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Februar 2018 - coolibri Oberhausen, Duisburg, Mülheim

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KINO Herrschaftsfragen

KINO Herrschaftsfragen Black Panther | Start: 15.2. Mit Black Panther, den Marvel-Fans schon aus dem Blockbuster „Captain America: Civil War“ kennen, macht der erste schwarze Superheroe sein Titelheldendebüt. Ein Meilenstein, der nicht unterschätzt werden sollte. Ausflug in die Welt der Comics: 1966 erschien auf den Seiten der 52ten Ausgabe der Fantastic Four mit Black Panther der erste Superheld mit schwarzer Hautfarbe. Fünf Jahre später zierte der Thronerbe aus dem fiktionalen afrikanischen Staat Wakanda den Titel seines ersten Soloabenteuers. Nun, Jahrzehnte später, ist endlich die Zeit für den jungen König mit Superkräften gekommen, um über die Kinoleinwände der Welt den Schritt in das popkulturelle Bewusstsein zu machen. Im Film muss T’Challa alias Black Panther den Platz auf dem Thron seiner Heimat Wakanda behaupten, einem afrikanischen Staat, der sich als Dritte-Welt-Land ausgibt, obwohl er das versteckte Refugium einer technolo- Foto: Film Frame © Marvel Studios 2018 gisch hochentwickeltenNationist,inder sich Fortschritt,Stammeskultur undMythologie miteinanderverstricken.Sowirdalleindas Setting zumperfektenSpielplatzfür visuellewie narrativeExperimente. Diewill Regisseur Ryan Cooglerumsetzen,der seit seinem Rocky-Nachfolger „Creed“als Toptalentin Hollywoodgehandelt wird. DemMarvel-Standard vonbombastischer Optik undaufregender Action wirdder Filmemacheraus demkalifornischen Oaklandseine ganz eigeneNoteaufdrücken. So wie„Wonder Woman“ letztenSommererstmals eine Identifikationsfigur für Frauen im populärenSuperheldengenre bot, wirdauch „BlackPanther“ein wichtigerFilm fürdie Repräsentation vonAfroamerikanernim Blockbusterbusiness. Miteinem überwiegend schwarzenCast, einem schwarzenRegisseur undeinem vonKendrickLamar kredenzten Soundtrackgibt„BlackPanther“einer marginalisierten Minderheit einenPlatzin dermedialenKultur. Undall daspassiert, passenderweise,mittenimFebruar,der in Nordamerikaals BlackHistory Monthzelebriertwird. R: R. Coogler, D: Chadwick Boseman, MichaelB.Jordan, Lupita Nyong‘o, Forest Whitaker,AngelaBassett,Danai JekesaiGurira, DanielKaluuya coolibri verlost3Fanpakete aufcoolibri.de Fotos: Matt Kennedy..©Marvel Studios 2018 Foto: Film Frame © Marvel Studios 2018 Nur Gott kann mich richten | Start: 25.1. Foto: Matthias Bolliger / © 2017 Constantin Film Verleih GmbH Licht | Start: 1.2. Foto: Christian Schulz Schlechte Entscheidungen Nach einem verbaselten krummen Ding kreuzen sich die Wege der Verbrecherbrüder Ricky und Raffa und der Streifenpolizistin mit herzkrankem Kind und Geldsorgen Diana. „Nur Gott kann mich richten“ verfällt dabei immer wieder in einen Ton, der so plump und proletisch ist, wie der Deutschrap vom Soundtrack. Es wird viel gebrüllt, geballert, gekokst und über die Spitze getrieben, Gewalt wird zum einzigen Antriebsmittel, Geld zur heilenden Lösung. Und so werden der interessante Ansatz und die kompetenten Schauspielleistungen durch eine Ideologie in den Schatten gestellt, die einfach völlig daneben ist. Im Grunde trifft der Film so viele schlechte Entscheidungen, wie die Protagonisten, die er recht sorgsam aufbaut, aber für die er schlussendlich keinerlei Liebe übrig hat. R: Özgür Yildirim D: Moritz Bleibtreu, Birgit Minichmayr, Edin Hasanovic 34 Out of the Dark In „Licht“ bringt Regisseurin Barbara Albert die Lebensgeschichte der blinden Pianistin Maria Theresia Paradis inklusive barockem Prunk und Protz auf die Leinwand. Hinterm historischen Pomp steht aber ein beachtlicher Film, der nicht bloße Biografie, sondern auch Gesellschaftsbild und relevante Satire sein will. Dass die junge Musikerin im Hause des umstrittenen Arztes Franz Anton Mesmer wieder sehen lernt und dabei ihr Talent an den Tasten zu verlieren scheint, ist dabei nur Hintergrund für das Durchleuchten einer Welt der Borniertheit und Arroganz. Maria-Victoria Dragus spielt überzeugend die Verletzlichkeit und den Enthusiasmus eines strebsamen Mädchens auf der Suche nach Halt und Glück und einem Platz in einer Welt, deren Konventionen und Definitionen ihr fremd sind. R: Barbara Albert, D: Maria-Victoria Dragus, David Striesow coolibri verlost 3x2 Tickets auf coolibri.de

MUSIK Aber bitte mit Sahne Sie kommen aus Mecklenburg-Vorpommern und ihnen gelingt irgendwie alles. Denn Feine Sahne Fischfilet sind tolle Jungs, die vieles richtig machen. Und zudem mit viel Herz, Humor, Hansa-Rostock-Fantum und Hirn ausgestattet sind. Außerdem tragen sie einen angenehmen Polit-Touch mit sich herum – sie sind keine Oberlehrer die den erhobenen Zeigefinger am Kettcar-Gymnasium erlernt haben. Nein, hier wirkt alles bodenständig und intelligent. D O R T M U N D Im vergangenen Jahr nahm sich die Band eine lange Auszeit, wie Sänger Monchi berichtet: „Wir haben uns zurückgezogen und mit unseren Eltern einen eigenen Proberaum gebaut. So viel Zeit, wie für dieses Album haben wir noch nie gehabt und haben dann sehr lange an den Songs und an den Texten gearbeitet.“ Das Album nennt sich „Sturm & Dreck“ und es ist genau so rumpelig und dreckig, wie der ausgeschlagene Backenzahn, der auf dem Cover zu sehen ist. Produziert hat Tobias Kuhn, der auch schon für die Toten Hosen, Udo Lindenberg oder Sportfreunde Stiller gearbeitet hat. Den Vorpommern-Punks hat er für diese neue Platte einen sehr offenen und direkten Sound gezaubert, der schroff und gewollt ungerade klingt. „Tobias hat sehr schnell verstanden, was wir wollen und was uns wichtig ist. Dass es stürmisch und dreckig klingt – und nach vorne geht.“ Sicher hätten Feine Sahne mit großer Fancrew in der Hinterhand auch zu einem großen Majorlabel gehen und ein blitze-blank poliertes Skapunk-Album aufnehmen können – aber sie bleiben der sympathischen c o o l i b r i p r ä s e n t i e r t Indiefirma Audiolith treu und machen weiter Rumpelkammer-Punkrock mit Bläsersätzen. Das ist sehr erfreulich und auch sehr erfrischend, denn es unterstreicht die hemdsärmelige Haltung der Band. „Wenn ich irgendwie Zeit hab, gehe ich auch zu den Spielen von Hansa Rostock, das muss einfach sein“, sagt Monchi und beschreibt damit ganz gut sein unprätentiöses Selbstverständnis. Außerdem gehen die Bandmitglieder im Sommer gerne zum Baden an die Ostsee und treffen sich abends zum Grillen. „Aber wir brauchen auch mal eine Auszeit voneinander, gerade auf Tour hängen wir ja immer unglaublich lange intensiv zusammen herum.“ Auf ihrer letzten Tour hat Monchi im Dortmunder FZW live auf der Bühne erzählt, wie er sich nach einem Auswärtsspiel beim BVB daneben benommen hat und seine Eltern ihn dann bei der Polizei abholen mussten. Beim letzten Aufenthalt in Dortmund gaben sie an Weihnachten den Support bei den Toten Hosen in der Westfalenhalle und auf der Bühne mächtig Gas: „Wir sind mit Alben wie „Opel-Gang“ groß geworden und es ist extrem spannend für uns gewesen, mit den Toten Hosen zusammen aufzutreten. Sie sind wirklich sehr angenehme Typen. Wir sind sogar in Wien in der Stadthalle gewesen, das war ein unglaubliches Erlebnis.“ Hinter den Kulissen gab es aber ein kleines Drama, gibt der Frontmann augenzwinkernd zu verstehen: „Ich wollte Kuddel von den Hosen im Tischtennis abziehen, aber das habe ich leider nicht geschafft.“ So ist das: Pech im Spiel, Glück auf der Bühne. Denn da reißen sich die Fischfilets wirklich ein Bein aus und sorgen mit Mitgrölhymnen immer für anspruchsvolle Partystimmung. Peter Hesse Feine Sahne Fischfilet: 3.3., Phoenixhalle, Dortmund; 27./28.7. Juicy Beats, Westfalenpark, Dortmund, juicybeats.de Foto: BastianBochinski 35

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