bessert.“ DER BESTE SOUND DER WELT AUF FM 103,3 Jetzt hören im Radio und auf funkhauseuropa.de 35

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