VONALTEM HOLZ UND NEUEN IDEEN Mitten in Bochums freigeistigem Künstlerviertel an der Rottstraße hämmert, schleift und kreiert der selbstständige Künstler und TischlerKai vanNuffel einzigartigeMöbel. Seine Materialienfindet er aufdem Schrottplatz,auf Baustellenoderzwischenaussortiertem Brennholz. LukasVering hatden UpcyclerinseinerWerkstatt besucht. Obwohl am Tagdes Werkstattbesuches der Himmel grau ist und kalter Nieselregen fällt, wirkt der Außenbereich von Kai van Nuffels Werkstatt, die er Wood eNuff getauft hat, einladend. Vor der Eingangstür stehen Bänke aus Holz, dessen Oberfläche roh und die Formen naturbelassen und genau deswegen so anziehend naturverbunden wirken. Den glatten Schliff der Industrie kann man hier lange suchen. Auch im Eingangsbereich, den der junge Selbermacher als kleine Ausstellungsfläche nutzt, warten Möbel mit grobem Charme. Etwa eine Garderobe aus altem Holz, in der eine schwere Kette aus massivem Eisen hängt, die zwei dicke Pflöcke verbindet, die einst ein einziger Balken waren. Jetzt erinnern die zersplitterten Bruchkanten andie Kräfte, die einst auf dieses Material gewirkt haben und als Betrachter kommt man nicht umher, sich zu fragen, was diesen dicken Balken zerbrochen hat, welcher Gewaltakt das massive Holz in Zwei gerissen hat. Es wirkt brachial, doch wenn Kai van Nuffel mit begeistertem Blick vondiesemStück erzählt, erkennt man plötzlich die Verletzlichkeit, die filigranen Linien und die beeindruckende Geschichte, die in diesem Möbelstück steckt. „Ich bin fasziniert von diesen alten Sachen, die schon eine Geschichte und eine Patina haben, die einfach schon gelebt haben“, erklärt Kai van Nuffel, der sich auch Nuff nennen lässt. „Deshalb liegt mein Schwerpunkt darauf, alte Sachen umzubauen und gebrauchte Materialien neu zu verwenden.“ Auf dem Holz, dass der gelernte Tischler in seiner Werkstatt inStapeln, auf Regalen und in allen freien Ecken versammelt hat, sieht man Macken und Kleberreste, die Oberfläche bearbeitet er mit Stahlbürsten oder Feuer. Man sieht charaktervolle Maserungen und stehengelassene Astansätze. Die Rohstoffe für seine Arbeiten, die neben selbstentworfenen Garderoben und Bänken auch Messestände, Barhocker oder restaurierte und aufgemöbelte Apothekerschränke beinhalten, findet erdurch ständige Suche im Internet, auf Deponien oder durch befreundete Schreinereien, die ihm etwa Bodenbretter oder alte Türen anbieten, die sie aus Fachwerkhäusern gerissen haben. „Zu meinen interessantesten Materialfunden gehört zum Beispiel eine Holzscheibe,inderen Maserung maneinen Pilzbefall erkennen kann. Das ist nach Austrocknung und Lackierung nicht gesundheitsschädlich und ergibt einfach ein unheimlich tolles Bild in der Baumscheibe. Füreinen Kerzenständer habe ich Holz voneinem Baum verwendet, der voneinem Blitzgetroffenwurde, dann auf einen Felsen stürzte und dabei inder Mitte gebrochen wurde. So eine Struktur findet man kein zweites Mal!“ Seine Ästhetik verordnet Nuff im Bereich des Industrialdesigns. Er spielt mit Stil- und Materialmix, setzt etwa auf einen altehrwürdigen, verzwirbelten Geländerstab einen Scheinwerfer aus undekoriertem Metall und lässt das di- 4
VOLL VERMÖBELT cke Kabel absichtlich frei hängen –esgehört halt zum Look dazu. Das Trendthema „Upcycling“ füllt der Wahlbochumer so mit Leben. „Sicherlich ist Upcycling im Moment ein Schlagwort, das oft verwendet wird, ich glaube aber daran, dass esTeil einer größeren Entwicklung ist, die sich in einem immer ökologischer werdenden Bewusstsein der Menschen zeigt. Auch was Ernährung oder Kleidung angeht ändern sich da momentan überall die Ansichten – das schlägt sich auch bei Möbeln nieder.“ Den Begriff Upcycling definiert Kai van Nuffel mit einem einfachen Beispiel. Er präsentiert ein Stück Holz, dessen Oberfläche grau, schmutzig und verschrammt wirkt. Im Querschnitt offenbart sich, dass sich im Inneren ein gesundes Holz mit frischer Farbe und gesunder Maserung findet. „Die meisten Leute würden diesesStück Holz einfach wegschmeißen, das ist inunserer WegwerfgesellschaftjaTagesordnung. Aber die sehen gar nicht, was der Kern noch alles hergibt.“ Inspirieren lässt der Möbelbauer sich nicht nur von den Materialien. Denn oft genug findet erein altes Objekt und karrt esindie Werkstatt, ohne wirklich zu wissen, was daraus mal werden soll. So etwa ein Stück eines Ochsenkarrens, das von der Decke baumelt. „Manchmal stehen Sachen hier über Monate und werden zu nix. Aber irgendwann wird der richtige Auftrag kommen oder ein weiteres Teil kommt dazu und dann macht es einfach ‚Klick‘ und ich weiß, was zu tun ist.“ Ideen kommen also immer auch im Austausch mit den Kunden. In Gesprächen entwickelt er aus den Vorstellungen der Interessenten, seinen eigenen Ideen und den vorhandenen Materialien die Konzepte für neue Möbelstücke. „Manchmal dauert esaber auch anderthalb Monate, bis ich überhaupt miteiner Auftragsarbeit anfangen kann, weil die Idee einfach nicht zündet. Das kommuniziere ich dann aber einfach – meine Kunden wissen eigentlich, dass ich kein Schreiner bin, der alles durchplant und abackert, sondern bei dem sich die Dinge organisch entwickeln sollen.“ Wer warten kann, wird dafür mit einzigartigen Möbelstücken belohnt. Diemüssenübrigensnichtimmer sündhaft teuer sein. „Meine Preise orientieren sich immer auch am Kunden. Ich kann sehr zeitaufwendig und komplex arbeiten, für den Studentengeldbeutelaber auch kosteneffiziente Lösungen finden.“ Für Kais Möbel begeistert sich nicht nur die junge Generation, die im rohen Naturlook ihren Zeitgeist wiedergespiegelt sieht, sondern Menschen von Jung bis Alt, vom Bänker bis zum Studenten. „Letztens hatte ich ein 70jähriges Ehepaar in der Werkstatt stehen, die von allem total begeistert waren“, freut sich der Tischler. Ausgestattet hat er schon das Bühnenbild des Bochumer DJ-Kollektivs Spontan Bochum, aber auch die Chieese Bio-Käsetheke im Bochumer Biokauf. Eine seiner aufwendigsten Arbeiten war eine komplette Küche im Industrial-Lookmit Steampunk-Einflüssen. „Dafür habe ich viel Altholz, Eisen, Kupfer und ausgemusterte Militärkisten verwendet und Industrierohre zueiner Lampe umgearbeitet, inder sogar eine Nebelmaschine integriert ist.“ Grenzen für die Fantasie setzt Nuff also keine –wenn die Idee da ist, kann sie auch Wirklichkeit werden. Und dann aktiv Wirklichkeit verändern: „Wenn man ein Kochmuffel ist, aber eine geile Küche hat, dann arbeitet man auch viel lieber darin. Das geht mir zum Beispiel bei meinem Schreibtisch so, der besteht auseiner zwölfZentimeterdicken Baumscheibemit Waldkante,also mit der natürlichen Form, wie der Baum gewachsen ist. Wenn man sich mit so einem Möbelstück wohl fühlt, was jairgendwo auch ein Werkzeug ist, dann ist die Arbeit damit viel positiver.“ Wood eNuff:Rottstr.19, 44793Bochum Tel. 015732441316, www.woodenuff.de facebook:WOODeNUFF, instagram:wood_enuff ÖFFNUNGSZEITEN Mo –Donach Terminabsprache, Fr 10 –20h,Sa10–18h Werner Zenz | Fischelner Straße 1 | 47877 Willich FON 02154-60 55 27 WEB www.einrichtungshaus-xxs.de Jedes Produkt erzählt eine Geschichte! www.raeder.de 5
Laden...
Laden...
Laden...
April 2017 - coolibri Recklinghausen, Gelsenkirchen, Herne
Carolin Kebekus über lustige Frauen, Rita McBride über Kunst zum Anfassen, der Record Store Day im Überblick
Die Entdeckung der Einfachheit: Mit der achten Ausgabe von RUHRGEBEEF zeigen wir, wie’s mühelos lecker wird! Mit dem Dortmunder Starkoch Phillip Schneider haben wir ein ungewöhnliches und günstiges Produkt gegrillt. Das Herz: einfach in der Zubereitung und eines der besten Steaks am Rind! Wir beantworten die Frage „Rib Eye oder Filet“ ganz simpel mit „Petite oder Hanging Tender“. Und selbst bei der vermeintlich profanen Bratwurst kann das Ergebnis ganz leicht noch viel besser werden. Wir verraten wie! Daneben gibt’s Hirschschnitzel auf Japanisch, Obstbrände aus dem eigenen Garten und Kräuter von den Auen und Wäldern des Ruhrgebiets. Und im Rezeptteil lassen sich Weltmeister und Outdoor-Experten erneut über die Schulter gucken. RUHRGEBEEF No. 8 – leichter kann man es sich nicht machen!
Wer jagt gewinnt: Ganz besonders bei uns im Ruhrgebiet! Wie ein 300 Pfund schwerer Hirsch in feinste US-Cuts vom Ribeye bis zum Tri-Tip zerlegt wird, zeigte uns eine Fleischerei in Essen. Bestes Brot aus Bochum haben wir ebenso ins Visier genommen und ein Dortmunder Star-Koch landet etliche Treffer mit seinen tollen Tomaten-Menüs. Mit der Bruderschaft des guten Geschmacks pirschten wir in Castrop-Rauxel durch die Küche und haben natürlich auch schon die neue Steak-Manufaktur in Gelsenkirchen gesichtet. Nachgeladen wird mit zahlreichen Rezepten zum Nachgrillen und –kochen: von den Spare Ribs über den Rehrücken bis zur waschechten Pott-Roulade. RUHRGEBEEF gibt es in unserem Online-Shop (www.shop.ueberblick.de) und im Buchhandel.
Das neue RUHRGEBEEF Sommer im Revier – Grillgut auf dem Rost. Klar, sind wir wieder losgezogen. Haben mit Tom Heinzle einen der besten und berühmtesten Griller der deutschsprachigen Szene getroffen. Beim Zehn-Gänge-Menü konnten wir viel lernen und wollen das unseren Lesern nicht vorenthalten. Und es geht sogar noch edler. Von Heiko Antoniewicz ließen wir uns erklären, wie man Fleisch und Fisch bestens veredeln kann. Ganz nach dem Motto der sechsten Ausgabe: „Dry it Yourself“. RUHRGEBEEF gibt es in unserem Online-Shop (www.shop.ueberblick.de) und im Buchhandel.
Ommas Lieblingsapfelkuchen, klassische Schwarzwälderkirsch oder vegane Cupcakes? Wir von coolibri wollten wissen, was der Pott backt. Deshalb begaben wir uns auf die Suche nach Back-Rezepten aus den kreativsten Küchen des Ruhrgebiets und haben unsere Leser nach ihren Lieblingsbackwerken gefragt. Aus all den Einsendungen haben wir die 18 besten Rezepte in unserem ersten „Lust auf Backen“-Magazin versammelt.
In unserem Special zur Landtagswahl 2017 in NRW stellen sich Mitglieder der stärksten Parteien aus den größten Städten zwischen Düsseldorf und Hamm vor.
Das Wintersemester 2015/2016 hat gerade begonnen, da wird die Welt, wie wir sie kennen, in ihren Grundfesten erschüttert. Denn am 21. Oktober landet im amerikanischen Hill Valley Marty Mc Fly, der vor exakt 30 Jahren „Zurück in die Zukunft“ gereist ist. Gleichzeitig erlebt ihr Studis gerade eure ganz eigene Reise durch die universitäre Gegenwart. Für euch haben wir das neue Campus-Magazin entwickelt. Als Ratgeber, Handbuch für abendliche Zerstreuung oder als Pausenfüller zwischen den Seminaren.