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August 2018 - coolibri Hamm, Unna, Hagen

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MUSIK VON H IER Im

MUSIK VON H IER Im Interview: Lennart Saathoff undJulianPrießen (1 &2v.l) Zukunftsmusik LennartSaathhoff und Julian Prießen sindBandkollegenund Labelbetreiber.Das neue Albumihrer Band Marton Harvesthaben siedeshalb direkt aufihrem neugegründeten LabelFuturegold Recordings veröffentlicht. Tossia Corman sprachmit ihnenüber dasMutigsein und dieromantische Vorstellungvom Label-Deal. Washat euchbewegt, in Zeiten,indenen dergrößte Teil desMusikkonsums online stattfindet, einLabel zu gründen? Wasuns wichtigwar,war einphysisches Produkt.Wir haben beideschon einfachsoMusik insInternetgesetzt.Und niedas Gefühlgehabt, dass diese Artder Veröffentlichungdie MengeanHingabe undArbeitwiderspiegelt, diewir in unsere Musik packen.Esmusswas zumAnfassengeben.Die Labelgründunghatte außerdem noch einenstarken Kollektivgedanken.Wir kennen so vieleLeute,die tolleMusik machen–dasLabel soll alsAnlaufstelle dienen undanderen Menschendiese Musiknäher bringen. InwieweitsindBandund Labelmiteinander verknüpft? Aktuell istesnatürlichnochsehrnah,wobei wir auch versuchen,die jeweiligenAnliegenzutrennen.Grundsätzlich wollen wirdas Labelmöglichst professionell führenund dafür isteineklare Trennung derAngelegenheiten vonuns als Künstlern unduns als Labelauch notwendig. Denkt ihr, dass es heutewichtig ist, beieinem Labelzuerscheinen? Oder geht es auch einwenig um Nostalgie? Um seineMusik insInternetzustellen oder auch physisch zu veröffentlichen,braucht mankeinLabel.Ein Labelist vorallem super, um verschiedene Künstlerzukuratieren. Also im eigentlichen Sinnedes Wortes –ein Stempelsozusagen.Davon kann manals Künstlerprofitieren undeshilft demPublikum,den Acteinzuordnen.Diese romantischeVorstellung von derBand, diegesignedwird, einenriesigenVorschuss undMonateimStudioauf Labelkostenbekommt,gibtessowieso nurnochsehrselten. Das Nostalgische an unsererIdee vomLabel istvielleichteher, dass wirversuchen,uns einbisschenfreivon diesem wirtschaftlichen Duktus zu machen. Istdas mutig? Mutigist es sicherlich nicht, es istvor allem Arbeit undnicht gerade günstig. Wirbetreiben dasjanun noch aufeinem sehr niedrigenLevel undwollenuns langsamhocharbeiten. Dasheißt,unser Risiko hält sich definitivin Grenzen–aber es isteinekonsequenteFormvon Commitment, vondem auch dieMusik profitiert. martonharvest.com 50 Foto: Frederike Wetzels Salomea„Salomea“ Manche Dinge sind zu schön,umsie in Wortezufassen. Zu groß,zuberührend,zu –selbstdafür fehlenmanchmal dieVokabeln.Das Debütalbum derKölner Band Salomea istsoein Ding. Dassdie Musikexzellent komponiert ist, alleBandmitgliederihr Instrument fast biszur Perfektion beherrschenund diePlatteschon deswegeninjedeguteSammlunggehört, versteht sich fast vonselbst. Unddaist da dieses Andere,Unbeschreibliche: Mystisch,zauberhaft, poetisch undmächtig ziehen dieelf Stücke denHörerinden Bann.Und beiallem Respektfür diedreiHerrender Formation(undGast-SolistNiels KleinamSaxofon): Rebekka Ziegleralias Salomea istdas vielleicht Beste, wasdem deutschenJazz in denletzten Jahren passiert ist. Punkt. VÖ:22.6. KLAENG Foto: Karl F.Degenhardrt /Pia Held Hoffmeisterschuller„NoiseGarden“ Duos sind dievielleichtintimsteBandbesetzung:Man istnicht alleine, unabhängigund aufsichselbergestellt, aber mankann sich auch hinterniemandem verstecken –eine Kunstfür sich.Umsoschöner,wennesfunktioniert.Wie in diesem Fall: Posauneund Klavier,sechzig MinutenMusik.Meditativ,die Stücke fast ineninanderüberfließend. Zwei gleichberechtigteKünstler, ein großer Dialog.„NoiseGarden“ heißtdas gute Stück–undsoklingtes: wie einSpaziergang durch einenwildenGarten, hinter jederEckeversteckt sich etwasNeues. Waseinen erwartet, weiß mannie so genau. Besonders „Metromorphose“, fast 14 Minutenlang, hälteinen diekomplette Zeit im Bann.WärmsteEmpfehlung! VÖ:31.3. Label 11 Foto: Lukas Diller DE-TEST „on...off“ Wenn es um elektronischeMusik in Zusammenhangmit Deutschlandgeht, haben alle immer dieseeineBandimKopf, derenName sich auf„Taftzwerg“reimt...Dabei gibt es doch noch so vieleandere, diesichauf diesem Feld bewegen. Unddas sogarziemlichtrittfest.Selbst, wenn sieaus HalternamSee komen, dieser ja doch etwasunbeleuchteteren StadtamRande desRuhrgebiets. Ihr mittlerweile drittesAlbum haben DE-TESTgeradeveröffentlicht. Undesklingt,wie manessichvorstellt: AlsobDepeche Mode mitden Pet Shop Boys im Münsterland Urlaub gemachthätten. Undvor lauter Freizeit an diesemFleckchenErdeein Album aufgenommenhaben.Ein gelungenes, ohne Frage. FürdurchfeierteNächte. BeiRecklinghausen. VÖ:20.5. Foto: DE-Test Unplaces„Changes“ Wave-Rockklingt, zumindest in denOhren derAutorin,immer etwasnacheinem osteuropäischen BeitragbeimESC.Das istauch beidieserPlatte nichtzuändern,allerdings istdas überhauptnicht schlimm ¨–gerade in (Jahres-)Zeitenvon plötzlich hereinbrechendenSommergewittern.Vorzugsweise wenn manauf demFahrrad oder zu FußohneSchirm unterwegsist, schreitalles nach einemsemi-dramatischen Soundtrack aufden Ohren. Und hier kommtdas Trio aus Bochum /Hannover insSpiel.Synthesizer, Elektro-Drums, diekraftvolleStimmevon Leadsängerin Dorette:Das Albumbietet14Auswahlmöglichkeiten, um sich im Schnitt vier Minuten lang so richtigselbstzubemitleiden. toc; VÖ: 1.6. Tangrami Records Foto: Astrid Busch

ALBEN DAVID E UGENE EDWARDS+ A L E X A N D E R H A C K E H O D J A S A M U E L H O P E Risha Eininneres Bedürfnis, Kunstzuerschaffenund sich damitauf dieLichtungzustellen,umdas neuerlegte Geweih derWeltzuzeigen –das ist dieehrenwerteAufgabe vonMusikern. Hacke undEdwardsspielen sonstbei denEinstürzenden Neubauten und Wovenhand. Siehaben die Anarchie noch nichtabgehängt undprobieren ihre inneren Stimmen ansTageslichtzuzerren. Hier rolltalles,das Blut pochtund dieeinzelnen Stücke werden in dick geschnittenen Scheiben vorgestellt. Zwischen Blues,Avantgarde, Folk undreichlich Experimentierfreude istsoeines derwichtigsten Alben desJahres2018entstanden. Glitterhouse/Indigo The Flood Es rumpeltund stochert,esklimpertund alles isthierimmer denberühmten Takt daneben. Mit LedZeppelin, JohnLee Hooker undThe Black Keys als musikalische Gottväter in derHinterhand,speisen Hodjaihr neuesAlbum mitganz viel Gefühl. SielassensichZeitfür Spielereien undaddierenaus Garage-Rock, Blues, Soul und Hardrock einenganzeigenartigenKlimbim- Rock.Diese Songswirken wievergilbte Bilder ausalten Fotoalben,als dieWeltnochkeine Farbenkannte.Jedes istvon gezinktenRändern umrandetund dieseeinzelnen Kleinode werden immer lebendiger,jeöfter dieseaus denBoxen entfliehen. Noisolution/Soulfood Other Man Dieser Mann istder Erfüllungsgehilfevon Erwartungen.Das ganzeAlbum funktioniertwie einGefühlsautomat:EslieferteigeneSätze und noch nichtangelernteGedanken –und schüttelt dieselockerleichtaus demÄrmel.Mit seinen Songsfängt dieser Sängerdie Gedanken für die Menschen ein, diezweiHäuserweiterleben.Samuel Hope kann Unzufriedenheitendefinieren, obwohl doch allesgut ist. Zu seinem kopfstimmigenSoulgesangwirdeineSoundtapete addiert, diewie großeund weiche Wolken über die Electrosoul-Akkorde wandern.Hierschwebt allesbeeindruckendleichtund eröffnet neue Horizonte. FilterMusic/Sony A S T R O S O N I Q F A T H E R J O H N M I S T Y G E T W E L L S O O N Big Ideas Dare Imagination Zwischen denThemenfeldernAngst,Schwermut undkaltemSchweiß aufder Stirnpasst hier immernochein Satz kraftvolle Psychedelic. Und dasRequiemartigekommt beiAstrosoniqnicht vonungefähr, denn ihrKeyboarderBidivan Drongelenverstarbvor einemJahr. DieseHolländersindBrückenbauer. In zwei Schritten schaffen siees, vonPink FloydzuEntombedzu kommen.AmSchluss blästGast-Saxophonist Otto Kokkesotiefe Akkordfolgen insInstrument,die unweigerlich an dasFunhouse-Album vonThe Stoogeserinnern. Eine wilde Soundreise mitdurchdrehendemKompass –und ganz viel Freakness. Ván Records/Soulfood God’s Favorite Customer Dieser Mann spielte malbei denFleet Foxesund istnun seit sechs Jahren solo unterwegs. Zwischenaltmodischen NeilYoung-Welten undModern Folk haterseinGlückgefunden. Inzwischenist er damitein halber Popstargeworden, schreibt Songsfür Beyoncé undLadyGaga. DieserLiedermacherhat dieperfekte BalancezwischenTodesernstund dereigenen Lächerlichkeit gefunden. Keinerätzt gerade so wundervoll über dasgottloseLeben aufdem Terrorplaneten Erde.FatherJohnMisty rechnetinseinenTextenmit dem2.0-Leben ab –und JanBöhmermann isteiner seiner größtenFans. PIAS/Rough Trade The Horror Mit36steht derMultiinstrumentalistKonstantinGropper in derMitte seines Lebens.Essollte ihm gut gehen, doch er wälzt lieber dieDostojewski-Themen vonSchuldbis Sühne–undverpacktseine Visionen in schweres Liedgut.Orchestral arrangiertsinddiese zwölf neuenStücke–undmanchmalfühlensichdiese vielschichtigenKompositionen wiemelodramatische Pop-Versionenvon Theatermusik an.Anhand symphonisch-opulenter Klangbildergelingt so eine Reiseindie Zwischenweltvon Indierockund RichardWagner. GroßeGefühlsweltenfür dasKopfkinoinklusive. Caroline/Universal 51

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