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April 2017 - coolibri Dortmund

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I NTERVIEW Der Wiener

I NTERVIEW Der Wiener Wuppertaler Harald Krassnitzerist das Gesichtdes Wiener Tatorts. Alscharmant–grantiger MoritzEisner gehterbei seinen Ermittlungen gerne unkonventionelle Wege.Privatist der Schauspieler in WuppertalzuHause. Im Gespräch mit Dominique Schroller erläutert er, warum er im Bergischen heimisch ist. Wo fühlen Siesichwohler: Im Wiener Kaffeehaus oder in einer bergischen Kneipe? Da diebergischen Kneipenmit Bier undCurrywurst immer wenigerwerden, doch eher in einemKaffeehaus.Esist einwunderschönes Ritual Sonntags morgens, so gegen9Uhr,bei einerButtersemmelund einerMelange dort zu sitzen undzweibis drei Zeitungenzulesen. Als Tatort-Kommissarermitteln SieinWien. Wo würdenSie in Wuppertal denTäternauf die Spur kommen? Wuppertal istfür solche Ermittlungengar nichtgeeignet. DerSkulpturenpark wäre eininteressantesMotiv,abereinezerstückelte Leiche möchte ichihm nichtantun. In derSchwebebahn wäre es schwierig undinder Wupperzuschade. Denn dieist so sauber,dasssogar dieLachsezurückkommen. „Der Skulpturenparkwäreein interessantes Motiv, aber eine zerstückelte Leiche möchteich ihmnicht antun.“ dasgefälltmir. WievielAlltaggönnenSie sich,wennSie zu Hause sind? Alltaghalte ichfür lebensnotwenigund dieStadt erlaubtmir,michdortfreizubewegen. WiebeimEinkaufen, wo ichGeschäftehabe, wo ichimmer wieder besonders gern hingehe.Die Leute kennenmich, machenaberkeingroßesBrimborium unddiese bodenständige Normalität istsehrangenehm. Wasmacht das BergischeLandfür Siezum Rückzugsort? Neben dernettenNachbarschaftund derattraktiven Landschaft, auch dastolle Umfeld. DiedirekteAnbindung an dasRuhrgebietbieteteineunglaubliche kulturelleVielfalt. Das istsehrbelebendund zeigt, dass wirauf einemsehrspannendenPlanetenleben. WiesindSie in Wuppertalheimisch geworden? Sehr gut.Inzwischen lebe ich17Jahre hier undich magdie Stadt. Siehat nichts Lautes,sie istüberschaubar undesgibt immerwiederverborgene Rohdiamanten,die manallerdingserstentdecken muss. Welche? Das möchteich lieber nichtverraten, sonstsind sienicht mehr im Verborgenen. Doch es gibteine Reihewirklich schöner Ecken,woman nette Leutetrifft.Das holteinen zurück in dieRealität. Es gibtkeinengroßenroten Teppich,sondern ich begegne dortganznormalenMenschen und empfinde dasals sehr wohltuend. WasschätzenSie an denMenschen im Bergischen? Vorallem ihre Direktheit undihrenHumor.Es gibtkeine vordergründige Freundlichkeit. Siehabenein ganz eigenes Selbstbewusstsein, und 6 Welche Bedeutung hatHeimat fürSie? Durch meinen Berufhabeich vieleHeimaten.Das istnicht immer einOrt, sondern mehr etwasInnerliches.Essindvor allemMenschen, diemir vertraut sind unddie Bindungen zu einemOrt schaffen,andem ichfrei undoffen lebenkann. Das war zuletzt immer mehr Nordrhein-Westfalen, auch wenn ichdie Bande nachWienund seineUmgebungsehreng sind. Welchen Harald Krassnitzertrifft maninWien und welcheninWuppertal? Einund denselben. Wenn dasnicht so wäre,hätte ichein größeresProblem.Mit war es immer wichtig, beimir selbst zu sein undeinegesunde Erdung zu haben.Sonst könnteich meinen Berufgar nichtausüben. WarumengagierenSie sich in Österreichpolitisch und sind in Deutschland eher privat? Politisch binich sehr interessiert undauchen-

I NTERVIEW Harald Krassnitzer ermitteltinWienund lebt in Wuppertal Fotos (4): ORF gagiert. In Deutschland zeigtsichdas nichtsodeutlich,daich hier,mit Ausnahmedes regionalen,keinWahlrechthabe. Da istesschwieriger,sich einzumischen. Was würden Sie in Wuppertal gerne verändern? Zunächstwürde ichmir wünschen,dassesdortweniger Zwanggibt, immermehrShoppingcenter zu bauenund eher dieKulturder kleinenGeschäfteinden Stadtteilenerhaltenbleibt. Außerdem würde ichetwas für dieKneipenlandschafttun unddas Theateretwas besser ausstatten. Ansonstenkann dieStadt gernesobleiben,wie sieist. Wiehat WuppertalSie verändert? Es hatmich offener gemacht undmeinenBlick aufdie Welt verändert.Ich habegelernt,Vorurteileabzubauen.Dennwennman aus einemanderen Land kommt,sinddochder Zugang unddie Denkweise anders –auch wenn dieSprache diegleiche ist. Am ersten Taghabeich gedacht, wo komme ichdenndahin,dochin17Jahrenhabeich denOrt,andem tote Hose ist, niegefunden. Gleichzeitig hatsichauch derBlick aufmeinLandverändert.Dortkann ichnun liebevoller undnicht immer nurkritischhinschauen. Info: Harald Krassnitzerermitteltam23. Aprilum20.15 Uhr (ARD)erneutinWien. In seinem 40.Fall gerätMoritzEisnermit seiner Kollegin Bibi Fellner in einNetzwerk aufErpressung,Mobbing,Sex undPsychoterror. Dabeiführt ihre Spurensuchen sienicht etwa insMilieu,sondern in dieeigenenReihen. Um zu klären,wer fürden Todder Wiener Polizeischuleverantwortlichist,müssendie beiden Kommissare jedoch zunächst dieMauer desSchweigensdurchbrechen. DerTatortlässt sich auch gemeinsamgenießen: Intershop, Bochum:Der Club,Dieslaken; Tyde Studios/Wohnzimmer/Capone/Pauluskirche, Dortmund; Grammatikoff,Duisburg;FrüheroderSpäter/ Anyway,Essen; Kulturzentrum Pelmke,Hagen;Knuts,Witten 7

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