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Februar 2018 - coolibri Düsseldorf und Wuppertal

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THEATER S C H A U S P I

THEATER S C H A U S P I E L H A U S Hans Petter Melø Dahl und Lieke Hoppe Das ewige Leben ist das Thema von David Bowies Musical „Lazarus“, das kurz vor seinem Tod am Broadway uraufgeführt wurde. In Düsseldorf ist nun die deutschsprachige Erstaufführung zu sehen – auf der Großen Bühne im Schauspielhaus, noch vor der offiziellen Wiedereröffnung. Foto: Thomas rabsch Scary Monsters „Look up here, I’m in heaven“ – im Nachhinein erscheinen Textpassagen des Songs „Lazarus“ von Bowies letztem Album wie auch das gleichnamige Musical als Vermächtnis des großen Künstlers. Doch als solches war „Lazarus“ nicht geplant, das an Walter Tevis‘ Roman „Der Mann, der vom Himmel fiel“ anknüpft. In dessen Verfilmung von Nicholas Roeg (1976) gab David Bowie in der Rolle des Thomas Jerome Newton sein Kinodebüt. Seitdem trieb ihn die Idee einer Fortsetzung als Musical um. Drei Jahrzehnte später sicherte er sich die Rechte für das Bühnenstück, das er gemeinsam mit dem irischen Dramatiker Enda Walsh verfasste. Im Dezember 2015 gelangte es in New York zur 44 Uraufführung und wurde später mit großem Erfolg in Bowies Geburtsstadt London gespielt. Unter der Regie von Matthias Hartmann zeigt das Schauspielhaus jetzt „Lazarus“ in deutscher Erstaufführung; Premiere ist am 3. Februar. Das Stück spinnt die Geschichte von Thomas Jerome Newton weiter. Als Außerirdischer war dieser auf der Erde gelandet, um Wasser für seinen Heimatplaneten zu suchen. Doch seine Rückkehr zu den Sternen scheiterte, er zerbrach an der Gier und Oberflächlichkeit der menschlichen Zivilisation und büßte seine übersinnlichen Fähigkeiten ein. Im Musical begegnet uns Newton (Hans Petter Melø Dahl) als gewöhnlicher Erdenbürger, den die Dämonen der Vergangenheit heimsuchen. Seine Unsterblichkeit quält ihn, er giert nach Erlösung und ertränkt seinen Schmerz in Gin. Diverse Figuren tauchen auf, darunter ein junges Mädchen, ähnlich verloren wie er, das ihm den Weg zur Befreiung ebnen könnte … „Lazarus“ ist eine fulminante, mystische Show, gespickt mit Bowie-Klassikern wie „The Man Who Sold the World“, „Absolute Beginners“, „Heroes“ oder „This Is Not America“. Eine besondere Produktion, für die das wegen Sanierungsarbeiten geschlossene Schauspielhaus ausnahmsweise geöffnet wird – Große Bühne frei für David Bowie! bk; Lazarus: 3., 16. + 17.2., Schauspielhaus Düsseldorf; dhaus.de

THEATER F F T J U T A D O R T M U N D Darsteller in „FLIRT“ Ohne Worte Regisseurin Wera Mahne hat für ihr Stück „FLIRT“ schon zum zweiten Mal hörende und taube Darsteller zusammengeführt. In der entstandenen Performance geht es ums Flirten– und um die Verschränkung von Lautund Gebärdensprache. Ist Körpersprache universal? Was sagen wir, wenn wir nichts sagen? „Die Idee war, ein Stück über nonverbale Kommunikation zu entwickeln“, erzählt Mahne, die 2016 mit dem Kinderjury-Preis beim Westwind-Festival ausgezeichnet wurde. „In den Proben zum Vorgängerstück ‚Wach?‘, in dem auch schon hörende und taube Menschen gemeinsam auf der Bühne standen, haben wir festgestellt, dass durch die besondere Konstellation in der Gruppe eine andere Art der Kommunikation begonnen hatte“, berichtet sie. Teilweise seien nur durch Blicke oder Bewegungen Absprachen getroffen worden. Durch ein Projekt in Portugal an einer Schule für gehörlose Kinder kam sie zum Thema Gebärdensprache: „Ziemlich schnell war für mich klar, dass mich dieses Thema interessiert, künstlerisch und politisch.“ Danach fing sie an, aktiv Kontakt zu Organisationen zu suchen und die Gebärdensprache zu lernen. In „FLIRT“ geht es um jenen kleinen Tanz umeinander, der so aufregend, so bittersüß sein kann. Gerade für junge Menschen, die zum ersten Mal Erfahrungen in diese Richtung sammeln. Durch eine Online-Recherche näherten sich Mahne und ihr Ensemble dem Thema an. Jeder, der auf die gemeinsam entwickelte Homepage ging, konnte Flirtgeschichten als Material beisteuern. Die Hoffnung, dass sich viele Teilnehmer über die Plattform finden würden, hat sich erfüllt: „Durch diese Offenheit finden Geschichten und Erfahrungen den Weg ins Theater, die sonst möglicherweise schwer ankommen würden“, so die Regisseurin. So kann das Ensemble über den Tellerrand gucken. Mahne: „Das ist essentiell für meine künstlerische Arbeitsweise.“ Auf der Bühne werden diese Geschichten von den jugendlichen Protagonisten in Laut- und Gebärdensprache erzählt. Durch das Übersetzen in beide Richtungen tauche man noch intensiver in die Marterie ein, erzählt die Regisseurin. Gestik und Mimik bekommen eine viel intensivere Bedeutung, „Zwischentöne“ werden hör- und sichtbar gemacht. Das Ziel der ambitionierten Theatermacherin? „Wenn taube und hörende Menschen gemeinsam in die Inszenierung gehen, in Austausch kommen und die unterschiedlichen Wahrnehmungsweisen als Gewinn betrachten. Das wäre wunderbar.“ toc; FLIRT: 22.+23.2. 19 Uhr, 26.2. 10 Uhr, FFT Juta, Düsseldorf; fft-duesseldorf.de Foto: Declan Hurley Abschiedsrolle: Hannes Brock als Prinz Sternschnuppe Mondsüchtig in Dortmund Frau Luna lädt zum Ball – Kometen eilen herbei und Planeten machen sich fein. Auch Pluto – aber der darf ja nicht mehr. Die Berliner Operette glitzert und funkelt sich durch den Premierenabend in Dortmund. Mittendrin drei Typen aus einem Berliner Hinterhof, die es mit ihrem Express- Ballon hinauf zum Erdtrabanten geschafft haben. Eigentlich, um ihrer Vermieterin, Frau Pusebach, zu entkommen, aber die hing leider am Seil hinten dran. Logisch ist das alles nicht – ist aber auch nicht Sinn der Sache. Fritz Steppke (Bonko Karadjov) will mit seinem Express-Ballon zum Mond. Da kommen Lämmermeier (Morgan Moody) und Pannecke (Marvin Zobel)lieber mit, bevor sie der Pusebach (Johanna Schoppa) in die Hände fallen. Was sie dort – nach einem Schwarz-Weiß-Video ihrer abenteuerlichen Fahrt – erwartet, ist allerdings nicht der schnöde Mann im Mond, sondern die glamouröse Frau Luna und ihr Gefolge. Und schon ist der Zuschauer mittendrin in einer wunderbaren Revue mit 20er-Jahre-Kostümen, versteckten Scherzen und viel, viel, viel Glitzer. Die Ausstattungsoperette „Frau Luna“ lebt zunächst vom Kontrast zwischen verrotztem Berliner Hinterhof und prunkvollem Mondpalast, sie lebt vom Witz und Charme, der sich aus diesem Zusammenspiel ergibt; sie lebt aber vor allem von den Musikstücken, allen voran „Das ist Emily Newton (Mitte) die Berliner Luft“. Die Dortmunder Fassung beinhaltet zusätzlich zu Paul Linckes Original (uraufgeführt 1899) noch die Stücke „Glühwürmchen“ aus Lysistrata, „bis morgen früh um fünfe“ aus der gleichnamigen Revue und „Es war einmal“ aus Im Reich der Indra. Letzteres ist Hannes Brocks letztes großes Solo. Auch die Sängerin Emily Newton verabschiedet sich bald aus Dortmund. Sie glänzt als Frau Luna, nicht nur in ihren Glitzerkostümen, sondern auch als Luftballettakrobatin. Ihr Einsatz und Erik Petersens (Regie) Mut, die Gute im Vertikaltuch hängend singen zu lassen, werden belohnt: Minutenlange Standing Ovations verabschieden die Darsteller nach rund drei Stunden von der Bühne. Irmine Estermann Frau Luna: 4., 9., 11. u. 24.2. Oper Dortmund 45 Foto [2]: Fotografie Bjoern Hickmann

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