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Februar 2018 - coolibri Düsseldorf und Wuppertal

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THEMA D Ü S S E L D O R

THEMA D Ü S S E L D O R F Echoblasen und Knisterplatten Düsseldorfer Perlen in Buchform Foto: Markus Luigs Ende des vergangenen Jahres besuchte Markus Luigs die coolibri-Redaktion. Im Gepäck hatte er einen Jutebeutel voller Bücher. Seine seit 2014 online erschienenen Momentaufnahmen „Düsseldorfer Perlen“ sind im Herbst 2017 in Buchform erschienen. Warum der Bildband auf keinen Fall allen gefallen kann und was gute Orte und Knisterplatten gemeinsam haben, erzählte der Künstler Nadine Beneke im Interview. 20 „Das ist so ein Vaterding“, sagt Markus Luigs. Als er ein Junge war, fotografierte sein Vater mit einer Zeiss Ikon Contarex. Er zeigte Urlaubsbilder bei Dia-Shows und löste bei Luigs ein „Aha-Erlebnis“ aus. Kameras und ihre Erzeugnisse verloren für ihn nie ihren Reiz. Außer, als er ein Praktikum bei einem Fotografen anfing. Da ging es darum, Whiskas-Dosen ins rechte Licht zu rücken. „Ein schlimmes Erlebnis“, sagt der 46- Jährige. Fotografieren ist für den Grafik-Designer kein Hexenwerk. „Ich stelle mich vor ein Haus, halte die Kamera gerade und drücke ab.“ Keine Inszenierung. Am liebsten auch: keine Menschen. „Technik, Licht – man sieht ja, ob das gut ist“, sagt er. Lediglich klein muss die Kamera sein. Im Moment fotografiert Luigs mit einer Fuji, davor war es eine Leica, „nächstes Jahr kann es wieder anders aussehen.“ Analog oder digital?– „Das interessiert mich nicht. Das Moment ist das Echte, das Original.“ Das Analoge, im Speziellen Platten, mag der 45-Jährige dennoch. Neulich noch hat er für seinen Sohn Märchenplatten auf dem Sperrmüll gefunden und mitgenommen. „Die Knisterplatte mögen die Leute, weil sie fehlerhaft ist“, sagt er. Und auch in seinem Buch zeichnet Luigs ein sachliches Bild von Düsseldorf, das mit Bling-Bling so gar nichts zu tun hat. Das ist nicht jedermanns Sache, glaubt er. Seinem Erfolg tut das keinen Abbruch: 1800 Exemplare des Perlen-Buchs hat der Fotograf dank Crowdfunding und eigenen Zuschüssen drucken lassen. „Bald sind alle weg“, so Luigs. Zeitlos wirken die Aufnahmen, umrahmt von Texten von Philipp Holstein, Alexandra Wehrmann, Sebastian Brück und Felix Thomas. „Düsseldorf ist keine Big City“, weiß der Fotograf. Immer die gleichen 40, 50 Leute träfe man in den immer gleichen „Echoblasen“, so der gebürtige Leichlinger: Elektro, Hip-Hop oder Singer-Songwriter beispielsweise. Überschneidungen gebe es nicht. „Ich kann auch nur das fotografieren, was ich mag“, sagt er. Hauschka gehört dazu. Und der Salon des Amateurs. Es grämt den Fotografen, wenn Kollegen sich mit lauten Fotogeräuschen vor allem selbst inszenieren. „Ich kann keine stillen Momente fotografieren mit einer lauten Kamera“, sagt er. Bloßstellen möchte Luigs niemanden. Dennoch geht er auch dahin, „wo’s wehtut.“ Stilistisch geprägt haben ihn frühe Gursky-Arbeiten und Becher- Werke genauso wie Stefan Schneider, „der nie mit seiner Kunst hausieren gegangen ist.“ Eine Flucht sei seine Fotografie immer. Raus aus langweiligen Gesprächen, raus aus unangenehmen Situationen. Daher auch der Antrieb, menschenleer zu fotografieren. Im Gegensatz zu seinem achtjährigen Sohn. Der traut sich, unbedarft auf andere zuzugehen und drückt inzwischen genauso gerne den Auslöser wie sein Vater und dessen Vater vor ihm. Die Bilder seien „erschreckend gut“, gibt Luigs zu Protokoll. Markus Luigs beim Duesseldorf Photo Weekend: 16.-18.2. Conzen am Carlsplatz, Düsseldorf; facebook.com/duesseldorfernotizen/; coolibri verlost 3 Pakete mit je einem Buch und einem Poster auf coolibri.de Markus Luigs Foto: Christof Wolff

SZENE M U S E U M K U N S T P A L A S T S O L I N G E N Daniela Georgieya aka Pony Inspiration imFoyer DieIdeehinterder Reihe„Palastrauschen“imKunstpalast istsosimpel wiegut:VierMal im Jahr öffnet abends das Foyerdes Museums. Eineigens kuratiertesProgramm verleitetdazu, die Nachtzum Tagzumachen. Im Februarzeigt die DüsseldorferKünstlerinDaniela Georgievaaka Pony ihrStück „I took aphoto of aswan“. „Die Performancebasiert aufKindheitserinnerungen“,erzähltDaniela Georgieva. Die38-Jährige kamvor 20 Jahrenalleine aus Bulgarien nach Deutschland. „Das ersteFoto, dasich je miteiner Kamera gemacht habe, entstand in einemPark in Wien.“ Darauf zu sehen–einSchwan.„AufdiesesFotowar undbin ichunheimlich stolz“.Schon während ihres Studiums an derKunstakademie in Düsseldorfbegann Georgieva, Musikzumachen undzuperformen.Das liegtihr im Blut:„Mein Opahat daserste Operetten-TheaterinBulgarien gegründet, mein Vaterhat gesungen,mütterlicherseitssindfastalleSchauspieler.“Das Interessefür dieBildendeKunst kamnachihrerAnkunft in Düsseldorfschnell: „Die Museen undKunsthallen, dieser Reichtum an Ästhetikund Kultur,der hatmichumgehauen.“ Seit ihren AnfängenimJahr 2000 arbeitetGeorgievaspartenübergreifend, Musikund Tanz sind in ihren Stücken präsent. „Indiesersehrpersönlichen Performanceist derBezug zwischen Tier,Mensch, Zeit undVergänglichkeit derAusgangspunkt“. Intensiv setzesie sich mitdem ihr gegebenenRaum auseinander.Einereduzierte Ästhetik, diedie teilweise kühle Atmosphäre desSteiner-Lenzlinger-Foyers im Museum am Ehrenhof sehr gut zu unterstreichenwisse.Dassdas Foyerdie in derReihe Palatrauschen auftretendenKünstlerinnen undKünstlerinspiriert, istgewollt. DieMacherder Reihe wollen helfen,Brücken zu schlagen zwischen Kunstund Performance. DermusikalischeTeppich für Georgievas Stückist gewebt aus synthetischenSounds, vielen elektronischen Elementen. „Der Körperund dasBühnenbildergänzensich–am Ende sollen Bilder entstehenwie Screenshots, dieman sofort im Kopf behält.“Als besonderes Bonbon für ihrPublikum hatGeorgievanocheinen Gast im Gepäck:Orson Hentschel,Musiker aus Düsseldorf. „Wir treten unabhängigvoneinander auf, sind jedoch künstlerisch undmusikalisch miteinanderverwandt“, erläutertsie.„Orsonmacht sehr eigene, irgendwieimKörperbleibende,elektronischeMusik. Reduziert, da wo ichein wenigverspielter bin. Das ergänzt sich gut.“ toc Palastrauschen #3:Daniela Georgieva&Orson Hentschel: „I took aphoto of aswan“ ,2.2., 19 Uhr, Museum Kunstpalast,Düsseldorf; smkp.de Foto: Daniela Georgieva Theater im Bosch-Triptychon „Garten der Lüste“ Opulente Bilderwelten Ein bisschen erinnern Hieronymus Boschs Werke an unheimliche Wimmelbilder. Fabelwesen tummeln sich genauso darin wie Menschen, die offensichtlich ihren Lastern frönen. Eine theatrale Annäherung ist am 25. Februar im Theater und Konzerthaus Solingen zu sehen. 2016 jährte sich der Todestag von Hieronymus Bosch zum 500. Mal. Die kopulierenden, zänkischen, aufmüpfigen Figuren in seinen Bildern haben dennoch nichts an Aktualität eingebüßt. Ob Alltagssituationen oder religiöse Themen: Vor Boschs Pinselstrich war nichts und niemand sicher. Grotesk-satirisch ließ er monströse Gestalten und überfüllte Szenarien erscheinen, die oftmals um die Themen Tod, Jüngstes Gericht, Himmel oder Hölle kreisten. Eines seiner bekanntesten Werke, der „Garten der Lüste“ zeigt beispielsweise ein unheilvolles Liebesfest. Der Sünde, dem Körperlichen und allem, was Bosch in seinen Bildern behandelte, widmet sich die niederländische Choreografin Nanine Linning mit dem Theater Heidelberg in „Hieronymus B.“. 2016 eröffnete sie mit dem Stück die Feierlichkeiten in der Geburtsstadt des Künstlers, `s-Hertogenbosch, anlässlich seines 500. Todesjahres. Dass ausgerechnet Linning ein Stück über den Maler kreierte, der Surrealisten und Freudianern gleichermaßen Stoff lieferte, ist kein Zufall. Instinkte, Begierden und Emotionen bildet sie auf der Bühne in Bosch-Manier schonungslos und in einer feinen Ästhetik ab. Theater und Tanz kombiniert sie mit Design, Video, Musik und Bildender Kunst. Mit großem Erfolg: 2006 erhielt sie für „Bacon“ den Golden Swan für die beste Tanzproduktion in den Niederlanden, der Fernsehsender NPS bezeichnete sie als „Diva des Tanzes“ und das Magazin Quote als „Business Babe des Jahres 2008“. Bekannt ist die Niederländerin vor allem für die Körperlichkeit ihrer Stücke. Und auch in Solingen lässt sie Teufel tanzen, Menschen aus Ohren kriechen und zeichnet, nach dem Vorbild Boschs, eine surreale, unheimliche und gleichzeitig faszinierende Welt voller Rätsel. Für das opulente Bühnenbild und die fantastischen Kostüme zeichnen Les Deux Garçons verantwortlich. Den eindrucksvollen Soundtrack liefert die Auftragskomposition Michiel Jansens. NaB Hieronymus B.: 25.2. 18 Uhr, Theater und Konzerthaus Solingen theater-solingen.de 21 Copyright Kalle Kuikkaniemi 2015

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