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Dezember 2018 - coolibri Düsseldorf, Wuppertal

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THEMA Letzte Ehre den

THEMA Letzte Ehre den Vergessenen Foto: Lars Schütt Immer öftersterben Menschen allein, ohnedass jemand Notiz vonihnen nimmt. Doch wieerweistman den Vergessenen die letzte Ehre? Antwort darauf geben Dichterineinem jüngst erschienenen Lyrikband. Undauch Pfarrer Lars Schütt hateinen Weggefunden. 18 Eintotes Flüchtlingskind, einsam undverlassen am Strand liegend.Ein alter, alleinstehenderMann,den dieNachbarnseitWochennicht mehr gesehenhaben undden dieMitarbeitereines Beerdigungsinstitutsnun aus der Wohnungineinem Sargabtransportieren. Es sind Bilder undGeschehnisse,die sich in unserGedächtnis einprägen. Werwarendiese Menschen? Und wo sind dieAngehörigen,die sich um eine würdevolleBestattung kümmern?Und wiegestaltet sich dasletzteGeleitfür dieeinsamVerstorbenen? Dieseund weitereFragenspukeneinem im Kopf herum, wenn manvon solchenToden aus denMedienerfährt.Dabei sind es nichtgerade wenige Menschen, dieeinsamensterben.AktuelleZahlen gibtesbislang dazu nicht. Dennochwerdenesgefühlt jährlich mehr.Vor allem in Großstädtenbleiben dieToten oftüberWochenunentdeckt. Auch immer mehr Begräbnisse verlaufenohnejeglicheNotiz vonden Verstorbenen. Obdachlose sind darunter,aberauch Junkies, Drogenkuriereund Selbstmörder, dieüberlängere Zeit niemandvermisst. AufgrunddieserbesorgniserregendenEntwicklung gibtesinden Niederlandenein literarisch-soziales Projektmit demTitel „Das einsameBegräbnis“. Verschiedene Dichterverfassen für vereinsamt Gestorbene auf Grundlageeiner Recherche einpersönlichesGedicht undverleseneswährend desBegräbnisses. Es istein letzterGrußanden Verstorbenen,eine letzte literarischeEhre. Obwohl es kein vergleichbares ProjektinDeutschland gibt,kommt dieGesellschaftanden Vergessenennicht vorbei.Auch Lars Schütt, evangelischerPfarreraus Düsseldorf, hatmit deneinsamVerstorbenenzutun.Zu denAufgaben desjungenGeistlichen gehörtdie Durchführung vonBeerdigungen. UndobwohlBegräbnisse einenTeilseinesJobsausmachen, gehörtdie notwendigeDistanz dazu.„Es kommt vorallem darauf an,nicht

THEMA wieein Sachbearbeiterrüberzukommen.Empathieund Mitgefühlsind ganz wichtig, ohne dass dieEmotionen überhand nehmen“, sagt Schütt. In denPriesterseminarenwerde nichtgelehrt,wie mansichauf einerBeerdigung korrekt verhält. „Hierkommt es mehr aufdie Gabe desPfarrers an,wie er mitder Situationund derTrauerder Hinterbliebenenumgeht“,so Schütt. Undobwohlerbereits vieleJahre ErfahrunginBezug aufBeerdigungenund Traueransprachenhat,bleibtvor jedemBegräbnis eine Grundanspannung. „Dieist auch gesund.Daneben kommt es auch aufdie Größe derTrauergemeinde an“,sagtSchütt. So istbei einerkleinen Gemeinde mehr Nähevorhanden als beieiner Größeren. „Die Nähe wirdauch im vorhergehendenTrauergesprächschon aufgebautund es fällt mir dann etwasleichter, dieTrauerfeier zu vollziehen“, so derPfarrer. Ganz anders dagegenist es,Beerdigungenvon Menschen ohne Angehörige durchzuführen. FürLars Schüttist es bisheute einkomisches Gefühl. „Ich finde es manchmal seltsam, dortals Einziger zu stehen“, sagt er.Und obwohl es makaberklingenmag,sofreut er sich auch einwenig über den Verstorbenen.„Ichdenke manchmal in solchenSituationen: ‚Erodersie hatesgeschafft,wennesein Lebennachdem Todgibt‘.“ Wenn derPfarrer Beerdigungen ohne Familienangehörige undohneFreunde oder Bekannte durchführt,wirdauch daseigeneLeben reflektiert. „In Gedanken stelle ich mir dieFrage,wie ichspätermeinLeben verbringen werde. Binich ganz allein oder binich in Gemeinschaft?“,soSchütt. DerPfarrerfindeteszum Teil absurd,dasserauf derBeerdigunganwesendist.ImLaufe derJahre haterjedocheinen Weggefunden, wieermit solchenSituationenumgeht. „Ich macheesoft so,dassich mich vorden Altarstelleund einGebet spreche. Doch wenn es Gott gebensollte, wirdder Verstorbeneseine Beziehung zu ihm schon geregelt haben“, sagt Schütt. DasRecht,erinnertzuwerden EineinschneidendesErlebnis fürihn war daseinsame Begräbnis einer 24-jährigenFrau, zu derenBeerdigungkeine Angehörigenerschienen. „Das istmir nahe gegangen.Einerseitswussteich nichts Näheres über die jungeFrau, andererseits habeich mich gefragt, warumder Todeinen solch jungen Menschenereilt.“Eskommt nichtvon Ungefähr,dassauch ein PfarrernichtsNäheres über denToten weiß,insofernkeine Hinterbliebenenvorhandensind. „Das Datenschutzgesetzwirkt bisüberden Todhinaus“, erläutert Schütt. Eine weitereSituationsei ihmwährend desStudiumspassiert, alserimPraktikum war. Auch hier war es ein„einsames Begräbnis“und derjunge Pfarrer im Taxi aufdem Wegzum Friedhof.Während derFahrtschaute derFahrerauf einenkleinen Monitor, aufdem die Beisetzungdes damaligenPapst Johannes Paul II.liveübertragenwurde. „Millionen Menschen warenauf demPetersplatzimVatikan versammelt. Milliardenhaben dieÜbertragungimFernsehen mitverfolgtund ichfahre zu einerBeerdigung, beider niemanddabei sein undfür diesichniemand aufder Welt interessierenwird“, erinnertsichSchütt. DerstarkeKontrast zurBeerdigungeines Menschen desöffentlichen Lebens undvon einer Person ohne nennenswerte Bedeutungbeschäftigtihn bisheute. Eine Beerdigungist undbleibteinehochemotionaleAngelegenheit. Genau dies wirdimBuch „Das EinsameBegräbnis“beschrieben.Aus denbislang mehr alsdreihundert solcherBegräbnisse in Amsterdamund Antwerpen stellt derBandeineAuswahl voninsgesamt 32 Gedichtenindeutscher Übersetzungzusammen.Reportagenund anrührendeGedichtezuvergessenen undverschwundenenLeben sind darunter.Die „Dichter vom Dienst“haben deneinsamenToten damitein großes Geschenk gemacht undihnen eine letzte Ehre erwiesen.Dennauch einsam Verstorbenehabenein Rechtdarauf, dass mansichansie erinnert. ChristophLedder Maarten Inghels/F. Starik: DasEinsameBegräbnis,Geschichten und Gedichte zu vergessenenLeben.Ausgewähltund übersetztvon Stefan Wieczorekund Carina Becker.KonnexEdition Korrespondenzen,224 S.,19€ ... für Theater, Kabarett, Lesung, Musik und andere Aufführungen. Die LARÉ Kulturförderung macht dieses Forum für die lokale Kulturszene im Herzen Wuppertals möglich. Mit anspruchsvoller Ausstattung, modernster Veranstaltungs- und Lichttechnik, hoher Flexibilität und Gestaltbarkeit bietet die „l‘aréna“ Eventlocation Boogie Woogie at its best – live in der l´aréna Eventlounge Ben Waters – 27.11.2018, 19 Uhr VVK 24€ / AK 28€ Axel Zwingenberger – 22.02.2019, 19 Uhr VVK 23 € / AK 25 € Karten unter: www.larena-wuppertal.de DasneueForum fürdie lokale Kulturszene den idealen Rahmen führ eine Vielzahl von Veranstaltungen. Möchten Sie gern eine Tagung, ein Seminar,eine Messeodereine Feier veranstalten? Nehmen Sie Kontakt zu uns auf. „l´aréna“Eventlocation Siegesstraße 110, 42287 Wuppertal Telefon: 0202/42 9783 -50/51/52 E-Mail: info@larena-wuppertal.de 19

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