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Februar 2016 - coolibri Düsseldorf /Wuppertal

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I N T E R V I E W

I N T E R V I E W coolibri präsentiert Ende 2015 erschien Sarah Kuttners drittes Buch, „180° Meer“. Darin beschreibt die Autorin, wie Protagonistin Jule mit ihrer Herkunft hadert und schließlich ausbricht. Im Interview mit Nadine Beneke verriet die Moderatorin, warum sie eher ernste Bücher schreibt und trotzdem fast nie Urlaub braucht. Und warum sie leidenschaftlich gerne backt. i „ Z n Nicht immer lustig: Sarah Kuttner Im Fernsehen erscheinst du oft fröhlich und quirlig. Deine Bücher sind zum Teil sehr ernst. Woran liegt das? Man muss ja eh davon ausgehen, dass ein Mensch mehr Seiten hat als die, die man im Fernsehen sieht. Wobei das vielen Leuten schwerfällt. Sie ziehen nicht in Erwägung, dass auch Leute wie ich mal traurig sind, weinen müssen, Liebeskummer haben oder unsicher sind. Das ist aber ganz natürlich. Das gilt auch für Dieter Bohlen. Vermutlich. Mir ist es wichtig, realistische Bücher zu schreiben. Über Sachen, die in einem ganz normalen Leben stattfinden können. Und da ist es ja nicht immer lustig. Ich mag auch keine leichten Liebesbücher schreiben, obwohl ich die manchmal gerne lese. Dazu ist es, glaube ich, ein bisschen zu dunkel in mir drin. Wobei meine Bücher auch ein bisschen lustig sind. Allerdings tatsächlich abnehmend lustig. Das dritte ist weniger lustig als das zweite, das zweite war weniger lustig als das erste. Das vierte wird vermutlich überhaupt nicht lustig. Apropos nicht lustig. Wie kamst du auf die Idee, in „180° Meer“ ein so schwieriges Verhältnis zwischen der Protagonistin Jule und ihren Eltern 6 „Wenn ich mir auf den Sack gehe, dann gehe ich mir auch in Thailand auf den Sack.“ zu skizzieren? Ich fand es interessant. Es hat ja eh kaum jemand ein perfektes, harmonisches Verhältnis zu seinen Eltern. Erziehung und die Gene führen aber dazu, dass wir sind, wer wir sind und können, was wir können. Insofern ist das schon ein wichtiges Kapitel im Leben: Kindheit, Erziehung und Eltern. Außerdem wollte ich einen Menschen porträtieren, der sich selber überhaupt nicht leiden kann. Wenn einer der engste Verbündete auf der Welt sein sollte, dann man selber. Es war interessant rauszufinden, was passiert, wenn dem nicht so ist. Die Hauptfigur Jule würde deshalb am liebsten einfach mal Urlaub von sich selber machen. In welchen Situationen hättest du gerne Urlaub von dir selber? Ich fahre tatsächlich fast nie in den Urlaub. Einfach weil mein Leben tendenziell so ist, dass ich eher wenig arbeite. Deshalb habe ich nie das Bedürfnis, die Seele baumeln zu lassen. Das mache ich eh mein ganzes Leben lang. Einen klassischen Urlaub von mir selber in Form einer Flucht brauche ich eigentlich nie. Ich bin ja eh immer dabei. Wenn ich mir unfass-

I N T E R V I E W u d u n k e l m i r d r i n “ Foto: Erik Weiss bar auf den Sack gehe, dann gehe ich mir auch an der Ostsee oder in Thailand auf den Sack. Deine Protagonistin ist eine Soul-Sängerin ohne Leidenschaft. Sie beschreibt sich selbst als „Prostituierte der menschlichen Emotionen“. Sind Menschen in der Unterhaltungsbranche aus deiner Sicht immer auch Prostituierte der Emotionen? Ich glaube, dass manche das sind. Aber auch ganz bewusst. Die liefern einfach ab, was das Publikum sich wünscht und erwartet. Wenn etwas traurig ist, betonen sie extra, dass es wahnsinnig traurig und berührend ist und verstärken den Wunsch des Publikums nach Emotionen besonders. Und dann gibt es Menschen, die sind ein bisschen authentischer. Die finde ich natürlich besser. Andererseits will ich die anderen gar nicht verurteilen. So funktioniert eben Fernsehen. Dass dir Leute sagen, wie du dich fühlen musst. Wenn du nicht schreibst oder im Fernsehen zu sehen bist, backst du gerne. Wie kam es dazu? Es fing damit an, dass ich irgendwo mal Zitronentarte gegessen habe und dachte: Zitronentarte ist so geil, leider kann das niemand selber backen, das können nur Konditoreien. Aber das stimmt natürlich nicht. Man kann fast alles selber machen auf der Welt. So kam mir die Idee, es zu versuchen, damit ich Kuchen nicht immer kaufen muss, sondern in rauen Mengen selber herstellen kann. Seit anderthalb Jahren versuche ich es mit allen möglichen Kuchen und habe angefangen, mir welche auszudenken und zu experimentieren. Weil ich gerne Kuchen esse. Das hat sich dann auch ein bisschen auf meinen Körper niedergeschlagen, weshalb ich jetzt weniger backe. Wenn ich backe, sind ja kaum Menschen da, dieden Kuchen essen. Und dann esse ich ihn alleine oder zu zweit. Und das einmal die Woche ist halt doch nicht geil, so ein ganzer Kuchen. 28.2. zakk, Düsseldorf; coolibri verlost drei Pakete mit je einem Buch und zwei Tickets auf coolibri.de 7

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