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Februar 2017 - coolibri Recklinghausen, Gelsenkirchen, Herne

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M U S I K V O N H I E R

M U S I K V O N H I E R „Das ist Popmusik“ Mit „Anarchie und Alltag“ erschien am 20. Januar der zweite Longplayer der Antilopen Gang auf dem Toten Hosen Label JKP. Auf Wunsch liegt der Platte das Bonus-Album „Atombombe auf Deutschland“ bei, auf dem die Crème de la Crème des deutschsprachigen Punkrocks Hits der Antilopen neu interpretiert. Mit dabei sind Campino und Bela B. Julian Janisch sprach mit der Hip-Hop-Crew über ihre Rolle als Grenzgänger zwischen Hip-Hop und Punk. Was hat sich auf dem neuen Album verändert? Danger Dan: Es ist unser persönlichstes Album. Panik Panzer: Wir haben einfach wieder alles nach Schema A gemacht, es ist dasselbe Album wie zuvor in Grün. Ansonsten durfte Roe Beardie mit seinen fettigen Gyros-Fingern noch tiefer in unserem Soundbrei wühlen, als bei „Aversion“ noch. Die Drums sind fetter, dafür ist Roman verrückt geworden und geht nicht mehr ans Telefon. Koljah: Roe Beardie ist ein forscher Hip-Hop-Mogul. Euch wird eine geistige Nähe zum Punk attestiert. Seht ihr euch persönlich mehr als Punk- oder als Hip-Hop-Band? Koljah: Na, wir sind halt eine Rap-Crew. Wir rappen auf Beats, klar ist das Hip-Hop. Das schließt ja nicht aus, dass wir mit Punk was anfangen können. Diese Schubladen werden aber immer egaler – im Prinzip reicht es, dass wir die Antilopen Gang sind. Wir sind unser eigenes Genre. Panik Panzer: Antilopen Gang macht Nu Crossover! Danger Dan: Wir sind für klassischen Punk oder Hip-Hop zu poppig. Ich würde sagen, das ist Popmusik. Welche Platten laufen bei euch im Tourbus? Panik Panzer: Wenn alle schlafen gegangen sind, lasse ich manchmal meine liebsten Beatles-Songs laufen, trinke Wein und schaue ganz gerührt aus dem Fenster. Ansonsten grölen alle bei Ton Steine Scherben mit. Koljah: Wir hören leider sehr selten Musik im Tourbus. Ich erinnere eine Situation, als ich mit unserem Lichtmann Mario nachts im Bus Playstation gespielt habe. Dazu haben wir alte M.O.R.-Songs gehört und Mario hat gekifft. Danger Dan wurde von dem Grasgeruch Antilopen Gang wach, sah uns Fifa spielen, hörte Savas oder Taktloss aus den Boxen dröhnen und war verstört, weil er dachte, er sei in einem Albtraum und noch 15 Jahre alt. Eure Wohnsitze liegen in Düsseldorf, Berlin und Köln. Wo seht ihr den Ursprung der Antilopen Gang? Wo trefft ihr euch? Danger Dan: Wir kennen uns aus dem Internet, wir machen Musik im Internet und verbreiten sie über das Internet. Die Antilopen Gang ist ein Internet-Phänomen. Koljah: Im Prinzip liegen die Ursprünge in zwei Städten: Zum einen in Aachen, wo Danger Dan und Panik Panzer herkommen und wo ich mit den beiden auch angefangen habe, Musik zu machen. Zum anderen in Düsseldorf, wo ich herkomme und wo auch NMZS, unsere vierte Antilope, herkam. Mit dem Signing beim Toten Hosen Label JKP und der Kollaboration mit Künstlern wie Campino und Bela B. sind für euch Kindheitsträume in Erfüllung gegangen. Was muss passieren, um das noch zu toppen? Koljah: Eigentlich können wir das nicht mehr toppen, das nächste Album kann unter diesen Voraussetzungen nur halbgar werden. Neue Ziele müssen her. Ich würde mir gerne unveröffentlichte Strophen von Eazy-E und 2Pac kaufen. Und ich hätte gerne einen Song mit Moses Pelham und Illmat!c. Aber ohne Panik Panzer und Danger Dan. Panik Panzer: Ich hätte gerne eine ordentliche Siebträgermaschine. Danger Dan: Ich würde schon länger gerne das Genre wechseln, mehr Theater machen oder Filme drehen, eine Talkshow könnte spannend sein. Sowas wie „Herzblatt“ fänd ich gut, also ein Konzept, das immer gleich ist und bei dem wir uns nicht ständig neue Sachen ausdenken müssen. Foto: Robert Eikelpoth Foto: Phyria Phyria „The Colors Among Us“ Die Alternative-Rock Gruppe Phyria vom Niederrhein meldet sich mit ihrem zweiten Album „The Color Among Us“ zurück und unterstreicht, dass sie mit den internationalen Kollegen ihres Genres durchaus mithalten kann. Vertrieben wird das Ganze über den Onlineshop der Band.KTF-Records - VÖ: 7.10.2016 Foto: Unique Records Ivory Clay – Doubt Lange hat die deutsche Indieszene einen Bogen um sozialpolitische Themen gemacht. Mit dem Debütalbum„Doubt“ der Düsseldorfer Ivory Clay ist Änderung in Sicht. Dank Streichquartett, Kirchenorgel oder Flügel ist ein spannendes und komplexes Werk entstanden Unique Records –VÖ: 17.02.2017 Foto: Phyria Joseph Boys – S-----E Die Düsseldorfer Artpunk Kapelle Joseph Boys zaubert mit S-----E garantiert Freunden der alten Punkrock Schule ein Grinsen ins Gesicht. Die Songs überzeugen mit einer geballten Ladung Fuck-Off Attitüde. Release: 4.2. Fortuna Eck Hoffeldstr. 93, Düsseldorf Foto: Phyria KUF Das Trio KUF aus Berlin und Düsseldorf brachte mit ihrem Release „Gold“ einen einzigartigen Sound mit. Alle Stimmelemente basieren auf selbst aufgenommenen Samples, die mit Funk, R&B und rauem Soul unterlegt werden. 15.2., FFT, Jahnstraße 3, Düsseldorf 36

A L B E N B I L D E R B U C H P H I L I P P P O I S E L B E L A B. Magic Life Die aus Österreich stammenden Bilderbuch haben einen siebten Sinn, der an das Verhalten von Pferden erinnert. Wie die hochgewachsenen Vierbeiner kann diese Band ihr instinktives Kommunikationsverhalten daran anpassen, ob ein Mensch etwas weiß oder nicht. Sie haben einen ausgeprägten Scharfsinn und ein Herz voll Empathie. Mit ihren Songs kreuzen Sie Pop und New Wave mit der glamourösen Dekadenz von Falco, sowie einem feinen Humorverständnis, das schon mal an Fraktus oder Deichkind erinnert. Jedoch nie platt, sondern immer ganz fein um die Ecke gedacht. Hier wird das Vollgaspedal für den schnellstmöglichen Galopp ganz durchgetreten. Maschin Records/Universal Mein Amerika Mit seinem schmachtenden Gefühlsschmelz füllt Philipp Poisel schon lange die großen Arenen unserer Republik. Er singt mal wie ein Engel, mal wie ein Nerd und mal wie der große Frauenversteher. Seine Geschichten schauen dem Alltagsgeschehen ganz tief in die Augen oder probieren zwischenmenschliche Beziehungsgeflechte mit chirurgischem Blick zu durchleuchten. Das Skelett der meisten Songs entstand im Land der begrenzten Unmöglichkeiten und der Aufnahmeort war das Blackbird Studio in Nashville. Der Sound und die Mission stimmt: Poisel hält sehr glaubwürdig die Balance zwischen Authentizität und Kunstsinn. Grönland/Rough Trade Bastard Er ist Rock’n’Roll-Übermensch, Vorzeige-Gentleman und Schlagzeuger der besten Band der Welt. Seit die Ärzte 2013 eine Bandpause eingelegt haben, fährt Farin wieder vermehrt in den Urlaub und Rod tourt mit Abwärts oder entwickelt Filmmusiken. Bela hat das Live-Hörspiel „Sartana – Noch warm und schon Sand drauf“ aus der Taufe gehoben und dieses Album ist der Soundtrack zu diesem Spaghetti-Western-Hörspiel. Mit Partnerin Peta Devlin, der Band Smokestack Lightnin’ und Synchronlegende Rainer Brandt erinnert die Western-Song-Revue an Countryklassiker der Sons of the Pioneers oder Marty Robbins. Stark! B-Sploitation/Rough Trade P I S S E D J E A N S T A L I S C O B R O I L E R S Why Love Now „The Bar Is Low“ krächzen diese Schnaps-Lustdrosseln und schnell wird klar: hier haben Gicht und Thrombose im Gefühlskanal die Herrschaft übernommen. Die Pissed Jeans fallen über den Punkrock her, wie ein aufgeklärter Staatsbürger, der den Bild-Zeitungsständer am liebsten jeden morgen umwerfen möchte. Ihr Songs sind so grobschlächtig komponiert, als würde das Instrumentarium aus Axt, Messer oder einem selbst gebasteltem Sprengsatz bestehen. Einen Anspruch auf Besonnenheit gibt es hier nicht, dieser kratzige Upfuck-Punkrock ist bitterböse Realitätsverneinung. Sup Pop/Cargo Capitol Vision Talisco gehört zu den Menschen, die stets in Bewegung sein müssen. „Man könnte sagen, dass ich ein Vagabund bin“, so bestimmt der französische Sänger sein Selbstverständnis. Mit bürgerlichem Namen heißt er Jérôme Amandi. Er wurde in Bordeaux geboren und begann schon im zarten Alter von elf Jahren Musik zu machen. Mit 20 siegte die Vernunft: Um Geld zu verdienen, nahm er einen Job im Bereich Marketing und Kommunikation an. Zehn Jahre lang ließ er die Musik links liegen und im Jahr 2014 erschien sein Debütalbum. Sein hymnischer Poprock hat viel Drive und er ist sehr talentiert schmissige Hymnen lockerleicht aus dem Ärmel zu schütteln. Virgin/Universal Sic! Seit dem Album „Santa Muerte“ (2011) haben sich die Broilers zu Kitschpolizisten mit unangenehmen Befindlichkeiten entwickelt. Ihre Songs tragen dick auf – doch Esprit, Pfiff und Leichtigkeit sind immer mehr von pathoslastigen Bauernweisheiten ersetzt worden. Das klingt schlimm. Mit mehr Hitpotenzial und lyrischem Drive könnten die Düsseldorfer in die 1. Liga des Rock hochrutschen. Aber sie haben leider nicht die schmissigen Stadion-Rock-Hymnen von den Toten Hosen drauf oder die feinsinnige Ironie von Die Ärzte. Die Broilers wirken wie die Klaus Lage-Version von Revolverheld: Sie bieten formativen Schnullirock ohne Ecken und Kanten. Sehr langweilig! Skull & Palms/Warner 37

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