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FACEBOOK-STUDIE Zu schön, um wahr zu sein Foto: vijay s on Unsplash 24

FACEBOOK-STUDIE Alle sind besser alsich –dieser Gedankekannsich Nutzern vonFacebook, Instagram undCoschnell aufdrängen. EinTeamder Psychologie der Ruhr-UniversitätBochum rund um Dr.Phillip Ozimekhat in drei Studien herausgefunden,dass das passive Nutzen vonSozialenMedien zu einem geringerem Selbstwertgefühl führenkannund darüberhinaussogar zu depressiven Symptomen. Irmine Estermannsprach mitPhillip Ozimek über denZusammenhang zwischenNutzung sozialerNetzwerke und depressiven Tendenzen. MachtFacebook depressiv? Wirwollenmit unsererStudie nichtsagen,dasssoziale Medien unmittelbardepressiv machen, sonderndassgewisse Bedingungendazuführen können.Esgibtzum ThemaFacebook-Depressionbereits vieleStudien, aber auch ebenso vielewenig fundierte Berichte. Momentan geht da alles durcheinander. Unsere Studie beschäftigtsichdamit, dass es darauf ankommt,wie manSocialMedia nutzt. Es geht vorallem um denpassiven Konsum,der gefährlich werden kann. Wasbedeutetpassiver Konsum? EinpassiverNutzerpostetnicht selbst,sondern gucktsichnur Beiträge andereran. Er scrolltzum Beispiel durch Fotosvon tollen Urlauben oder Partys,während er selbst in seinem tristenkleinen Bürositzt.Dakann schnellder Eindruck entstehen, dass es allen anderenbessergehtals ihmselbst. Warumpassiertdas? Menschen haben grundsätzlich das starkeBedürfnis, sich zu vergleichen.Inder Realitätist dasauch ok. Dort treffenwir zum Beispiel immer wieder aufdie gleichen Leute–wie Arbeitskollegen. Siehaben genauwie wir malguteund malschlechte Tage. Das können wir einordnen. Oder eine KassiererinimSupermarkt zum Beispiel trifft am Tagfünfschöneund wohlhabende Leute, aber auch mehrere,denen es offenbarschlechter geht als ihr.Das kann sieinein Verhältnis setzen.Bei Social-Media- „Menschen haben grundsätzlich dasstarke Bedürfnis,sich zu vergleichen. In der Realität ist dasauch ok.“ Plattformenhingegenvergleichen wir unserrealesSelbstmit demgeschöntenProfilanderer.Kaumeiner zeigtdortseine negativenSeiten. Es geht dabeiauch nichtumdie Betrachtungeines Bildes,sondern eher um dasScrollenund denGesamteindruck,den dashinterlässt.Das Selbstwertgefühlsinkt. Das istein unbewussterProzess,der zu depressiven Symptomen führenkann.Für gewisse Menschen kann diesepassive Nutzungzueinem Gesundheitsrisikowerden. dass LikesähnlicheGlücksgefühle auslösen wieDrogenkonsum. Deraktive Umgang mitden sozialen Medien kann alsozuhöherem Selbstwertgefühlführenund so eine Schutzfunktionhaben. WelchePlattformhaltenSie aktuell fürdie gefährlichste, wasdas angeht? Instagram. Dort hatman nurdie schönen Fotosmit wenigEinordnung. Bei Facebook kann manwenigstensnochetwas stalken.Man kann im Profil derPersonengucken,wie ihre Vita aussiehtund wassie sonstpostenund sich so einbesseres Gesamtbildverschaffen.Ich denke, fürunsichere Menschen istTwitter am besten geeignet. Das basiertauf Textnachrichten undesgehtumMeinungen.Während derMenschbei Fähigkeitenimmer zwischen besser undschlechtervergleicht, geht es beiMeinungen darum zuzustimmen oder zu widersprechen. Dasgreiftdas Selbstbewusstsein nichtsoan. Warumfällt es Menschen so schwer, zwischen Realität und Geschöntem in densozialenMedienzuunterscheiden? Seit den70er-Jahren gibtesden Forschungsbereich „Soziale Vergleiche“. Wo immer es eine sozialeSituation gibt, gibtessoziale Vergleiche.Wir vergleichenimmer unsere Fähigkeiten, um unserenStatus in derGemeinschaft festzustellen. Allerdings hatten wir noch niesoviele Informationen zum Abgleich wieheute im Dr.Phillip Ozimek Netz.Evolutionsgeschichtlich kann derMenschmit höchstens200 Menscheninteragieren, weil wirfrüher in Gemeinschaften dieser Größe unterwegs waren. AufFacebookstehenabermehrere Millionen Profileauf einmalzur Verfügung –und diezeigen sich zu demnur vonihrer besten Seite.Das überfordertunser Gehirnkognitiv. Es kann echtevon fiktivenInformationennicht mehr unterscheiden. Foto: Phillip Ozimek IstSocialMedia nurschlecht? Nein.Die Plattformen bergen Chancen undRisiken gleichermaßen.Vor allemfür Menschendie keine sozialen Kontaktehaben,weilsie sich vielleicht nichttrauenvor dieTür zu gehen. Menschenmit geringemSelbstwertgefühlhaben in densozialenMediendie Chancezumindest einloses Netzwerk zu knüpfen.Esgibtauch vieleOnlinetherapie-Angebotefür Sozialfobikerund Menschen mitDepressionen. Wennpassiver Konsum lautIhrer Studie gesundheitsgefährdendsein kann –kann mandann mitaktivem Konsum dagegensteuern? Im Grunde,ja. Es istzumindest eine Möglichkeit.Selbstposten, likes bekommen,das steigertdas Wohlbefinden. Studienhaben herausgefunden, ZurMethodik In einererstenStudie wurden75Probandenauf drei verschiedene Gruppenaufgeteilt. DieTeilnehmerder ersten Gruppe scrolltenfünfMinuten lang durch Facebook undschrieben Informationenzuden ersten fünfPersonenauf, diesie in ihremFeed sahen. DiezweiteGruppemachtedas gleichemit derMitarbeiter-Homepage der katholisch-theologischen Fakultät derRUB. DiedritteGruppeübersprangden Schritt. DieAuswertungzeigte,dassdas Selbstwertgefühlder Teilnehmer der beiden ersten Gruppendanachgesunken war. Zwei Fragebogenstudienmit 800Probandenbestätigtendas Ergebnis. Wintersemester2019/20 25

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